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Gesundheit

In der «Lerngemeinschaft» interkulturelle Kompetenz entwickeln

Vor zwei Jahren zeichnete der EVS die Bachelorarbeit «Becoming a culturally competent Occupational Therapy Student» von Alicia Abunaab und Fanny Gassmann aus. Unterdessen verfolgt der Bachelorstudiengang Ergotherapie einen zweigleisigen Ansatz, um interkulturelle Kompetenz zu fördern. Dabei stehen nicht nur die Studierenden im Fokus.

Diversität wird in der Schweiz gern als Stärke verstanden. Und doch führt die Vielfalt an Hintergründen, Herkünften, Prägungen und Lebensumständen gerade im Gesundheitswesen immer wieder zu Herausforderungen. So etwa, wenn sich Fachkräfte, Klientinnen oder Angehörige missverstehen oder falsche Vorannahmen Therapieverläufe beeinflussen. Daher schrieben Alicia Abunaaab und Fanny Gassmann ihre Bachelorarbeit zum Thema Interkulturelle Kompetenz (IK) bei Ergotherapie-Studierenden. In ihrer 2019 vom EVS ausgezeichneten Abschlussarbeit betonen sie, dass Ergotherapeutinnen und -therapeuten kulturell kompetent handeln müssen und ihre Ausbildung sie darauf vorbereiten muss. 
 
Im Rahmen der Curriculumsrevision im Bachelorstudiengang Ergotherapie wurde Abunaab und Gassmanns Arbeit genutzt, um die Förderung interkultureller Kompetenz unter die Lupe zu nehmen. Im dazu eingesetzten Projektteam wirken die beiden Bachelorabsolventinnen selbst mit. 

Mehr als Umgang mit anderen Nationalitäten

Bei der Förderung interkultureller Kompetenz gehe es letztlich um «besseres Zusammenleben», sagt Uta Jakobs, die die Studiengangleitung im Projekt vertritt. Im Studium nutzten sie jedoch die Definitionen von Darla Deardorff. Diese beschreibt die Kompetenz als Handlungs- und Reflexionsfähigkeit, um in interkulturellen Situationen effektiv und angemessen zu interagieren. Kultur umfasse erlernte und geteilte Werte, Glaubenssätze und Normen einer Gruppe. Dabei könnten etwa Aspekte wie Nationalität, Religion, Geschlecht, Generation oder Organisation verbindend respektive unterscheidend wirken. Wobei wir, so die Projektleiterin Verena Langlotz, immer mehreren «Kulturen» respektive Gruppen angehörten. Da Klientenzentrierung allein nicht genüge, um effektiv mit kultureller Vielfalt umzugehen, müsse IK im Ergotherapiestudium systematisch vermittelt werden.  

«Wir sind alle eine Lerncommunity»

Wie sollen Dozierende, die selbst sehr unterschiedliche Vorstellungen von interkultureller Kompetenz haben, Studierende sinnbringend coachen können? Diese Frage stellte sich gemäss Uta Jakobs sehr früh ihm Projekt. Daher stehen neben den Studierenden auch die Dozierenden im Mittelpunkt der Massnahmen. Konkret besuchte ein Grossteil der Dozierenden des Bachelorstudiengangs vor Start des neuen Curriculums eine Weiterbildung bei der IK-Expertin Dr. Christa Uehlinger. Auch führten die Dozierenden – ebenso wie sämtliche Studienanfängerinnen und -anfänger – das Assessment Intercultural Development Inventory (IDI) durch und erhielten dazu ein Einzelbriefing sowie einen individuellen Entwicklungsplan. 

Langlotz spricht von einer «Lerncommunity», wobei sich das Team am Vier-Phasen-Modell von Michael Vande Berg orientiert. Dieses führt von der Selbstwahrnehmung eigener Prägungen über die Wahrnehmung anderer, zum Aufbau von Emotionen und letztlich dem «Brückenbauen». Über das ganze Curriculum bauen Lerninhalte zu diesen vier Phasen aufeinander auf. Sowohl mit Theorie aber auch in vielen Fallbeispielen und Problem-Based-Learning-Übungen haben die Studierenden so die Gelegenheit, immer wieder über eigene «Biases» nachzudenken und neue Verhaltensmöglichkeiten «sicher» auszuprobieren.  

In der nächsten Projektphase steht gemäss Verena Langlotz Kondzic die Frage an, wie die Praxisausbildnerinnen und -ausbildner in den Prozess einbezogen werden können. Was den Lerneffekt bei der Studierenden angeht, ist sie schon zuversichtlich. So hätten erste Re-Tests mit dem IDI bei den Studierenden beachtliche Fortschritte gezeigt. «Diese motivieren uns, das Curriculum weiterhin gemeinsam achtsam und engagiert anzupassen und zu verfeinern.»