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Zoom In: Stéphanie Labité

Als Leiterin des Swiss Business Hub of Southern Africa (SBHSA) ist Stéphanie Labité die erste Anlaufstelle für Schweizer Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeiten in Subsahara-Afrika ausweiten möchten. Im Interview gewährt uns die Absolventin des CAS Foreign Affairs and Applied Diplomacy an der ZHAW Einblicke in ihr Leben zwischen Diplomatie und Wirtschaftsförderung in Afrika.

Stéphanie, was muss man sich unter einem Swiss Business Hub vorstellen? Ist das eine Unterabteilung der Botschaft?

Die Swiss Business Hubs sind für die Schweizer Export- und Standortpromotion zuständig. Weltweit gibt es rund 22 Hubs, die in den Schweizer Auslandsvertretungen (Botschaften oder Generalkonsulaten) integriert sind. Das globale Aussennetz ist eine gemeinsame Erfolgsgeschichte von Switzerland Global Enterprise (S-GE), dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO). Wir sind eine wichtige Anlaufstelle für kleine und mittelständische Unternehmen aus der Schweiz und Liechtenstein, die auf der Suche nach Exportmöglichkeiten in Süd- und Ostafrika sind. Zu den Dienstleistungen des Hubs zählen u.a. Marktinformationen, Unterstützung bei der Zertifizierung, Markt- und Produktanalysen sowie die Suche nach Distributoren oder Partnern. Unser Fokus liegt auf Sektoren wie Fintech, Medtech, Agritech/Lebensmittel, MEM (Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie), Infrastruktur und Cleantech. Dabei orientiert sich der SBHSA an den besonderen Schweizer Kompetenzen; zugleich legt er Wert auf die Berücksichtigung von Schlüsseltrends wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und regionale Wertschöpfungsketten. Ein weiteres unserer Fokusmandate befindet sich im Bereich der Grossinfrastrukturprojekte in Subsahara-Afrika. Durch gezielte regionale Projektidentifikation können Schweizer KMUs Zugang zu strategischen Infrastrukturprojekten erhalten. Organisatorisch lassen sich Swiss Business Hubs in die Schweizer Botschaften integrieren. Auch arbeiten wir stark mit Swissnex zusammen. Ausserdem ist Südafrika ein SECO-Schwerpunktland im Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Daher ist das SECO ebenfalls vor Ort in der Botschaft integriert. Aus unserer Perspektive ermöglicht das eine Konstellation, in der verschiedene Synergien innerhalb dieses «Team Switzerland» entstehen.

Also ist der Botschafter oder die Botschafterin dein Chef bzw. deine Chefin?

Ja, einer meiner Chefs ist der Botschafter bzw. der Deputy Head of Mission, da der Swiss Business Hub in der diplomatischen Division der Botschaft eingebettet ist. Dies erlaubt einen umfassenden Blick auf politische, aussenwirtschaftliche und ökonomische Aktivitäten. Ich bin ebenfalls Teil des versetzbaren Personals. Gleichzeitig habe ich einen weiteren Vorgesetzten bei S-GE, mit dem ich gemeinsam die inhaltliche und fachliche Führung des Business Hub bestimme. Diese «Matrix Organisation» ermöglicht es mir, verschiedene Perspektiven miteinzubeziehen mit dem Ziel, möglichst alle Anforderungen zu erfüllen.

Muss man eine diplomatische Karriere machen, um in einem Swiss Business Hub arbeiten zu können?

Nicht unbedingt. Man kann über die klassische diplomatische Karriere innerhalb des EDA Leiter:in des Swiss Business Hub werden, aber die Chefs des SBH werden auch direkt im Privatsektor rekrutiert. In meinem Fall ist es nochmals eine andere Karriere: Ich bringe Erfahrungen aus dem Privatsektor mit, für den ich unter anderem mehr als zehn Jahre lang in Zentral- und Westafrika tätig war. Über viele Jahre hinweg war ich in der Baustoff- und Zementindustrie beschäftigt und habe später die Position der Präsidentin der europäischen Wirtschaftskammer bekleidet. Mit der Zeit entwickelte sich mein Interesse in Richtung des schweizerischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, da ich darin die Möglichkeit sah, in die Schnittstelle zwischen privater und öffentlicher Wirtschaft einzutauchen. Ich habe mich dann entschieden, am Concours für Berufserfahrene Karriere «Konsularisches, Betriebsführung und Finanzen (KBF)» teilzunehmen. Hierbei liegen die fachlichen Schwerpunkte auf Betriebsführung, konsularische Dienstleistungen und Finanzierung der Programme der Internationalen Zusammenarbeit. Nach einem erfolgreichen Abschluss und ersten Einsatz im Kosovo habe ich mich für die Position als Chefin des SBH im Rahmen meiner ersten Rotation beworben. Und so kam ich auf die Swiss Business Hubs. Zusammengefasst ist Erfahrung im Privatsektor essenziell. Man muss nachweisen können, dass man die erforderlichen branchenübergreifenden Kompetenzen besitzt, um Unternehmen in verschiedenen Märkten zu beraten. Zudem ist es wichtig, verschiedene Stakeholder – von der Privatwirtschaft bis zum öffentlichen Sektor – einbinden und deren Interessen sowie Erwartungen realisieren zu können.

Konntest du die Destination auswählen oder hättest du auch in Korea oder in Chile landen können?

Ja, das wäre möglich gewesen. Ich hatte mich beispielsweise auf Positionen in Asien und Indonesien beworben, da ich aufgrund meiner vorherigen Tätigkeit häufig mit chinesischen Kunden und Zulieferern aus der ASEAN-Region und China zusammengearbeitet habe. Ich habe ebenfalls meinen Executive Master of Business Administration (EMBA) über einen Zeitraum von zwei Jahren an der Tsinghua University in Peking sowie bei INSEAD in Singapur, Abu Dhabi und Fontainebleau absolviert. Das S-GE/EDA hat mich jedoch aufgrund meiner Erfahrungen in Afrika angefragt, ob ich Interesse hätte, mich für den Business Hub zu bewerben, da dieses Programm auch eine regionale Dimension besitzt. Letztlich hat mich die regionale Ausrichtung, kombiniert mit der Schnittstelle zwischen Privatwirtschaft und öffentlichem Sektor zur Förderung der wirtschaftlichen Beziehungen der Schweiz mit den verschiedenen afrikanischen Ländern überzeugt.

Die «Tanzschritte» auf dem internationalen diplomatischen Parkett lassen sich durchaus erlernen, vor allem, wenn man dem Prinzip «Learning by Doing» folgt. Hierbei denke ich insbesondere an die Kurse des CAS zurück, die eine wesentliche Grundlage für meine praktischen Erfahrungen darstellten. Dieser Weiterbildungskurs erwies sich als ideale Vorbereitung auf die Herausforderungen im Umgang zwischen Ländern, die einen starken Einfluss auf den wirtschaftlichen Sektor ausüben.

 

Unser CAS Foreign Affairs & Applied Diplomacy wirbt damit, «Sicherheit auf dem internationalen Parkett» zu vermitteln. Kann man so etwas überhaupt lernen? Und wie ist das internationale Parkett in Südafrika und den weiteren Ländern, für die du zuständig bist, beschaffen?

Lass uns den Blickwinkel erweitern und bei meiner Versetzung in den Kosovo vor zwei Jahren beginnen. Die dort immer noch angespannte politische Situation machte mir schnell die Bedeutung diplomatischen Geschicks im Umgang mit gegensätzlichen Positionen klar, um Fortschritte zu erzielen – ähnlich den abgestimmten Bewegungen in einem Paartanz. Die «Tanzschritte» auf dem internationalen diplomatischen Parkett lassen sich durchaus erlernen, vor allem, wenn man dem Prinzip «Learning by Doing» folgt. Hierbei denke ich insbesondere an die Kurse des CAS zurück, die eine wesentliche Grundlage für meine praktischen Erfahrungen darstellten. Dieser Weiterbildungskurs erwies sich als ideale Vorbereitung auf die Herausforderungen im Umgang zwischen Ländern, die einen starken Einfluss auf den wirtschaftlichen Sektor ausüben. Das afrikanische Parkett befindet sich ebenfalls an der Schnittstelle zwischen Diplomatie und Wirtschaft. Am wichtigsten ist es, die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Tendenzen zu verstehen und deren Auswirkungen auf die diplomatischen Beziehungen zu kennen. In Südafrika darf zudem die historische Komponente nicht vergessen werden.

Dein ökologischer Fussabdruck ist mit den vielen Reisen in Afrika, aber auch zwischen Südafrika und der Schweiz, wohl beträchtlich – wie geht ihr damit beruflich und privat um?

Bei geschäftlichen Reisen hat der Bund die Verpflichtung, den ökologischen Fussabdruck so gering wie möglich zu halten. Dies geschieht unter anderem durch das Prinzip des Carbon-Offsets. Die Treibhausgasemissionen der Bundesverwaltung wurden seit 2006 nahezu halbiert. Des Weiteren bemühe ich mich stets, den kürzesten Reiseweg zu wählen. Aufgrund der oft mangelhaften Infrastruktur zwischen und innerhalb afrikanischer Länder ist dies jedoch selten möglich. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass die Afrikanische Kontinentale Freihandelszone sich verstärkt für die Förderung der interregionalen Mobilität einsetzt und dass die Schweiz solche Vorhaben unterstützt. Privat habe ich viele umweltbewusste Gewohnheiten aus der Schweiz beibehalten. Ich trenne weiterhin meinen Müll und bemühe mich, meinen ökologischen Fussabdruck so klein wie möglich zu halten. An dieser Stelle möchte ich jedoch auch die Fortschritte afrikanischer Länder im Bereich der Nachhaltigkeit betonen. Kenia beispielsweise hat eine Vorreiterrolle in der Nutzung grüner Energie übernommen und deckt 70 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen.

Ist die Welt der Diplomatie heute für Frauen gleich offen wie für Männer?

Diese Frage empfinde ich als besonders bedeutsam. Diplomatie, wie ich sie im CAS Foreign Affairs and Applied Diplomacy studiert habe, umfasst kulturelle und soziale Aspekte. Kultur manifestiert sich im Austausch von Kunst, Musik oder in Form von Debatten. Im Wirtschaftsbereich verlangt Diplomatie hingegen ein intensives Engagement, insbesondere in Form von Networking zwischen Partnern und Stakeholdern. Dieses Netzwerken endet nicht mit dem Apéro am Abend, sondern setzt sich fort in Meetings und Follow-up-E-Mails am nächsten Tag. In einer Welt, die oft noch einem traditionellen Familienbild folgt, ist es für Frauen mit familiären Verpflichtungen eine Herausforderung, sich Zeit für das Networking zu nehmen. Hinzu kommt, dass versetzbare Positionen alle vier Jahre einen Wechsel des Standorts und damit des Lebensmittelpunktes mit sich bringen. Es ist immer noch nicht vollständig akzeptiert, wenn Männer aufgrund der Versetzung ihrer Partnerinnen mitumziehen. Meiner Meinung nach hat das EDA dennoch bereits viel unternommen, um die Gleichstellung zu fördern und weiterzuentwickeln.