Eingabe löschen

Kopfbereich

Schnellnavigation

Hauptnavigation

Grünere Weihnachten mit Sendungsbündelung

Gerade in der Adventszeit laufen die Warentransporte auf Hochtouren. Wie die Zustellung der Weihnachtspakete viel effizienter ablaufen könnte, zeigt ein Modell der ZHAW School of Engineering. Es bildet die Grundlage für eine systematische Bestimmung einer optimalen Sendungsbündelung, um so den Güterverkehr in urbanen Gebieten zu reduzieren.

Die Anzahl Gütersendungen ist in der Vorweihnachtszeit besonders gross. Darüber hinaus haben sich die Einkaufsgewohnheiten so verändert, dass Warensendungen stetig zunehmen. Studien zufolge erwirtschafteten Schweizer Online-Shops im Jahr 2011 rund 25 Prozent mehr Umsatz als noch im Jahr 2010. Dieser Trend setzte sich im Jahr 2012 exponentiell fort. Der Anstieg der Gütersendungen erfordert vor dem Hintergrund von Klimawandel, Umweltverschmutzung und knapper werdender Ressourcen neue Lösungen für den urbanen Warentransport. Eine davon könnte die Bündelung von Sendungen verschiedener Logistikdienstleister im Bereich der Abholung und Auslieferung sein.

Innovative Ansätze für den Güterverkehr

An der ZHAW School of Engineering entwickelt das Institut für Nachhaltige Entwicklung (INE) zusammen mit dem Institut für Datenanalyse und Prozessdesign (IDP) eine Methode, mit deren Hilfe eine optimale Form der Sendungsbündelung bestimmt werden kann. Somit liesse sich der Güterverkehr in urbanen Räumen reduzieren. „Allein für die Paketauslieferung verkehren heute mehrere Dienstleister in den gleichen Quartieren und die Paketzustellung erfolgt einzeln, womöglich mit mehreren Zustellversuchen bei Abwesenheit des Empfängers“, so Helene Schmelzer, die das Projekt am INE leitet. „Und für die Aufgabe von Rücksendungen fährt jeder einzelne Kunde zur Postfiliale.“ Laut Schmelzer könnten im Bereich der Auslieferung die Bündelung von Sendungen in stadtnahen Verteilzentren und eine anbieterunabhängige Weiterverteilung zu einer Reduktion der zurückgelegten Distanzen und zu einer besseren Auslastung der – bestenfalls emissionsfreien – Lieferfahrzeuge führen. Bei der Paketzustellung und -aufgabe würden alternative Zustellungsorte wie beispielsweise günstig gelegene Abholfilialen oder automatische Paketstationen zu Bündelungseffekten und damit zur Reduktion von Verkehr, Umweltbelastungen, Lärm und Lieferkosten beitragen.

Erstmals systematische Methodik

Weltweit haben bereits mehrere Städte und Logistikdienstleister das Potenzial der Sendungsbündelung erkannt und entsprechende Lösungen umgesetzt. „Untersuchungen zeigen, dass diese Projekte mit der Konsolidierung von Sendungen die Anzahl Fahrten durchschnittlich um 60 bis 80 Prozent reduzieren konnten“, so Schmelzer. „Doch gibt es bisher keine systematische Methodik für eine optimale Sendungsbündelung im urbanen Umfeld.“ In einem sonderfinanzierten Projekt hat das INE seine Kenntnisse in Logistik und räumlicher Analyse mit den Kompetenzen des IDP in Bezug auf Simulation und Modellierung vereint. Entstanden ist ein erster Prototyp, der – gefüttert mit den entsprechenden Daten des jeweiligen Standortes – die verschiedenen Alternativen modelliert und nach ihren Auswirkungen in Bezug auf Kosten, Transportzeit, Verkehrsaufkommen und Umweltaspekte analysiert. Darauf basierend kann dann die optimale Lösung für die jeweilige Stadt ermittelt werden.

Konkrete Anwendung möglich

Mit Hilfe der entwickelten Standortpotenzialanalyse kann die ideale Lage möglicher Verteilzentren bzw. Zustellungspunkte bestimmt werden. Ein Modell ermittelt, wie die optimale Feinverteilung ausgestaltet werden soll. Beispielsweise wird berechnet, welche Warengruppen geeignet sind und welche Fahrzeuge für die Lieferung notwendig sind. „Je nach Warenumfang und Route können innerhalb der Stadt vermehrt Elektrofahrzeuge oder Fahrradkuriere zum Einsatz kommen“, erklärt Schmelzer. Der entwickelte Prototyp stellt die Grundlage für ein systematisches Optimierungstool dar, welches grundsätzlich für jede Stadt und zur Lösung diverser Güterbündelungsprobleme verwendet werden kann. Es bestehen bereits Kooperationen mit der Stadt Zürich und verschiedenen Logistikdienstleistern, die an entsprechenden Lösungen interessiert sind.