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ADHS behandeln: Empfehlungen aus Sicht von Kinderärzt:innen

Eine unter Pädiater:innen durchgeführte Umfrage zeigt, dass sowohl die Diagnose wie auch die Behandlung von ADHS in der Schweiz noch Raum für Verbesserungen bieten.

Im Rahmen des interprofessionellen «Kinder fördern»-Projekts hat die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW eine Studie zur Diagnose und Behandlung von ADHS bei Kindern und Jugendlichen in der Schweiz durchgeführt. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit den Universitäten Neuchâtel und Zürich sowie dem Kantonsspital Winterthur und dem Universitäts-Kinderspital Zürich erarbeitet. Insgesamt nahmen 151 Kinderärzt:innen teil, die in einer Online-Umfrage ihre Behandlungspraktiken und die Herausforderungen im Umgang mit ADHS darlegten.

Diverse Behandlungsansätze

Die Ergebnisse der Studie sind vielschichtig und zeigen, dass mehrere Behandlungsansätze bei ADHS angewendet werden: Medikamentöse Therapie, Psychotherapie und multimodale Behandlungsformen, also eine Kombination verschiedener Therapieformen z.B. Medikamente und Gesprächstherapie, wurden von den meisten Kinderärzt:innen häufig empfohlen und angewendet.

«Was die Diagnose von ADHS betrifft, ergibt die Studie, dass in der Regel drei Konsultationen mit den Eltern geplant werden, wovon zwei in Anwesenheit des Kindes stattfinden», sagt Frank Wieber, Ko-Studienleiter und Professor am Institut für Public Health an der ZHAW. Mehr als die Hälfte der befragten Kinderärzt:innen informiere ihre Patient:innen umfassend über ADHS und erläutere ihnen mögliche Behandlungsoptionen, darunter Coaching, medikamentöse Therapie und ergotherapeutische Massnahmen.

Herausforderungen und Massnahmen

Laut Wieber stossen Kinderärzt:innen jedoch auch auf einige Herausforderungen bei der ADHS-Diagnostik. Dazu gehören etwa die subjektiven diagnostischen Kriterien, die eine einheitliche Diagnosestellung erschweren, und der Mangel an Psychotherapieoptionen aufgrund eines Fachkräftemangels. Hinzu kommt eine teils negative Einstellung von Eltern, Lehrpersonen und der breiten Öffentlichkeit gegenüber ADHS, was die ganzheitliche Behandlung und das Verständnis für die Erkrankung erschwert.

Um die Situation zu verbessern, empfehlen die Pädiater:innen konkrete Massnahmen. Dazu zählt die Förderung des Wissens über ADHS bei Kinderärzt:innen, um eine einheitliche und frühzeitige Diagnosestellung zu gewährleisten. Ebenso wird die Bedeutung einer angemessenen Vergütung für die interprofessionelle Zusammenarbeit bei der Behandlung von ADHS-Patient:innen betont, um eine umfassende Betreuung zu ermöglichen. Darüber hinaus sollten nicht-pharmazeutische Therapieoptionen gestärkt werden, um individuell auf die Bedürfnisse der betroffenen Kinder eingehen zu können.

Schlüsselelemente für Behandlung

«Die Zusammenarbeit mit Lehrpersonen und Schulsozialarbeiter:innen wird als Schlüsselelement für die Bewältigung von ADHS in schulischen Umgebungen hervorgehoben», erläutert Frank Wieber weiter. «Die öffentliche Aufklärung über ADHS spielt ebenfalls eine zentrale Rolle, um die Akzeptanz für betroffene Kinder und ihre Familien zu fördern».

Insgesamt zeigt die Studie auf, dass die Diagnose und Behandlung von ADHS in der Schweiz noch Raum für Verbesserungen bieten. «Indem Kinderärzt:innen ihr Wissen erweitern, interdisziplinäre Zusammenarbeit gestärkt und nicht-pharmazeutische Optionen gefördert werden, könnte die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit ADHS nachhaltig verbessert werden», fasst Wieber zusammen.