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P4Play – europäisches Doktoratsprogramm zur Förderung des kindlichen Spiels

Die «Marie Sklodowska-Curie Aktion» P4Play hat zum Ziel, das Spiel von Kindern zu erforschen und zu fördern. Als eine von vier akademischen Partnerinstitutionen bildet das Institut für Ergotherapie der ZHAW zwei von acht Doktorandinnen und Doktoranden aus.

Hintergründe

Spielen, insbesondere freies Spielen miteinander, ist für Kinder elementar. Dabei üben sie ebenso Bewegungsabläufe wie soziale Fähigkeiten durch Interaktion. Zudem fördern die verschiedenen Sinneseindrücke und Erlebnisse die Entwicklung des kindlichen Gehirns. Spielen ist daher ein kindliches Grundbedürfnis. 

Die UN-Kinderrechtskonvention hält das Recht des Kindes auf Spiel und altersgerechte Freizeitbeschäftigung fest. Nichtsdestotrotz fehlt es Kindern auf der ganzen Welt an Möglichkeiten zum Spielen. Sei es, weil etwa im Freien geeignete Räume fehlen, oder da Kindern zum Beispiel aufgrund von Armut, körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen der Zugang zum Spiel erschwert ist.

P4Play-Programm

P4PLAY ist ein Doktoratsprogramm für Ergotherapeutinnen und -therapeuten, welches als Marie Sklodowska-Curie Aktion vom Horizon Europe Förderprogramm der EU finanziert wird. P4PLAY steht für die vier Dimensionen «People», «Place», «Policy» und «Practice» und beabsichtigt, Wissen über das kindliche Spiel sowie die Konsequenzen mangelnder Spielgelegenheiten zu untersuchen, um darauf aufbauend innovative und kreative Lösungen zu entwickeln, damit alle Kinder ihr Recht auf Spiel ausleben können. Beteiligt sind vier Hochschulen:

Ausserdem wirken fünfzehn Partnerorganisationen mit – unter anderen NGO’s und öffentliche Institutionen wie etwa die Hochschule für Soziale Arbeit der FHNW in der Schweiz. 

Pro Dimension des P4Play gibt es zwei Forschungsprojekte, die jeweils von einer Doktorandin oder einem Doktoranden bearbeitet werden. Insgesamt umfasst das Programm somit acht Doktorierende, die an zwei Hochschulen je mindestens ein Jahr sowie rund vier Monate bei einer Partnerinstitution verbringen. Das Programm startete Ende 2020 und wird voraussichtlich bis 2023 dauern. 

Supervisorin an der ZHAW

Prof. Dr. Christina Schulze half P4PLAY zu entwickeln und ist Supervisorin der Doktorierenden, die im Rahmen dieser «Marie Sklodowska-Curie Aktion» an der ZHAW forschen. Mit einigen der europäischen Projektpartner bearbeitete sie zuvor die EU-COST Action, Ludi «Play for Children with Disabilities». In der Schweiz leitete Christina Schulze unter anderen die Studie «Spielplatz: Ort der Begegnung für alle?». 
Kontakt: christina.schulze@zhaw.ch, Tel. +41 (0) 58 934 63 83

Doktorierende und Projekte an der ZHAW

Thomas Morgentaler

Thomas Morgenthaler  schloss 2020 den Europäischen Master of Science in Ergotherapie ab. Er bringt sowohl berufliche Erfahrung als Kindergartenpädagoge als auch als Ergotherapeut in verschiedenen Settings der Pädiatrie mit. In seinem P4Play-Projekt (ESR 7) geht es um die Entwicklung eines Assessments unter Berücksichtigung von Kindern mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Das Assessment soll einerseits als Audit dienen, um Umweltfaktoren zu erheben, die zum Spielwert auf öffentlichen Spielplätzen beitragen. Andererseits umfasst es einen Fragebogen, der Kindern die Möglichkeit gibt, Spielplätze zu bewerten. 

Projektstand
Das Assessment wurde mittels einer Literaturreview zu existierenden Instrumenten und einer Scoping Review mit Fokus auf Umweltfaktoren entwickelt. Im Zentrum standen dabei die Wünsche und Präferenzen von Kindern mit und ohne Behinderungen. Der Scoping Review zeigte, dass sowohl physische als auch soziale Umweltfaktoren das Spiel beeinflussen und sich Kinder verschieden Spielerfahrungen wünschen – etwa Spass haben, Herausforderungen meistern, intensives motorisches und sensorisches Spiel, das Spiel steuern dürfen und die Möglichkeit, alleine Spielen als auch mit Kindern und Tiere zu spielen. Auch Faktoren wie sich sicher und willkommen fühlen und die Ästhetik beeinflussen das Spiel. Der Scoping Review machte zudem Forschungslücken sichtbar. Einerseits berücksichtigten nur eine Minderheit der Studien auch Kindern mit Beeinträchtigungen. Andererseits fokussieren diese Studien nur auf das Spiel auf Spielgeräten. Dies im Gegensatz zu den Erhebungen über Kinder ohne Beeinträchtigungen. Diese umfassten sowohl das Spiel der Kinder in gebauten als auch natürlichen Umwelten.  

In den nächsten Schritten wird Thomas Morgenthaler das Assessment mittels einer online Expertenumfrage ausbauen, das Assessment auf Deutsch übersetzen und in der Schweiz und Irland Daten erheben. Letztlich soll ein praktikables, valides und zuverlässiges Assessment vorliegen. 

Ines Wenger

Ines Wenger absolvierte den Europäischen Master of Science in Ergotherapie und arbeitete als wissenschaftliche Assistentin an der Forschungsstelle Ergotherapie der ZHAW, unter anderem im Projekt «Spielplatz: Ort der Begegnung für alle?». In ihrem P4Play-Projekt (ESR 3) ging es um die Gestaltung von öffentlichen Spielplätzen für alle Kinder – mit und ohne Beeinträchtigungen. Das Projekt untersuchte, wie Universal Design (UD)* und die Einbindung der Natur zu mehr Spielwert und Inklusion auf Spielplätzen führen kann. Dabei brachte Ines Wenger die Sichtweisen von Kindern mit denjenigen von Fachpersonen und Interessensvertreter:innen zusammen. 

Projektstand

Eine Studie zu den Sichtweisen von Kindern basierend auf partizipativen Methoden sowie eine Literaturreview (Meta-ethnography) zum Spielerleben auf Spielplätzen zeigten, dass der Einbezug von Kindern mit und ohne Beeinträchtigungen in der Planung von Spielplätzen zentral ist, wenn diese bedürfnisorientiert sein sollen. Die Fokusgruppen-Interviews mit Fachpersonen für die Spielplatzplanung und Interessensvertreter:innen von Menschen mit Beeinträchtigungen ergaben, dass Wissensbedarf für die Planung inklusiver Spielplätze besteht und eine vermehrte Zusammenarbeit auch mit Kindern und Eltern erwünscht ist. Zudem regten die Befragten eine nationale Fachstelle an, um die Expertise zur Planung inklusiver Spielplätze zu bündeln. 

Eine wichtige Erkenntnis ist überdies, dass sich physische und soziale Umwelten auf einem Spielplatz gegenseitig beeinflussen. So führt der Abbau physischer Hürden zum Beispiel nicht zwingend dazu, dass Kinder mit Beeinträchtigungen mit Kindern ohne Beeinträchtigungen spielen. Will man die soziale Inklusion fördern, müsste diesem Umstand schon beim Bau von Spielplätzen Beachtung geschenkt werden. 

In der letzten Studie ging es um die Perspektiven von Expert:innen für UD*. Diese sollen Einsichten liefern, wie UD auf Spielplätzen angewendet und dabei natürliche Materialien eingesetzt werden können. Denn natürliche Materialien sind aus Sicht der Kinder zentral für das Spielerlebnis.

Der Abschluss des Projekts fand Ende 2023 mit der Verteidigung und Veröffentlichung der Dissertation statt, welche die Ergebnisse zusammenfasst. Ines Wengers Dissertation ist online verfügbar:

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