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Forum Pflege Der Kostendruck auf die Pflege

Aktuelle Massnahmen zur Eindämmung der Gesundheitskosten zielen an der Pflegerealität vorbei. Finanzierungs- und Kostenberechnungen müssen neu geregelt werden.

Haben wir eine Kostenexplosion im Gesundheitswesen?  Müssen wir Gesundheitskosten sparen? Diesen Fragen ging Anna Sax, Gesundheitsökonomin, in ihrem Referat  nach und zeigte auf, dass die Gesundheitskosten in der Schweiz nicht explodieren, sondern kontinuierlich wachsen, im  Gleichschritt mit der Wirtschaft. Es werden  keine Kosten gespart, sondern die Kosten werden vom stationären in den ambulanten Bereich verschoben, von den Kantonen zu den Gemeinden, von den Steuerzahlenden zu den Prämienzahlenden, von den Krankenkassen  zu den Privaten, von den Gesunden zu den Kranken.

In verteilpolitischer Sicht ist die Belastung der privaten Haushalte im europäischen Vergleich mit  Abstand am höchsten. Die Schweizer Bevölkerung zahlt einen Viertel der Gesundheitskosten aus der eigenen Kasse. Das Fazit von Frau Sax: Die Zukunft der Gesundheitsversorgung sichern wir nicht mit «Sparen», sondern mit einer sozialverträglichen Finanzierung,  mit gut qualifiziertem und motiviertem Gesundheitspersonal und mit adäquaten Lösungen für pflegende Angehörige.

DRG erhöhen den Kostendruck auf die Pflege

Die Ökonomin Mascha Madörin ging der Frage nach, ob das Gesundheitswesen zu viel kostet und kommt zum Schluss, dass die Kosten des Gesundheitswesens tendenziell auch in Zukunft schneller wachsen werden als das Bruttoinlandprodukt (BIP).  Die in der aktuellen gesundheitspolitischen Debatte postulierte Kostenersparnis zielt vor allem auf den Staat und die obligatorischen Krankenkassen ab. Die Belastung für die privaten Haushalte bleibt nach wie vor sehr hoch.

Frau Madörin stellt die These auf, dass die Diagnosis Related Groups (DRG) den Kostendruck auf die Pflege weiter erhöhen, da die Arbeit der Pflegenden nicht als Leistung und somit Ertrag verbucht werden kann. Mehr Pflege kostet das Spital mehr, mehr Operationen hingegen bringen dem Spital höhere Erträge.

Madörin kommt zum Schluss, dass die gesundheitspolitische Debatte mit anderen Vorzeichen bzw. Annahmen geführt werden muss. Es soll nicht überproportional an der Pflege gespart werden – im  Gegenteil, die Sozialleistungen für Pflege, Betreuung und Versorgung in Pflegeheimen und in der ambulanten Pflege seien zu tief und müssten massiv ausgeweitet werden.

Gefragt sind neue Modelle und Massnahmen

In der anschliessenden Podiumsdiskussion mit Marlis Petrig, Leiterin Health Care Services Kompetenzzentrum KZU, Lorenz Imhof, Leiter Forschungsstelle Pflegewissenschaft ZHAW und Nicolas Galladé, Stadtrat und Vorsteher Departement Soziales Stadt Winterthur, wurde appelliert, neue, andersartige Massnahmen, Ideen und Modelle zu kreieren. Der Kostendruck trifft die Pflege ausserordentlich stark und schafft falsche Anreize.

Der Systemdruck verlangt eine Anpassung an vorgegebene zeitaufwändige, dauernd ändernde Administrationsprozesse. Der Wert der Pflege und die damverbundene Beziehungsarbeit werden nicht wahrgenommen und geht verloren. Bedarf und Bedürfnisse der Patienten an pflegerischen Massnahmen sollen benannt,  systematisch ermittelt und ökonomisch abgebildet werden.

Podiantinnen und Podianten

Nicolas Galladé, Stadtrat, Vorsteher Departement Soziales, Stadt Winterthur
Anna Sax, Gesundheitsökonomin, lic. oec. publ. MHA
Prof. Dr. Lorenz Imhof, Leiter Forschungsstelle Pflegewissenschaft, ZHAW Institut für Pflege
Marlis Petrig, CHO Leiterin Health Care Services, KZU Kompetenzzentrum Pflege und Gesundheit
Mascha Madörin, Ökonomin, lic. rer. pol

Moderation: Cornelia Kazis, Redakteurin SRF, Publizistin