Eingabe löschen

Kopfbereich

Schnellnavigation

Hauptnavigation

Bericht zum Praxistag Kulturmanagement «Literatur- und Verlagsmanagement» am 18. November 2016

Ein Beitrag von Sarah Wendle, Teilnehmerin Masterprogramm in Arts Management

Der diesjährige Praxistag «Literatur- und Verlagsmanagement» startete bei Pro Helvetia in Zürich mit einem einem Einblick in die kulturpolitischen Rahmenbedingungen der Literaturförderung in der Schweiz. Angelika Salvisberg, die Leiterin des Fachbereichs Literatur und Gesellschaft, erläuterte die Gründungsgeschichte, den organisatorischen Aufbau sowie die Ziele der Stiftung. Ausführlich ging sie auf die Übersetzungsförderung ein, der angesichts der Mehrsprachigkeit der Schweiz eine herausragende Rolle zukommt. Eva Stensrud, zuständig für den Bereich Kommunikation, erläuterte die wesentlichen Promotions- und Fördermassnahmen, von denen Autoren und Verlage profitieren können. Die Verlagsbranche in der Schweiz ist angesichts von starkem Franken und Wegfall der Buchpreisbindung stark unter Druck. In diesem Zusammenhang ging Angelika Salvisberg auch näher auf das 2016 eingeführte Instrument der Verlagsförderung durch das Bundesamtes für Kultur ein – ein Thema, das auch in der Abschlussdiskussion am Nachmittag zur Sprache kam.

Dirk Vaihinger, Verleger von Nagel & Kimche, stellte anschliessend detailliert den Aufbau und die Funktionsweise eines Publikumsverlags vor. Insbesondere ging er auf die Rolle des Lektors als Bindeglied zwischen Autor und Verlag ein. Auch betonte er den Wandel der Medienlandschaft, infolgedessen das Format der klassischen Buchbesprechung in den Printmedien immer seltener werde – eine für Autoren wie Verlage folgenreiche Entwicklung, denn die Literatur lebt entscheidend von Kritik, von Austausch und Gespräch.

Eine interessante Perspektive für die Verknüpfung von Kulturmanagement und Bibliothekswesen eröffnete die Bibliothekarin und MAS-AM-Absolventin Barbara Tribelhorn. Anschaulich schilderte sie den Funktionswandel von Bibliotheken hin zu einem «dritten Raum» für die Nutzer und Besucherinnen: Orte ohne Konsumzwang werden im heute immer stärker kommerzialisierten öffentlichen Raum immer seltener, und hier können Bibliotheken eine ganz neue Rolle spielen. Im Zeitalter von permanent online verfügbarer Information kommt den Bibliotheken unter dem Stichwort Informationskompetenz zudem eine wichtige Aufgabe zu: Wie kann man einen kritischen Umgang mit Information vermitteln – und wo kann man auch ohne Google fündig werden? In der Bibliothek Schaffhausen sucht die Literaturvermittlung zudem neue Wege, um die Zugangsbarriere für potenzielle Nutzer (die z.T. noch gar kein Deutsch sprechen) zu senken und ein Integrationsangebot für MigrantInnen zu bieten.

Gastgeberin des Nachmittagsteils war die Leiterin des Literaturhauses Zürich, Gesa Schneider, in den Räumlichkeiten der Museumsgesellschaft. Sie schilderte ihre Programmarbeit: Welche Anforderungen stellen sich und wie kann man ein Programm gestalten, das möglichst allen Anspruchsgruppen in einer Stadt wie Zürich gerecht wird? Unabdingbar ist eine gute Zusammenarbeit mit den etablierten lokalen Partnern und den wichtigen deutschsprachigen Verlagen, aber auch junge Autoren, die das Potenzial haben, ihre eigene «Community» in das Haus mitzubringen, sind ein wichtiger Bestandteil der Programmarbeit. So haben Gesa Schneider und ihr Programmteam z.B. das Format des Debütantendoppels entwickelt.

Zur Frage, wie ein junges Publikum für die Literatur gewonnen werden kann, bot Mariann Bühler einen interessanten Ansatz. Sie stellte das Format der «Sofalesungen» vor, das sie vor drei Jahren als Impulsprojekt mit Unterstützung des Literaturhaus Basel initiiert haben. Inzwischen ist der Fonds des Migros Engagement eingestiegen und gewährt dem Projekt, das nun schweizweit läuft, eine dreijährige Anschubfinanzierung. Die Sofalesungen sind ein eindrückliches Beispiel, wie man literarische Lesungen von ihrem fälschlicherweise elitären Image befreien kann.

Das abschliessende Podium mit allen ReferentInnen, zu dem zusätzlich Jeannine Hauser vom Kaufleuten hinzukam, bot eine angeregte Diskussion und war ein schönes Beispiel dafür, wie wichtig der stete Austausch verschiedener Akteure innerhalb einer Branche ist, denn auch wenn man sich kennt: Man kann immer noch etwas Neues voneinander lernen. Fazit: Ein sehr gelungener Praxistag mit vielfältigen Beiträgen und gedanklichen Inputs für das Kulturmanagement!