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Interview Colette Carroz

Seit Sommer 2014 haben Ergotherapeutinnen und -therapeuten mit Bachelorabschluss oder nachträglichem Titelerwerb die Möglichkeit, drei berufsbegleitende CAS und eine Masterarbeit zum MAS in Ergotherapie zu kombinieren. Colette Carroz, Leiterin Ergotherapie der Abteilung für Kognitive und Restorative Neurologie am Inselspital Bern, erklärt im Interview, weshalb Sie sich für ein MAS-Studium entschieden hat.

Colette Carroz, was interessiert Sie am Master of Advanced Studies (MAS) in Ergotherapie?

Der MAS ist sehr praxisorientiert, das haben mir etwa die beiden CAS «Best Practice – Neurologie» und «Ergotherapie heute und morgen» gezeigt. Was ich lernte, konnte ich direkt im Berufsalltag anwenden. Als wir uns im CAS Best Practice zum Beispiel mit ergotherapeutischen Assessments und Modellen auseinandersetzten, hatte ich die Möglichkeit, eigene Klientenbeispiele einzubringen und zu diskutieren. Dabei wurde mir auch wieder bewusst, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Klienten ins Zentrum zu stellen und zu schauen, was ihnen im Alltag wichtig ist. Wenn ein Mann beispielsweise sagt, dass er die Zeitungen wieder bündeln und hinaustragen möchte, dann organisiere ich Schnur und Zeitungen und übe das mit ihm. Beim Thema Projektmanagement wiederum konnte ich mich in der Weiterbildung mit der bildlichen Darstellung von Behandlungsabläufen befassen – eine Aufgabe, die in meinem Betrieb sowieso gerade anstand.

Sie sind gut ausgebildet und haben Berufserfahrung. Brauchen Sie diese lange Weiterbildung?

Das Gesundheitssystem wird immer komplexer und die Ergotherapie entwickelt sich weiter. Das macht der Name des CAS «Ergotherapie heute und morgen» deutlich. Gerade für Führungspersonen ist es sinnvoll, sich hie und da auszuklinken, die Vogelperspektive einzunehmen und zu überlegen, wohin sich das Berufsfeld bewegt. Für mich stellte sich zum Beispiel die Frage, wie ich mein Team zum ergotherapeutischen Kernstück, der Betätigung, zurückführen kann. Ein Gewinn war für mich auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Kommunikation. Ich überlege heute viel bewusster, welche Botschaften ich aussende, wie ich im Gespräch mit Mitarbeitenden argumentiere und welche Begriffe ich meinen Klienten gegenüber wähle. Nicht zuletzt schätze ich die Vernetzung mit Berufskolleginnen und -kollegen aus der ganzen Schweiz und die Gelegenheit, im Austausch mit ihnen vertieft in die Materie einzutauchen. Da entwickeln sich natürlich andere Kontakte als in einem zweitägigen Kurs.

Erhoffen Sie sich vom MAS einen Karrieresprung?

Die Schwierigkeit besteht im Moment noch darin, dass im ergotherapeutischen Umfeld Weiterbildungen erwartet werden, ohne dass sich diese direkt auf dem Konto oder in der beruflichen Stellung niederschlagen. Ich denke aber, dass man für eine Position wie meine langfristig einen Master braucht. Damit signalisiert man auch, dass man à jour bleiben möchte. Zudem ist es schwierig, wenn Teammitglieder einen Master haben, die Führungsperson aber nicht. Ergotherapie ist ein junger Beruf, auf Fachhochschulniveau sowieso. Die verschiedenen Rollen müssen sich erst entwickeln: Führungspersonen brauchen andere Kompetenzen als Therapieexpertinnen, Ergotherapeuten in der Handtherapie ein anderes Know-how als ihre Kolleginnen in der Geriatrie. Dass der MAS eine Spezialisierung in meinem Fachgebiet, der Neurologie, zulässt, ist für mich ein entscheidender Punkt.

Was bedeutet der neue MAS für die Ergotherapie als Beruf?

Dass es nun diese fundierte, berufsspezifische Weiterbildung gibt, finde ich für die Berufsidentifikation enorm wertvoll. Als Führungsperson könnte ich theoretisch auch einen Master in Management machen –das würde mich auch interessieren. Ich verstehe mich aber primär als Ergotherapeutin. Die beiden CAS, die ich bisher absolviert habe, bestärken mich in dieser Haltung. Der MAS als Ganzes verleiht unserer kleinen Berufsgruppe mehr Gewicht und trägt zu ihrer weiteren Professionalisierung bei.