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Warum essen wir, was wir essen?

Auf welcher Grundlage entscheiden wir rund 73 000-mal pro Jahr, was auf unseren Teller kommt? ZHAW-Forscherinnen gehen dieser Frage in einer länderübergreifenden Drei-Generationen-Studie nach. Die aktuelle ZHAW-Impact Ausgabe fasst die ersten Ergebnisse zusammen.

Vollkornsandwich
Vollkornprodukte werden heute öfter konsumiert als früher.

ZHAW-Impact Nr. 34 vom September 2016

Es sind viele komplex interagierende Faktoren, die unser Essverhalten beeinflussen», stellt Christine Brombach fest. Gemeinsam mit drei Kolleginnen an deutschen Hochschulen in Jena, Karlsruhe und Sigmaringen wollte die Leiterin der Fachstelle Ernährung an der ZHAW in Wädenswil diesen Faktoren auf den Grund gehen. Dank des Kontakts zu den Studierenden erreichte das Team  eine Stichprobe über drei Generationen. «Wir gaben den Studierenden einen Fragebogen mit und baten sie, ihn an ihre Eltern und wenn möglich auch an ihre Grosseltern weiterzugeben», erzählt Brombach. 247 Menschen im Alter zwischen 16 und 91 Jahren beantworteten die gleichen 31 Fragen rund ums Thema Ernährung: Wie oft essen Sie heute Früchte? Wie oft nahmen Sie früher Fleisch oder Milchprodukte zu sich? «Ziel war ein inter- und intragenerationaler Vergleich», erklärt Christine Brombach.

Milchprodukte für alle wichtig

Die Auswertungen zeigen: Gewisse Ernährungsmuster scheinen sich nicht zu verändern. Der Verzehr von Milchprodukten etwa scheint heute wie früher über alle Generationen und Lebensläufe hinweg konstant. Brombach betont: «Milchprodukte haben offenbar ein sehr positives Image und sind für alle gleich bedeutsam.» Anders bei Vollkornprodukten oder alkoholischen Getränken: Diese werden heute öfter konsumiert als früher. Brombach erklärt, wie es zu diesen Verschiebungen und Konstanten kommt: «Das Angebot schafft gewisse Rahmenbedingungen. Zudem lernen wir als Kinder, was essbar ist, erlernen Tischsitten und den Umgang mit Lebensmitteln. Das Umfeld spielt eine Rolle: Die Werte und Einstellungen, die wir mit dem Essen verbinden, oder auch die Zeit, die wir haben, um zu essen oder das Essen vorzubereiten.»

Unterschied bei Fertiggerichten

Daneben stellte das Team einige übergeordnete Faktoren fest, welche die Ernährung prägen. «Die ältere Generation isst weniger Convenience-Produkte als junge Menschen», sagt Brombach. Eine Erklärung wäre, dass diese Produkte teurer sind, Pensionäre mehr Zeit zum Kochen haben und deshalb keine Convenience brauchen. Doch die Ernährungsexpertin geht vielmehr davon aus, dass es an der Zeit liegt, in die wir hineingeboren werden: «Wir empfinden Lebensmittel als selbstverständlich, die unsere Eltern oder Grosseltern noch gar nicht kannten. Gewohnheit und bestimmte Fertigkeiten und Kenntnisse, die eine Generation auszeichnen, sind auch in der Ernährung wichtige Faktoren.»

Brombach und ihr Team gewannen mit der Studie einen ersten Überblick: «Wegen der kleinen Stichprobe und des Studiendesigns erheben wir keinen Anspruch auf Repräsentativität.» Jetzt will Brombach weiter in die Tiefe forschen: «Wir wollen zum Beispiel analysieren, wie sich der Zeitaufwand für die Nahrungsmittelzubereitung im Privathaushalt im Verlauf der Generationen ändert. Oder Veränderungen in den Speisenvorlieben erforschen.» Eine fast abgeschlossene Masterarbeit befasst sich mit der Ernährungsbiografie und dem Ernährungsverhalten von Schweizer Senioren. Denn: Im Alter ist Ernährung ein wichtiger Faktor für Wohlbefinden, Gesundheit und Selbstständigkeit. Gleichzeitig kann ein älterer Mensch auf mehr Erfahrungen zurückgreifen als ein junger, und sein Bedarf an Nährstoffen ändert sich. So gewinnt die Frage «Was esse ich?» für Senioren an Bedeutung.

Autorin: Christine Arnold