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Wie ist der neue Bachelor in Applied Digital Life Sciences entstanden? Die Gründer im Interview.

Ein neuer Bachelor kommt nicht alle Tage auf den Bildungsmarkt. Daher war die Freude am Institut für Computational Life Sciences riesig, als der Antrag zum Bachelor in Applied Digital Life Sciences im Juni 2021 vom Fachhochschulrat bewilligt wurde. Was es dafür gebraucht hat und was seither passiert ist, erfahren Sie in diesem Interview mit den zwei Gründern Marcel Burkhard und Thomas Ott.

Könnt ihr euch bitte kurz den Leser:innen vorstellen, die euch noch nicht kennen? 

Marcel Burkhard: Ich habe in den vergangenen 30 Jahren das ICLS Institut für Computational Life Sciences am Standort Wädenswil aufgebaut. Gestartet mit einem Wissenschaftlichen Assistenten im Jahre 1992 sind heute 56 Personen am Institut angestellt. Ende des Jahres übergebe ich die Institutsleitung an Thomas Ott.

Thomas Ott: Von meinem Hintergrund her bin ich Physiker und Neuroinformatiker. Im Moment leite ich noch den Forschungsschwerpunkt «Cognitive Computing in Life Sciences» am ICLS. Auf Anfang Jahr 2023 werde ich dann von Marcel, der in Pension geht, die Leitung des Instituts übernehmen.

 

Was hat euch auf die Idee gebracht, den Studiengang Bachelor in Applied Digital Life Sciences zu erschaffen? Wann war das?

Thomas Ott: Die Idee, einen eigenen Studiengang aufzubauen, hatte Marcel schon im Jahre 2007. Über die Jahre hat sich die Idee inhaltlich entwickelt. Es war uns klar, dass die Bedeutung der Schnittstelle von Life Sciences und Digitalisierung noch stark zunehmen wird und die ZHAW entsprechende praxisnahe Angebote braucht.

Marcel Burkhard: Vor neun Jahren brachten wir das Thema neuer Lehrgang im Bereich Digitalisierung in den Life Sciences erstmals vor die Departementsleitung. Als Resultat dieser Bemühungen starteten wir 2017 mit der Vertiefung Applied Computational Life Sciences (ACLS) im MSc Life Sciences. Heute ist der vollständig in Englisch vermittelte ACLS Master eine der erfolgreichsten Vertiefungen gemessen an den Studierendenzahlen. Dieser Erfolg beflügelte uns im Bestreben, auch ein BSc Programm im Bereich Digital Life Sciences anzubieten. Gemeinsam mit der School of Engineering und der School of Management and Law haben wir im Jahr 2020 ein Konzept für verschiedene Angebote im Bereich Data Science an der ZHAW erarbeitet. Als Resultat aus dieser Arbeit hat am 01.06.2021 der Fachhochschulrat unseren BSc Applied Digital Life Sciences bewilligt.

 

Wie hat die ZHAW auf eure Idee reagiert?

Marcel Burkhard: Der Rektor und unser Direktor haben uns von Anfang an in unseren Bestrebungen sehr stark unterstützt und uns den Weg für die Lancierung des neuen Studienangebots geebnet.

Thomas Ott: Unser Studiengang muss im Gesamtkontext der Bemühungen der ZHAW, die Ausbildungsangebote im Bereich Data Science und Digitalisierung zu stärken, gesehen werden. Die Hochschulleitung hat dies erkannt und unsere Ideen entsprechend unterstützt. 

 

War es leicht, Unterstützer und Befürworter zu finden? Gab es auch Stimmen, die Bedenken hatten oder sogar dagegen waren?

Thomas Ott: Insgesamt haben wir für den Studiengang viel Unterstützung erfahren. Die meisten Personen, mit denen wir es beim Aufbau des Programms zu tun hatten und haben, haben den Bedarf sowie das Potenzial und die Einmaligkeit des Angebots schnell erkannt und uns zum Teil mit viel Engagement und Enthusiasmus unterstützt. Natürlich gab und gibt es auch immer kritische Stimmen. Schliesslich handelt es sich beim Studiengang um ein neuartiges Studienprofil – und das ist nicht immer ganz einfach zu erklären und zu vermitteln. Kritik ist aber immer auch hilfreich, um Schwachstellen im eigenen Konzept zu erkennen und zu verbessern.

Marcel Burkhard: Die Wirtschaftspartner:innen aus den Life Sciences haben äusserst positiv auf das neue Angebot reagiert und meinten sogar, dass es viel zu lange dauert, bis die ersten Abgänger:innen auf den Arbeitsmarkt kommen (*lacht*). Kritik am neuen Studienangebot half uns, das Profil zu schärfen.

 

Wie habt ihr definiert, welche Kompetenzen vermittelt werden müssen? Wie stark war die Industrie in diesem Prozess involviert?

Marcel Burkhard: Wir haben viele Interviews mit Wirtschaftsvertretern sowie eine ausführliche Umfrage im Management von Unternehmungen und Organisationen der Life Sciences durchgeführt. Unternehmungen, wie beispielsweise IBM Research, Roche Diagnostics, Novartis International AG oder Unispital Zürich, haben sich detailliert zum neuen Studiengang geäussert – das war sehr hilfreich.

Thomas Ott: Die Praxisnähe und Arbeitsmarkttauglichkeit des Programms waren uns von Anfang an wichtig. Wir haben das Ausbildungskonzept daher im engen Austausch mit verschiedensten Wirtschaftspartnern entwickelt. Zentral ist für uns, dass dieser Austausch auch im Studium selbst durchschlägt. So werden wir unsere Partner als Gastdozierende oder bei der Betreuung von studentischen Arbeiten aktiv einbinden. Der Austausch wird auch bei der Weiterentwicklung des Programms zentral sein. Denn eines ist klar: Das Feld ist so dynamisch, dass eine stetige und agile Weiterentwicklung des Studiengangs eine Voraussetzung ist für den längerfristigen Erfolg. 

 

Der Fachhochschulrat hat im Juni 2021 euren Antrag zum neuen Bachelor-Studiengang offiziell bewilligt. Was ist seither passiert und wie habt ihr die Stimmung an der ZHAW wahrgenommen?

Marcel Burkhard: Erstmals mussten wir unser Konzept mit den drei Vertiefungen Digital Health, Digital Environment und Digital Labs and Production mit grosser Unterstützung von unseren Kolleg:innen aus den verschiedenen Instituten in Wädenswil verfeinern; auch hier war der Kontakt in die Life Sciences wichtig. Parallel mussten wir die ganze Kommunikation für die Studierendenwerbung lancieren; denn bereits vier Monate nach dem «Go» des Fachhochschulrats stand der erste Orientierungsanlass für die potenziellen Studierenden auf der Agenda. Die Website, Studienbroschüre und Werbevideos mussten erstellt und die Besucheranlässe gestaltet werden. Wir waren gefordert, das Thema Digital Life Sciences unseren potenziell interessierten Studierenden verständlich zu machen; ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Fragen nach dem zukünftigen Jobprofil, Einsatzgebiet und Lohn unserer Abgänger:innen mussten glaubwürdig beantwortet werden. Mit Céline Reinbold haben wir eine hochmotivierte und qualifizierte Studiengangleiterin gefunden. Daneben haben wir aber auch den Lehrkörper stark ausgebaut und wissenschaftliche Assistierende für die Studierendenbetreuung eingestellt.

Thomas Ott: Nun, auf dem Weg vom Konzept zur Umsetzung gibt es sehr viel Arbeit (*lacht*). Marcel hat schon einiges genannt. Weitere Arbeiten sind: Planung der Dozierenden, Stundenplanung, Raum- und Ressourcenplanung, Detailausarbeitung, Abstimmung der Lerninhalte, und und und…  Die Komplexität der Eingliederung eines neuen Studiengangs in bestehende Strukturen und Prozesse ist sehr hoch. Manches gleicht zuweilen einer Quadratur des Kreises. Dank der hervorragenden Unterstützung vieler Kolleg:innen und unserer neuen Studiengangleiterin Céline Reinbold sind wir aber auf Kurs. Alles ist bereit für das erste Semester.     

 

Wie fühlt ihr euch so kurz vor Startschuss? 

Thomas Ott: Sehr gut! Ich bin in freudiger, angespannter Erwartung. Wir sind überzeugt, ein attraktives Studienangebot geschaffen zu haben, welches unseren Studierenden viel Raum für die individuellen Bedürfnisse bietet und ihnen einen bunten Strauss an Angeboten zur Auswahl lässt.

Marcel Burkhard: Dies ist ganz bestimmt einer der Erfolgsfaktoren, der dazu führte, dass wir dieses Herbstsemester bereits mit 47 Studierenden starten dürfen; für einen neuen Studiengang eine stolze Studierendenzahl. Stolz sind wir auch auf den aktuellen Stundenplan, welcher den Vollzeitstudierenden nur 3 Tage Unterricht auf dem Campus abverlangt; die Teilzeitstudierenden kommen sogar nur 2 Tage vor Ort.

Wir freuen uns sehr auf den Studienbeginn und die Studierenden am kommenden Montag!

 

Erfahren Sie mehr über den  Bachelor in Applied Digital Life Sciences.