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Inklusive Schule – Perspektiven von Kindern, Eltern und Fachpersonen

Diese Studie untersucht, wie inklusive, menschenrechtsbasierte Bildung in Schweizer Regelschulen erfolgreich umgesetzt werden kann und bezieht dabei internationale Literatur sowie verschiedene Stakeholder mit ein.

Ausgangslage

1994 initiierten die Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) mit der Salamanca-Erklärung die globale Entwicklung für inklusive Bildung. Diese forderte Schulen dazu auf, sämtliche Kinder gemeinsam zu unterrichten – aller Unterschiede zum Trotz – und damit eine inklusive Gesellschaft zu fördern. Länder wie die USA, Kanada, Neuseeland, aber auch Italien und Finnland entwickelten in der Folge inklusive Schulsysteme. 

Im Gegensatz dazu setzt die Schweiz seit 2011 einen integrativen Ansatz um. Damit sollen «so weit wie möglich» alle Kinder in der Regelschule unterrichtet werden. Allerdings richten sich Planung und Umsetzung von Schulen und Lehrplänen nach wie vor auf körperlich selbstständige Kinder mit altersentsprechenden kognitiven und sozialen Fähigkeiten aus (Eidgenössisches Departement des Innern (EDI), 2019). Dies führt dazu, dass Kinder mit und ohne Behinderungen im Alltag häufig separat unterrichtet werden. So erhielten im Schuljahr 2020/2021 knapp 14 Prozent aller Schüler:innen zusätzliche sonderpädagogische Förderung – inner- und ausserhalb des Regelunterrichts – und 13 Prozent davon, rund 18'000, besuchten getrennte Sonderschulen (Bundesamt für Statistik, 2022). Eine inklusive Schulpraxis, die die unterschiedlichen Fähigkeiten aller Schüler:innen berücksichtigt, im gemeinsamen Lernen Diversität «lebt» und die Selbstakzeptanz aller Kinder stärkt, ist in der Schweiz hingegen selten. Auch wurde sie bisher kaum erforscht. 

2018 forderte der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes die Schweiz daher auf, die Bemühungen um ein inklusives, nichtdiskriminierendes Bildungssystem landesweit zu intensivieren. Dazu sollten notwendige Ressourcen und eine angemessene Ausbildung für Fachkräfte bereitgestellt und klare Richtlinien für Kantone formuliert werden, die noch keinen inklusiven Ansatz verfolgen. Ausserdem forderte die UN die Erhebung und Analyse von Daten zur Situation aller Kinder mit Behinderungen. Auch die Überprüfung der UN-Behindertenrechtskonvention, welche die Schweiz 2014 ratifiziert hatte, ergab 2022 Nachbesserungsbedarf. So zeigte sich der Ausschuss in seinem Bericht besorgt über die hohe Zahl an Kindern mit Behinderungen in getrennten Bildungseinrichtungen, den Mangel an Ressourcen in Regelschulen und die Anwendung kantonaler Sonderpädagogik-Konventionen, welche Kinder mit Behinderungen in Sonderschulen separiert. 

Zielsetzung

Ziel dieses Forschungsprojekts sind Erkenntnisse, wie inklusive Bildung in Regelschulen gelingen kann. Dabei liegt der Fokus auf

  • den Perspektiven von Lehrpersonen, Kindern, Eltern und weiteren Beteiligten – wie etwa Therapeut:innen,
  • gemeinsamen Handlungen wie Gruppenarbeiten, Spiele oder Sport im Unterricht und während den Pausen.

Die Erkenntnisse sollen dazu dienen, die inklusive Schulpraxis in der Schweiz als auch international weiterzuentwickeln.

Methode und Vorgehen

Die Studie geht in zwei Phasen zwei Forschungsfragen nach: 

  1. Was begünstigt und hindert inklusive Schulpraxis aus der Perspektive von Kindern, Familien, Lehr- und Therapiepersonal sowie anderen beteiligten Personen?
  2. Wie kann inklusive Bildung in Regelschulen in der Schweiz mit Kindern im Alter von 9 bis 12 Jahren umgesetzt werden?

In Phase eins untersucht das Forschungsteam mit einem Scoping Review internationale Studien, welche die Perspektiven und Erfahrungen von Kindern, Eltern, Lehrpersonen und weiteren Inklusionspartnern repräsentieren. Dafür nutzt das Team das kollaborative Tool Covidence zur Daten- und Review-Prozessverwaltung.  

Die Ergebnisse des Reviews leiten die zweite Phase ein. Angelehnt an die Fallstudienmethode von Stake (2006) untersuchen die Forscherinnen zwei Primarschulklassen in der Schweiz, in welchen inklusiv unterrichtet wird. Dabei erfassen und untersuchen sie Interaktionen, Erfahrungen und Ansichten von Kindern, Lehrpersonen, anderen Schulmitarbeiter:innen und Eltern im jeweiligen durch die  Schulumgebung, Kultur, Haltungen und Politik geprägten spezifischen Kontext. Die Daten werden mit Einzel- und Fokusgruppeninterviews, Beobachtungen sowie mit Fotos erhoben. Die beiden Fälle respektive Schulen werden einzeln und vergleichend mit einem interpretativen Ansatz analysiert. 

Projektstand

Die Datenanalyse des Scoping Review aus Phase eins steht kurz vor dem Abschluss. Der Rekrutierungsprozess für die Schulklassen für Phase zwei hat begonnen.

Projektorganisation