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«Die beruflichen Möglichkeiten nach dem Studium sind sehr vielfältig.»

Einst selbst ein junger Schulabgänger auf der Suche nach einer KV-Lehrstelle, arbeitet Florian Manz nach seinem Bachelor- und Masterstudium in Psychologie der ZHAW heute als Bildungsverantwortlicher des Kantons Zürich. Hier ist er für über 30 Lehrberufe verantwortlich.

Im eindrücklichen Bau gegenüber dem Zürcher Hauptbahnhof, wo im Schweizer Tatort das fiktionale Hauptkommissariat untergebracht ist, sitzt im wahren Leben die Zürcher Finanzdirektion. Und ebendort, im Personalamt, arbeitet Florian Manz, 37 Jahre alt, seit fünf Jahren. Als Leiter Berufsbildung des Kantons Zürich hat er die strategische Gesamtverantwortung über 30 verschiedene Lehrberufe und zahlreiche Ausbildungsstätten. Braucht man für diese Aufgabe ein Psychologie-Studium? «Es stand nicht im Job-Profil», meint Florian Manz lachend. «Aber ich bin der Ansicht, ein pädagogischer oder psychologischer Background ist hilfreich und bringt mir und meinem Team einen grossen Mehrwert.» Psychologie, so Manz weiter, hat für ihn etwas mit der Grundhaltung zu tun, mit der Sicht auf die Mitmenschen.

«Im Studium an der ZHAW haben wir vermittelt bekommen, wie man mit Menschen umgeht, wie man mit einer humanistischen Wertehaltung an sie herantritt. Diese kommt mir nicht nur im Bereich Personalmanagement und Führung zugute. Wir sind dafür verantwortlich, dass jährlich rund 100 Lernende ihre Ausbildung erfolgreich abschliessen und für die Arbeitswelt da draussen gerüstet sind. Ich glaube, gerade im Umgang mit jungen Menschen helfen das Verständnis und Interesse, die Grundhaltung sowie die theoretischen und praktischen Ansätze und Techniken des Studiums sehr.»

Ein Studiengang für mehrere Generationen

Doch zurück zu den Anfängen: Florian Manz hat nach seiner kaufmännischen Ausbildung nicht so recht gewusst, wie weiter. Er hat noch die Berufsmaturität II absolviert und im Anschluss bei der Stadtverwaltung Winterthur selber Lernende ausgebildet. Mit 23 Jahren wollte er aber mehr. «Auf der Hand hätte wohl ein Wirtschaftsstudium gelegen. Aber an den verschiedenen Info-Anlässen habe ich gemerkt, dass es da noch etwas anderes geben muss.» Ganz anders beim Informationsabend des Bachelorstudiums Psychologie an der ZHAW. «Das wars, da will ich hin, das habe ich gleich gemerkt.» Er war sich aufgrund seines jungen Alters etwas unsicher, ob er sich bewerben soll. Die Verantwortliche an diesem Infoabend meinte nur: «Sie können es ja mal versuchen.» Und damit war Florians Ehrgeiz geweckt. «Ich habe mich angemeldet und das Assessment und die Aufnahmegespräche bestanden.

Schlussendlich geht es darum, zu zeigen, dass man bereit ist für das Psychologie-Studium, ganz unabhängig vom Jahrgang.» Während des Bachelorstudiums war er mit 23 Jahren der zweitjüngste seiner Klasse, der Altersrange reichte von 22 bis 60 Jahre. «Dadurch konnten wir alle enorm voneinander profitieren. Die Zusammenarbeit mit Kommiliton:innen aus verschiedenen Generationen war sehr bereichernd und interessant.»

Für Florian geht es gar nicht um die einzelnen Module, wenn er an den Studienbezug zu seiner aktuellen Tätigkeit denkt. «Es ist viel mehr das Gesamtpaket, was einem nach fünf Jahren Studium bleibt. Die Auseinandersetzung mit sich selbst, mit den anderen, der Austausch mit den Dozierenden aus den verschiedenen Fachbereichen – das sind Prozesse, in denen viel abgeht und fürs Leben gelernt werden kann.» Besonders praxisbezogen und deshalb in seinem Berufsalltag hilfreich sind ihm die Module Gesprächsführung und die Grundlagen der Kommunikation in Erinnerung.

«Zu beiden Themen haben wir sowohl im theoretischen, ganz besonders aber in der Praxis an der ZHAW viel auf den Weg mitbekommen.» Denn, obwohl Florian Manz in seiner Position als Leiter Berufliche Grundbildung nicht mehr jeden Lernenden beim Namen kennt, ist er vom Rekrutierungsprozess bis zur Lehrabschlussfeier auch immer wieder operativ tätig – vor allem auch, wenn es während der Lehrzeit zu Herausforderungen oder schwierigen Situationen kommt. «Die Lehrzeit ist eine unglaublich wichtige Phase, es ist der Übertritt von der Schule ins Arbeitsleben. Es ist keine leichte und eine sehr ereignisreiche Zeit. Neben der Familie sind wir als Ausbildungsbetrieb eine wichtige Ansprechperson, manchmal gar wie eine zweite Familie. Gerade die anspruchsvollen Gespräche oder Situationen finde ich ein sehr spannender Teil meiner Arbeit. Eine gute Lösung für alle zu finden, ist stets mein oberstes Ziel.»

Klinischer Betrieb oder Arbeitspsychologie?

Wo er am Ende des Masterstudiums landen würde, hatte Florian Manz zu Beginn nicht gewusst. «Der Vorteil des Psychologie-Studiums an der ZHAW ist, dass man am Ende ein breites Feld mit vielen beruflichen Möglichkeiten hat. Was die Entscheidung nicht unbedingt leichter macht!» meint er augenzwinkernd. Er weiss, wovon er spricht. Denn er hat während des Studiums ein freiwilliges Praktikum im Bereich der klinischen Psychologie gemacht – in erster Linie, um dieses Feld für sich ausschliessen zu können. «Das war leider nicht der Fall, denn es hat mir sehr gefallen!» Durch ein handlungsorientiertes Curriculum an der ZHAW konnte er während des Studiums auch an der JAMES-Studie mitwirken und sogar einen seiner Professoren als Lehrperson in einem Modul unterstützen. «Es ging um Führungsentwicklung und Organisationskultur, in beiden Bereichen brachte ich bereits Praxiserfahrung mit.

Der Lehrauftrag war eine spannende Herausforderung für mich und der Austausch mit dem Professor fand auf Augenhöhe statt. Am Ende habe ich allein unterrichtet.» Schlussendlich hat sich Florian Manz für den Bereich Arbeitspsychologie entschieden bei der Berufswahl. Das hat nicht zuletzt mit seiner eigenen Geschichte zu tun. «Arbeiten mit Jugendlichen fand ich schon immer erfüllend. Ich habe sieben Jahre in einem Ski- und Snowboardlager gearbeitet, habe verschiedene Ferienlager geleitet. Die Welt der Kinder und Jugendlichen ist so spannend und ich lerne dabei immer wieder Neues. Sei es die Sprache oder die Themen, die die Jugend von heute umtreibt.»

Wenn er sich an seine Anfänge in der Berufswelt erinnert, weiss er noch, wie schwierig es war, eine KV-Lehrstelle zu finden. «Damals hatte es zu wenig Ausbildungsplätze und als durchschnittlicher Schüler, wie ich einer war, musste man grosses Glück haben, eine Lehrstelle zu finden. Ich finde es wichtig und schön, dass ich heute in meiner Funktion beim Kanton Zürich Jugendlichen eine Chance geben kann, die vielleicht nicht die perfekten Voraussetzungen mitbringen – so kann ich auch etwas zurückgeben. In der Berufsbildung tätig zu sein, ist eine wichtige und sinnvolle Tätigkeit und erfüllt mich persönlich. Für mich schliesst sich so ein Kreis.»