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Unterwegs durch den perfekten Tunnel

Seit Dezember 2016 ist der Gotthard Basistunnel im fahrplanmässigen Betrieb der SBB. Täglich durchqueren bis zu 250 Züge den längsten Tunnel der Welt. ZHAW-Alumnus Christian Glättli hat als Testingenieur massgeblich zum Gelingen dieses Jahrhundertprojekts beigetragen.

Am Morgen des 11. Dezember 2016 ist es soweit: Christian Glättli sitzt auf persönliche Einladung von SBB-Chef Andreas Meyer im ersten regulären Personenzug durch den Gotthard Basistunnel. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 200 km/h durchquert er die Alpen. Rund 5'000 Probefahrten sind zuvor durchgeführt worden, um den reibungslosen Betrieb durch den 57 Kilometer langen Tunnel gewährleisten zu können. Acht Jahre hat Christian Glättli als Testingenieur bei der Thales Rail Signalling Solutions AG an der Realisierung des Jahrhundertprojekts mitgewirkt. Mit seinem Team ist der Informatik-Absolvent der ZHAW School of Engineering für die Tests der Sicherungsanlage verantwortlich gewesen.

Zusammenspiel von Software und Hardware

«Wenn ich zurückblicke, war der 5. Dezember 2013 für mich persönlich das grösste Highlight», so Glättli. Damals sass er ebenfalls im Zug. Es war die erste Testfahrt mit der neu entwickelten Software. Nach fünf Jahren Entwicklungszeit und unzähligen Simulationen unter Laborbedingungen erfolgte an jenem Tag der erste Feldtest. «Wir hatten zuvor Simulationen für die gleichzeitige Abfertigung von bis zu 60 Zügen durchgespielt», erinnert sich Glättli. «Ich wusste, dass die Software einwandfrei funktionieren würde, dennoch erzeugte die erstmalige Verbindung zur Hardware bei mir ein besonderes Kribbeln.» Seine Nervosität war schliesslich unbegründet: Die Implementierung der Software gelang auf Anhieb. Danach folgten tausende Probefahrten – sozusagen der Feinschliff.

«Täglich durchfahren rund 50 Personenzüge und bis zu 200 Güterzüge den Tunnel; für eine solche Auslastung braucht es ein System, das hochverfügbar ist.»

Christian Glättli, ZHAW-Absolvent und heute Testingenieur bei der Thales Rail Signalling Solutions AG

Sicherheitssystem bis zur Perfektion optimiert

Am Gotthard Basistunnel gilt es insgesamt vier Stellwerke zu steuern, damit der einwandfreie Betrieb gewährleistet ist. «Täglich durchfahren rund 50 Personenzüge und bis zu 200 Güterzüge den Tunnel; für eine solche Auslastung braucht es ein System, das hochverfügbar ist», so Glättli. Alle seien sich ihrer besonderen Verantwortung während des gesamten Entwicklungsprozesses bewusst gewesen. «Wir haben tausende von Fällen durchgespielt, um das System immer weiter bis zur Perfektion zu verbessern.» Nicht nur eine enorme Verantwortung lastete auf den Schultern der Ingenieurinnen und Ingenieure, sondern auch der Zeitdruck – war der Termin für die Eröffnung des Tunnels doch bereits Jahre im Voraus festgelegt worden. «Wir waren sozusagen die letzten in der Umsetzungskette», erklärt Glättli. «Erst wird ein Tunnel gebohrt, dann die Infrastruktur eingebaut und am Ende braucht es noch funktionierende Stellwerke für den reibungslosen Betrieb.»

Schweiz schreibt Eisenbahngeschichte

Nach nicht einmal 20 Minuten Fahrzeit erblicken die Passagiere wieder das Tageslicht und treffen schliesslich pünktlich auf die Minute in Lugano ein. Mit dem Fahrplanwechsel sind die Deutschschweiz und das Tessin rund 30 Minuten näher zusammengerückt. Und Christian Glättli resümiert: «Einmal mehr hat die Schweiz Eisenbahngeschichte geschrieben und ein weiteres Symbol für die Schweizer Innovationskraft, Präzision und Zuverlässigkeit in Betrieb genommen.» Auf Christian Glättli wartet schon das nächste grosse Eisenbahnprojekt: der Ceneri Basistunnel, der südlich vom Gotthard liegt und die Stationen Bellinzona und Lugano verbinden wird. Mit gut 15 Kilometern Länge ist er deutlich kürzer als der Gotthard Basistunnel. Glättli freut sich auf das nächste Vorhaben: «Ich bin nun als Teilprojektleiter verantwortlich für das Stellwerk und das Zugsicherungssystem ETCS.» Im Jahr 2020 wird die SBB auch diese Linie im Fahrplan aufnehmen.