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Start-up LEDCity: Nur dann beleuchten, wenn's nötig ist

ZHAW-Absolvent Patrik Deuss entwickelt mit seinem Team automatisierte, effiziente LED-Beleuchtungsröhren. Sie verbrauchen weniger Strom und regulieren ihre Lichtintensität mithilfe eines Bewegungsradars selber. Sein Start-up-Unternehmen LEDCity wird nun von der Klimastiftung Schweiz gefördert.

Wie viel Strom liesse sich einsparen, wenn die Lampen in Fussgängerunterführungen nachts nur dann leuchten, wenn wirklich jemand hindurchgeht? Diese Frage stellte sich Patrik Deuss während einer Vorlesung im Studium der Energie- und Umwelttechnik an der ZHAW School of Engineering. «Es ging darum, Energieeinsparpotenziale aufzudecken», erinnert sich der Absolvent. «Tesla tut dies im Transportsektor, dieser ist jedoch sehr kostenintensiv. Mir kam damals die Idee, dass im Beleuchtungssektor noch viel Luft nach oben ist.» Ihm war aufgefallen, dass seit Jahrzehnten hauptsächlich daran geforscht wird, mit weniger Leistung mehr Licht zu erzeugen. «Zur Berechnung der Energiekosten muss der Strompreisfaktor nicht nur mit der Leistung, sondern auch mit der Leuchtzeit multipliziert werden», erklärt Patrik Deuss. «Der Faktor Zeit wird unterschätzt, trägt aber letztlich gleich viel zum Produkt der Multiplikation bei.»

Prototyp in Bachelorarbeit entwickelt

Noch während des Studiums begann Patrik Deuss mit der Entwicklung eines innovativen Lösungsansatzes und gründete gemeinsam mit zwei Kollegen seine Firma LEDCity. Im Rahmen seiner interdisziplinären Bachelorarbeit zusammen mit einer Elektrotechnik-Absolventin konnte Patrik Deuss seine Idee in ein Funktionsmuster umsetzen: «Das Know-how aus der Elektrotechnik war enorm wichtig, um einen funktionierenden Prototyp zu entwickeln.» Schliesslich entstand die erste interaktive LED-Röhre. Sie vereint den geringeren Leistungsverbrauch durch LEDs mit einem Radar für automatisches Ein- und Ausschalten. «Ersetzen wir beispielsweise in einer Unterführung die herkömmlichen Fluoreszenz-Röhren mit interaktiven LED-Röhren, sparen wir einerseits 50 Prozent beim Leistungsverbrauch und zusätzlich rund 90 Prozent bei der Beleuchtungszeit, weil sich das Licht nur bei Bedarf einschaltet», so Patrik Deuss. «Die Kombination aus LED und Bewegungsradar ist ein unschlagbares ökonomisches wie auch ökologisches Mittel, um die Betriebskosten zu senken. Das Betätigen eines Lichtschalters soll der Vergangenheit angehören.»

«Das Betätigen eines Lichtschalters soll der Vergangenheit angehören.»

Patrik Deuss, Geschäftsführer von LEDCity

Mehr als nur ein Bewegungsmelder

Betreiber sträuben sich im öffentlichen Raum häufig vor den Kosten und der Installation von Bewegungsmeldern. Zudem darf das Licht vielerorts aus rechtlichen Gründen nicht komplett ausgeschaltet werden. In der interaktiven LED-Röhre ist der Bewegungsradar schon integriert. Sie kann einfach statt der bestehenden Leuchtröhre eingesetzt werden – ohne zusätzlichen Installationsaufwand. Ausserdem handelt es sich um keinen gewöhnlichen Bewegungsmelder, sondern um einen radarbasierten Sensor mit Hochfrequenzsignal. Dieser hat eine grössere Reichweite und nimmt sogar die Geschwindigkeit der Bewegung war. So unterscheidet er beispielsweise Fussgänger und Fahrradfahrer in einer Unterführung. Patrik Deuss erklärt, dass diese dann quasi in einer fliessenden Bewegung vom Licht begleitet werden: «Es soll sich nicht wie bei einem Bewegungsmelder die ganze Beleuchtung der Unterführung abrupt einschalten und nach mehreren Minuten wieder komplett ausschalten, sondern es werden Lichtstimmungen in verschiedenen Helligkeiten erzeugt. Dies reduziert den Energieverbrauch auf ein Minimum und ist angenehmer für die Passanten.»

Erfolgreiche Feldversuche in Zürich

Seinen Prototyp hat Patrik Deuss gemeinsam mit dem Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) bereits versuchsweise in einer Fussgängerunterführung eingesetzt. «Wir haben dort zehn herkömmliche Röhren durch unsere interaktiven LED-Röhren ersetzt», so Patrik Deuss. «Messungen haben ergeben, dass in diesem Abschnitt der Stromverbrauch um 89 Prozent reduziert werden konnte – und dies war wohlgemerkt nur der erste Prototyp.» Ein zweiter, verbesserter Prototyp soll in den kommenden Wochen zum Einsatz kommen und im nächsten Jahr zum Serienprodukt heranreifen. «Wir werden diesen Prototyp wiederum mit Hilfe von EWZ in Zürich einsetzen», so Patrik Deuss. «Die Zusammenarbeit gibt uns neben der technischen Seite auch Aufschluss darüber, welche Ansprüche potenzielle Kunden an unser Produkt stellen.»

Breite Unterstützung für LEDCity

Die Technologie könnte sich Patrik Deuss künftig auch in anderen Leuchtmitteln vorstellen, Priorität hat aber die Entwicklung des ersten Serienprodukts. «Wir haben mit der Röhrenform angefangen, weil es hier noch keine vergleichbaren Produkte gibt und ein grosser Bedarf besteht», so der Jungunternehmer. Seit letzten Sommer erhält Patrik Deuss Unterstützung vom RUNWAY Startup Incubator der ZHAW, der Start-up-Unternehmer in ihrer Frühphase begleitet und fördert. Finanziell ist der Weiterentwicklung zum Serienprodukt inzwischen der Weg geebnet worden. Zur Förderung des Projekts hat LEDCity vor kurzem die stolze Summe von CHF 150'000 von der Klimastiftung Schweiz zugesprochen bekommen. «Unsere Motivation für dieses Projekt ist ohnehin riesig, aber diese Art der Wertschätzung ist zusätzlich ein deutliches Signal, dass wir auf dem richtigen Weg sind und das grosse Potenzial unserer Lösung erkannt wird.»