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Kuhmilch vs. Pflanzendrinks

Die Kuh hat Konkurrenz bekommen: Pflanzendrinks sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit Jahren im Angebot. Als beliebt gelten Sorten aus Soja, Hafer, Mandeln und Reis, doch gibt es auch Drinks aus Kokos, Quinoa, Hirse, Erbse, Buchweizen, Amaranth, Lupinen, Cashewnüssen oder Hanf.

Einige Milchalternativen könnten im Kaffee oder im Müsli durchaus schmecken. Gesünder und nahrhafter seien die Imitate aber nicht, erklärt die Expertin: «Was soll das auch heissen – gesünder? Milch ist nicht ungesund. Wir Menschen kennen Milch seit Jahrtausenden. Unser Körper hat sich sogar angepasst und verdaut Milchzucker noch im Erwachsenenalter.»

Tatsächlich verträgt in Deutschland, Österreich und der Schweiz die grosse Mehrheit der Erwachsenen Milch. Nur 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung können sie nicht verdauen. Ihrem Dünndarm fehlt ein Enzym, sie sind laktoseintolerant. Sie greifen oft zu Pflanzendrinks, ebenso wie Kuhmilchallergiker. Bei ihnen löst das Eiweiss der Milch schwere Symptome aus.

Solchen Menschen raten schweizerische Ernährungs- und Agrarexperten, besonders auf die Ernährung zu achten und hochwertiges Protein sowie genügend Kalzium und Vitamine aufzunehmen.

Die Forscher des Kompetenzzentrums Agroscope haben verschiedene Pflanzendrinks auf Inhalt und Nährwert untersucht. Ergebnis: An die Milch kommt keiner ran. Milch liefert mehr Eiweiss, mehr Energie, mehr Vitamine und Mineralstoffe. Allenfalls Sojadrinks enthalten viel Eiweiss, weil die Sojabohne mehr Protein liefert. Doch bietet sie weniger notwendige Aminosäuren.

Zu demselben Ergebnis kamen US-Forscher: Milch liefert mehr und hochwertigeres Eiweiss in besser verwertbarer Form. Zudem ist die Milch wichtiger Kalzium-Lieferant, gerade wegen des Milchzuckers: Er macht es dem Darm leichter, Kalzium aufzunehmen. Auch enthält Milch mehr Vitamine und günstiges Milchfett.

Christine Brombach kennt die Studien: «Wir haben es bei Milch mit einem Produkt zu tun, das designt ist, damit Jungtiere wachsen. Deshalb hat die Evolution dazu geführt, dass ihre Inhaltsstoffe leicht aufgenommen werden.» In Pflanzendrinks lässt sich das nicht simulieren. Viele sind zwar mit Kalzium angereichert. Doch da unter anderem Milchzucker fehlt, kann der Körper die Kalziumverbindungen nicht gleich gut verwerten. Milch, sagt Brombach, sei «einfach grossartig», auch, weil sie Käse, Joghurt, Quark und Butter liefere. Deshalb hat Milch in der traditionellen Ernährung Europas ihren festen Platz und wird von den grossen Fachgesellschaften als Teil der Ernährung empfohlen.

Als Expertin unter anderem mit Prof. Dr. Christine Brombach, ZHAW Life Sciences und Facility Management, Forschungsgruppe für Lebensmittel-Sensorik

Zum Beitrag online «Hafermilch, Sojamilch und Co.: Sind sie so gesund wie Kuhmilch» von Autor Johanna Bayer und Illustration Simon Tanner / NZZ 17.01.2024.