Kinder mit Fluchterfahrung in der Schule befähigen
Bessere Teilhabe, mehr Bildungserfolg: Wie lässt sich im Schweizer Schulkontext ein wirksames ergotherapeutisches Behandlungsangebot für Kinder mit Fluchterfahrung entwickeln?
Ausgangslage
Kinder mit Fluchterfahrung können Einschränkungen in Bezug auf Gesundheit und Bildung erfahren. Oft erschwert auch die Kultur- und Sprachbarriere der Familien den Zugang zu Gesundheitsleistungen, obwohl diese zum Beispiel bei einer Traumafolgestörung wertvolle Unterstützung leisten könnten. Die Regelschulen unterstützen Kinder mit Fluchterfahrung in Bildungsbelangen, mit allfälligen gesundheitlichen Herausforderungen der Kinder bleiben Lehrpersonen und Mitschüler:innen jedoch nicht selten allein.
Um diese Situation zu verbessern, stellen schulbasierte ergotherapeutische Interventionen eine sinnvolle Ergänzung zu den bestehenden Angeboten dar: Sie bieten eine Möglichkeit, diese vulnerable Gruppe mit Gesundheitsleistungen zu versorgen. Aus ergotherapeutischer Sicht ist es deshalb zentral, ein vertieftes Verständnis für Kinder mit Fluchterfahrung aufzubauen, um ein wirksames Behandlungsangebot in Regelschulen zu entwickeln.
Zielsetzung
Die folgenden Forschungsfragen zielen darauf ab, Empfehlungen für eine schulbasierte ergotherapeutische Behandlung von Kindern mit
Fluchterfahrung zu entwickeln und gleichzeitig ihre Resilienz zu stärken:
- «Welche Aspekte des Schweizer Schulkontexts beeinflussen den Bildungserfolg von Kindern mit Fluchterfahrung?»
- «Welche Behandlungsinhalte wurden in schulbasierter Ergotherapie für Kinder mit Fluchterfahrung bisher aufgegriffen?»
- «Welche ergotherapeutischen Behandlungen können einen wirksamen Beitrag für die Partizipation in der Schule leisten?»
Methode und Vorgehen
In diesem Forschungsprojekt wird ein mixed-method Forschungsdesign ausgewählt, um die aktuelle Situation zunächst qualitativ und danach quantitativ zu beleuchten.
Um einen Überblick zu erhalten, wird in einem ersten Schritt eine systematische Literaturrecherche durchgeführt (Page et al., 2021). Weiter wird als zweiter Schritt das Verständnis für Kinder mit Fluchterfahrung in einer Situationsanalyse vertieft (Weber, 2020). In einem dritten Schritt wird die Dokumentation von bisherigen ergotherapeutischen Praxiserfahrungen in diesem Bereich ausgewertet (Kuckartz, 2016). Die Ergebnisse fliessen in einem evidenzbasierten Behandlungskonzept zusammen. Abschliessend wird die Wirksamkeit schulbasierter Ergotherapie bei Kindern mit Fluchterfahrung in einer Pilotstudie getestet (Eldridge et al., 2016).
Ergebnisse
Die Erkenntnisse werden genutzt,
- um ergotherapeutische Interventionen zu entwickeln, die die Handlungsfähigkeit von Kindern mit Fluchterfahrung in der Schule unterstützen
- um ihre Partizipation und den Bildungserfolg wirksam zu fördern
- um die Lehrpersonen und die betroffenen Familien in herausfordernden Situationen sorgfältig begleiten zu können
- um die Resilienz der Geflüchteten zu stärken
- um einen ganzheitlichen Blick auf die Situation von Kindern mit Fluchterfahrung in der Schule zu erhalten
Die Ergebnisse werden voraussichtlich im Frühjahr/Sommer 2026 publiziert. Bei Interesse am Projekt oder an den Ergebnissen setzen Sie sich gern mit dem Projektteam in Verbindung.
Projektorganisation
Projektleitung
Prof. Dr. Frank Wieber, Stv. Leiter Forschung Public Health ZHAW
Kim Roos, Ergotherapeutin, MSc, Dozentin ZHAW
Projektdauer
40 Monate
Partner
- Psychologische Institut, Institut für Kinder und Jugendgesundheit
- Universitätsspital Zürich, Zentrum für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik
Finanzierung
- Stiftung für Ergotherapie
- Kompetenznetzwerk Child and Youth Public HEalth Research (CYPHER)
- Gemeinnütziger Fonds Bildung Kanton Zürich
Projektstatus
laufend