Eingabe löschen

Kopfbereich

Schnellnavigation

Hauptnavigation

Dekarbonisierungsrechner: Dekarbonisierung des Schweizer Energiesystems

In einer interaktiven Webapplikation können Sie die Dekarbonisierung des Schweizer Energiesystems selber simulieren und sehen sofort die Effekte auf Strombedarf, Treibhausgas-Emissionen, globale Erwärmung und mehr.

Wie erreicht die Schweiz die Ziele des Pariser Abkommens?

Die inländischen Treibhausgas-Emissionen der Schweiz betrugen im Jahr 2017 47.2 Mio. Tonnen CO2-eq2, wovon 75% energiebedingt waren1. Um das Pariser Klimaabkommen von 2015 einzuhalten und den Klimawandel zu begrenzen, ist ein rascher Umbau des Schweizer Energiesystems unumgänglich. Als zweite Herausforderung wird thematisiert, dass die Schweiz bereits heute im Winter Strom importiert, während sie im Sommer Strom exportiert. Ohne Gegensteuer wird sich die Situation mit dem Abschalten der AKW, dem Zubau von Photovoltaik-Strom und dem Einsatz von Wärmepumpen zur Beheizung der Gebäude im Winter weiter verschärfen. In der Energiebranche, in der Politik, aber auch in der breiten Bevölkerung wissen viele Personen nicht, dass ein rascher Umbau möglich ist beziehungsweise welche Lösungsoptionen mit welchen Vor- und Nachteilen verfügbar sind. Die Gefahr ist gross, dass aufgrund von Meinungen anstatt Fakten entschieden wird. Dazu liefert dieses Projekt eine innovative, einzigartige Lösung: Anstelle eines Berichtes mit vorgegebenen Szenarien kann die Benutzerin oder der Benutzer im interaktiven Dekarbonisierungs-Rechner den zukünftigen Energiemix für die Mobilität und für die Wärmeversorgung von Gebäuden, sowie die Stromproduktion für ein Zieljahr zwischen 2030 und 2050 selber definieren. Die Auswirkungen in Bezug auf Treibhausgas-Emissionen, Strombedarf, Versorgungssicherheit mit Strom, saisonaler Speicherbedarf, globale Temperaturerhöhung und so weiter werden sofort angezeigt. 

Das Simulationsmodell soll beim Benutzer / der Benutzerin die Verständnisse für die Zusammenhänge zwischen einzelnen Energieträgern, dem CO2-Ausstoss und dem Strombedarf wecken und vertiefen. Da die Resultate abhängig von den Präferenzen des Anwenders sind, haben diese Ergebnisse einen explorativen Charakter und dürfen nicht mit den Energieperspektiven des Bundes verwechselt werden, welche wahrscheinliche Entwicklungen der verschiedenen Technologien und deren Auswirkungen aufzeigen. Ein vereinfachter Prototyp des Simulationsmodells ist online verfügbar. Im Oktober 2019 wurde der Prototyp an der Publikumsmesse OLMA an einem Sonderstand erprobt.

1 Bundesamt für Energie BFE. (2019). Energiestrategie 2050, Monitoring-Bericht 2019, Kurzfassung, S.33.

2 Bundesamt für Umwelt BAFU (2019). Klima: das Wichtigste in Kürze. Abgerufen von: https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/inkuerze.html (zuletzt besucht: 26.11.2019).

Dekarbonisierungsrechner online ausprobieren

Klicken Sie auf den folgenden Link um den Prototypen zu öffnen und Ihre eigenen Energieszenarien auszuprobieren:

Dekarbonisierungsrechner öffnen

Einführungsvideo öffnen (Youtube)

Zielpublikum

Das Modell richtet sich an Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, Politikerinnen und Politiker und Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz, welche sich damit interaktiv den CO2-Ausstieg selber zusammenstellen können und so erleben, dass wir rasch handeln und Energie-Einsparungen sowie den Zubau von erneuerbaren Energien stark forcieren sollten. Dabei soll insbesondere der Importbedarf von Energie (Unabhängigkeit, Versorgungssicherheit) und die Kompatibilität mit den Zielen des Übereinkommens von Paris (CO2-Ausstoss, Klimaerwärmung und deren Effekte) im Vordergrund stehen.

Motivation für dieses Tool

Das 1.5-Grad Ziel beim Klimawandel bzw. die Übereinkunft von Paris verlangen eine vollständige Dekarbonisierung des Energiesystems der Schweiz bis zum Jahr 2030 (oder je nach Quelle bis 2040). Die Schweizer Energiepolitik richtet sich heute aber nach der Energiestrategie 2050, welche primär den Ersatz von Strom aus Atomkraftwerken, aber nicht die erforderliche Dekarbonisierung des Energiesystems beinhaltet. Dies führt dazu, dass die Ziele der Schweizer Energiepolitik nicht kompatibel sind mit den Zielen der Schweizer Klimapolitik. Dieser Umstand ist der Bevölkerung, der Schweizer Politik und selbst der Energiebranche weitgehend unbekannt. Gegner von Windkraftwerken argumentieren zum Beispiel häufig, dass die Schweiz schon heute mehr als genug Strom habe und deshalb keine weiteren Kraftwerke benötige…

Begründung für die Erstellung eines interaktiven Modells

Die Schweizer Energiepolitik wird stark von Lobbyisten geprägt. Dies ist einer der Gründe, weshalb Aufrufe zum Ausbau der erneuerbaren Energien und zur Substitution der fossilen Energieträger wenig Wirkung zeigen. Als Resultat davon gehört die Schweiz heute in Europa gemessen an der Stromproduktion aus Photovoltaik und Windenergie pro Kopf zu den Schlusslichtern. In Deutschland ist diese Produktion pro Kopf 8.5 Mal, in Österreich und Belgien 4 Mal, in Holland und Italien 3.5 Mal so hoch wie in der Schweiz. 

Es braucht bei den Stakeholdern ein Bewusstsein, dass wir das Energiesystem wesentlich rascher als ursprünglich geplant umstellen müssen, wenn wir unsere klimapolitischen Zielsetzungen wahr­nehmen wollen.

Normalerweise wird in einem Bericht eine fertige Lösung vorgestellt und diese intensiv beworben. Dabei geht es häu­fig eher um die Glaubwürdigkeit des Nachricht-Überbringers anstatt um die Nachricht selber. Dies möchten wir ändern: Bei dem von uns vorgeschlagenen Vorgehen sollen sich die Stakeholder mit den Daten und Fakten selber auseinandersetzen und sich so ihre eigene Meinung bilden können – losgelöst von Lobbyis­ten. Das Projekt folgt der Erkenntnis des Philosophen Konfuzius:

“Tell me – and I will forget,
Show me – and I will remember
Involve me – and I will understand.”

Mit dem Prototyp soll aufgezeigt werden, was mit der interaktiven Plattform geschaffen werden soll um die Diskussion vereinfachen. Letztendlich soll aber ein wesentlich weitergehendes Tool entwickelt werden.