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Absolventenporträt: Teamleiter Automation

«Die ZHAW hat mir das Tor nach Asien geöffnet»

Nach seinem Masterabschluss an der ZHAW School of Engineering trat Matthias Bleibler eine Stelle im chinesischen Dongguan an und arbeitete zwei Jahre im Reich der Mitte. Es sei eine ebenso anspruchsvolle wie bereichernde Zeit gewesen, berichtet er wieder zurück in der Schweiz: «Die Welt ist für mich etwas enger zusammengerückt.»

Dongguan, nördlich von Hongkong gelegen, wichtiger Wirtschaftsstandort, mit rund 8,3 Millionen Einwohnenden fast so bevölkerungsreich wie die gesamte Schweiz: Dorthin hat es Matthias Bleibler gleich nach seinem Masterabschluss an der ZHAW School of Engineering verschlagen. «Dass ich ins Ausland wollte, stand für mich schon lange fest», sagt der 29-Jährige heute. «Es war die ZHAW, die mir das Tor nach Asien geöffnet hat.» Im Rahmen seines Masterstudiums reiste er gemeinsam mit seinen Kommiliton:innen für einige Wochen nach China, hat Wirtschaftsluft geschnuppert und Kontakte geknüpft. «Das China-Blockmodul war hervorragend organisiert: Innert kürzester Zeit haben wir zahlreiche Regionen, Städte und Firmen kennengelernt.» Der Funke ist übergesprungen: Matthias Bleibler liess sich von der ganz grundlegenden Andersartigkeit Chinas begeistern, hat sich nach seinem Abschluss explizit auf dortige Stellen beworben und schliesslich eine Stelle bei Marti EPC in Dongguang angenommen.

«Meine Aufgabe war es, die Herstellung und Qualitätskontrolle dieser Förderanlagen zu automatisieren. Dazu gehörte unter anderem der Aufbau einer eigenen Automationsabteilung in Dongguan.»

Mathias Bleibler

Kulturelle Unterschiede, andere Denkweisen

Die Firma stellt Förderanlagen für den Tunnelbau her. «Meine Aufgabe war es, die Herstellung und Qualitätskontrolle dieser Förderanlagen zu automatisieren. Dazu gehörte unter anderem der Aufbau einer eigenen Automationsabteilung in Dongguan.» Kulturelle Unterschiede fielen dabei besonders ins Gewicht. «Ich musste zum Beispiel erst lernen, wie chinesische Partner:innen und Mitarbeitende kommunizieren, wie genau welche Äusserungen zu interpretieren sind», erklärt er. Das sei noch wichtiger als die Sprache selber, erklärt er: «Ich habe zwar Chinesisch gelernt und kann mich verständigen. Viel wichtiger aber ist die Offenheit, um anerkennen zu können, dass es Menschen mit komplett anderen Denkweisen gibt. Insgesamt arbeitete er zwei Jahre im Reich der Mitte.» Matthias Bleibler spricht von einer bereichernden Erfahrung: «Ich konnte meinen Pioniergeist während dieser Zeit ausleben und habe meinen Horizont beruflich und persönlich erweitert. Die Welt ist für mich etwas enger zusammengerückt.» Einen längeren Auslandsaufenthalt empfiehlt er allen, denen sich die Chance dazu bietet – am besten weit weg, ausserhalb von Europa.

Zurück in der Schweiz

Seit einem halben Jahr ist Matthias Bleibler nun wieder zurück in der Schweiz – und dankbar für Dinge, die er in China manchmal vermisst hat. «Gesundes Essen, saubere Luft und ein durchgängiges Rechtssystem sind in China keine Selbstverständlichkeit. Umso mehr weiss ich das Leben in der Schweiz wieder zu schätzen.» Er arbeitet als Teamleiter Automation bei Bühler in Uzwil, wo unter anderem Maschinen zur Getreideverarbeitung hergestellt werden. Mit seinem internationalen, achtköpfigen Team aus den Bereichen Maschinensteuerung, Software und Hardwareplanung treibt er die Automation dieser Maschinen weiter voran. Diese anspruchsvolle Aufgabe hat ihn gereizt; eine Rückkehr in die Schweiz war eher sekundär. «Ich habe mich auch in anderen Ländern nach Stellen umgesehen. Bei Bühler haben aber schliesslich Aufgabengebiet, Möglichkeit zu Veränderung und die Unternehmensphilosophie perfekt gepasst.»

Technikbegeisterter Kindergärtler

Die Ingenieurskarriere von Matthias Bleibler hat schon früh begonnen. «Ich kann mich erinnern, dass mich Technik von klein auf fasziniert hat. Mein Heimweg vom Kindergarten zum Beispiel führte an einer Mulde vorbei, woraus ich – zum Missfallen meiner Eltern – ausgediente Geräte und Schrott stibitzte, mit nach Hause schleppte und stundenlang daran herumwerkelte.» Nach der obligatorischen Schulzeit begann er eine Automatikerlehre in einem kleinen Familienbetrieb. «Dort wurden keine Serienprodukte, sondern Einzelanfertigungen, Sondermaschinen und Prototypen hergestellt. So kam ich in Kontakt mit einer besonders grossen Bandbreite an verschiedenen Technologien.» Sein Interesse für Automation war damit geweckt; nach der Lehre wollte er sein Wissen erweitern und theoretisch vertiefen und studierte Systemtechnik an der ZHAW School of Engineering. 

«Das fachliche Wissen ist die Grundlage. Für mich zahlten sich aber vor allem die Erfahrungen im Projektmanagement aus, die ich während des Studiums erworben hatte.»

Masterarbeit als Meilenstein

Mit einer internationalen Berufskarriere vor Augen schrieb er sich gleich danach für den Master of Science in Engineering (MSE) ein. Als Masterarbeit entwickelte er – passend zu seinen Schwerpunktgebieten industrielle Automation und Robotik – einen Montageroboter zur vollautomatischen Verschweissung von Kunststoffabdichtungen auf Flachdächern. «Diese Masterarbeit war ein wichtiger Meilenstein für mich», resümiert er. «Zum einen hat es exemplarisch alle meine fachlichen Kompetenzen vereint: von der Erstellung des Konzepts, der mechanischen Konstruktion des Roboters über die Steuerung bis hin zur Software. Zum anderen konnte ich Teile der Masterarbeit als Bachelorarbeit für jüngere Studierende ausschreiben und so die Leitung eines ersten kleinen Projekts übernehmen.»

Investition, die sich lohnt

Die Fähigkeiten, die er während des MSE-Studiums erworben hatte, kamen ihm während der Zeit in China  zugute. «Das fachliche Wissen ist die Grundlage. Für mich zahlten sich aber vor allem die Erfahrungen im Projektmanagement aus, die ich während des Studiums erworben hatte: Dadurch konnte ich Führungserfahrung sammeln, lernte, wie man strukturiert vorgeht, wie man Meetings effizient durchführt, Präsentationen hält, sich schnell in neue Materie einarbeitet und sich Wissen beschafft. Für meine Arbeit in China waren diese Kompetenzen essenziell.» Auch der MSE als solcher habe ihm viele Türen geöffnet: Sobald man sich ausländischer Konkurrenz stelle, sei der Mastertitel unerlässlich. «Klar braucht das zusätzliche Studium Durchhaltewillen: Während die Kolleg:innen aus dem Bachelorstudium schon arbeiten und Geld verdienen, hängt man selber nochmals anderthalb Jahre eines fachlich sehr anspruchsvollen Studiums an.» Die ersten Karriereschritte von Matthias Bleibler zeigen aber deutlich, dass sich diese Investition lohnt.

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