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Bericht zum Praxistag Kulturmanagement «Filmwirtschaft» am 1. Juli 2016

Ein Beitrag von Katinka Kocher, Teilnehmerin Masterprogramm in Arts Management

Das Datum für den Praxistag zum Thema Filmwirtschaft hätte aktueller und passender nicht sein können, trat doch an just diesem Tag die neue Verordnung des EDI über die Filmförderung in Kraft. Das Line-Up der Referentinnen und Referenten, welches einen Bogen von der Filmproduktion bis hin zur -auswertung spannte, versprach einen abwechslungsreichen und spannenden Tag.

Die Filmproduktion – Samir und Jessica Hefti

Den Anfang machte Samir, Filmproduzent, Autor, Regisseur und Geschäftsführer der Dschoint Ventschr Filmproduktion AG. Der in der Branche lediglich unter seinem Vornamen bekannte Filmemacher liess uns eintauchen in die Anfänge seines Schaffens in den 80er-Jahren, in welchen er als Autorenfilmer wesentlich daran beteiligt war, eine neue Ästhetik der Bilder zu schaffen. Eindrücklich mit Filmbeispielen unterlegt, verlor sich Samir allerdings in (zu) vielen Details und Anekdoten seiner frühen Jahre, dass für den Teil seiner Präsentation, die sich mit Samir dem Filmemacher und Produzent heute beschäftigt hätte, schlichtweg keine Zeit mehr blieb.

Kurz und knapp hielt sich dagegen Jessica Hefti. Vor kurzem selbst noch MAS-Studentin des Art Managements und heute Regieassistentin und Produktionsleiterin, bot sie uns einen Einblick in die Anfänge des Schweizer Filmschaffens (welches sich erst relativ spät und im Zuge der geistigen Landesverteidigung entwickelte) und einen Abriss über die Berufsfelder der Branche. Der zweite Teil des Vortrags liess einen zuweilen wie beim Berufsberater fühlen. Gerne hätte man mehr aus Jessica Heftis Berufsalltag und die zu meisternden Hürden auf dem Weg in die Selbständigkeit erfahren.

Festivalauswertung und Filmförderung – Seraina Rohrer und Ivo Kummer

Das nächste Referat widmete sich der Festivalauswertung des Schweizer Films. Mit Seraina Rohrer, seit 2011 Direktorin der Solothurner Filmtage (SFT), hatten wir eine prominente und

versierte Rednerin am Start, die informativ und unterhaltsam aus ihrem Alltag als Festivalleiterin erzählte. Nur schon der Gedanke an den jährlichen Filmmarathon, bei dem es rund 700 Einreichungen zu visionieren gilt (notabene in gesamter Länge), liess selbst den hartgesottensten Filmliebhaber erschauern. Seraina Rohrer, die vor der Leitung der SFT selbst durch viele Kunstbranchen mäanderte, gab uns zum Abschluss die Lektion mit auf den Weg, dass es nicht so sehr auf die Branchenkenntnisse ankommt – die kann man sich aneignen – viel wichtiger sei es, gute Führungsqualitäten mitzubringen.

Nach der Mittagspause vermittelte uns Ivo Kummer, der ehemalige Direktor der SFT und jetziger Filmchef des BAK eine weitere Stunde dichtgepacktes Wissen aus Sicht des Bundes. Ivo Kummer ging dabei auf die am 1.7.2016 in Kraft getretene Verordnung der Filmförderung ein, vor allem auf das neue Instrument der Filmstandortförderung, welches zum Ziel hat, Filmschaffende an die Schweiz zu binden und somit den Wirtschaftsstandort zu stärken. Ebenso waren die MEDIA-Ersatz-Massnahmen Thema, die als Folge der Masseneinwanderungsinitiative ins Leben gerufen wurden. So sollen internationale Koproduktionen sowie die Präsenz des Schweizer Filmes an internationalen Festivals gefördert werden. Dass der Vortrag von Ivo Kummer als kompaktes Handout verteilt wurde, wurde ebenso geschätzt wie das rege genutzte Q&A am Ende.

Filmverleih und Kinoauswertung – Frank Braun

Zuletzt kam Frank Braun, Programmleiter der Neugass Kino AG, zu Wort. Dankenswerterweise übernahm er auch den Part der kurzfristig verhinderten Sarah Hesse der Cineworx GmbH. Dies bot ihm die Chance, die enge Verflechtung zwischen Filmverleih und Kinobetreiber aufzuzeigen. Wir erfuhren viel Wissenswertes über die Schwierigkeiten der Programmation in Zeiten der Schnelllebigkeit, den verschärften Konkurrenzkampf durch die allzeit und in unbegrenzter Menge erhältlichen Digitalkopien, die teils restriktiven Verträge mit den Verleihern, die Vorführrechte nur noch bündelweise abgeben, um finanzielle Flops abfedern zu können, woraus wiederum resultiert, dass sich der Trend zu Multiplex-Kinos verstärkt, da sich Einsaal-Kinos nicht mehr rentabel führen lassen. Die Zeit war auch hier ein knappes Gut, so dass wir auf die Zukunft des Kinos leider nicht mehr zu sprechen kamen.

Fazit

Alles in allem bot der Tag eine abwechslungsreiche Einsicht in die Filmwirtschaft. Der Querschnitt durch die Branche von der Filmproduktion über die Förderung bis hin zur Auswertung war gelungen. Allerdings gelang das Zeitmanagement nicht allen Referentinnen und Referenten gleich gut. Einige hätten gerne mehr Zeit zu Verfügung gehabt, einigen hätte man gerne länger zugehört. Am Ende des Tages hätte man gerne auf ein, zwei Vorträge verzichtet und dafür den übrigen Rednern mehr Zeit eingeräumt, um mit ihren Themen etwas in die Tiefe zu gehen. Dies wäre ein Gewinn sowohl für Branchenkenner als auch -fremde gewesen.