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Leserbrief im Landboten von Mona Schwager, Leiterin BSc Hebamme: "Gibt es auch genug Hebammen?"

Laut Prognose liegt die Zunahme des Bedarfs an Hebammen bei +40%. Die zukünftige Versorgungssicherheit von Frauen und Familien hängt wesentlich vom Ausbau der Studienplätze und der Arbeitsmigration ab.

Seit 10 Jahren steigt die Geburtenzahl in der Schweiz kontinuierlich an. Parallel dazu wird ein immer grösserer Mangel an Fachkräften im Gesundheitswesen - auch in der Geburtshilfe - prognostiziert. Einen vergleichbaren Babyboom erlebte die Schweiz letztmals in den 70erJahren. Auslöser für den heutigen Anstieg ist hauptsächlich das Bevölkerungswachstum, denn die statistisch erfasste Geburtenziffer liegt mehr oder weniger konstant bei ca. 1,5 Kindern pro Frau. Gibt es aber auch genügend Hebammen für die Betreuung der Frauen und Neugeborenen – auch in der Zukunft? Die Beantwortung dieser Frage ist sowohl für die Geburtshilfe, die Ausbildung und die Gesundheitspolitik von Bedeutung. Eine kürzlich durchgeführte Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und des Büros für arbeits- und sozialpolitische Studien (BASS)* hat u.a. gezeigt, wie in den nächsten 10 Jahren der Bedarf an Hebammen infolge Bevölkerungswachstum, prekärem Arbeitsmarkt und der vermehrten nachgeburtlichen Betreuung steigen wird. Laut Prognose liegt die Zunahme des Bedarfs an Hebammen bei +40%. Die zukünftige Versorgungssicherheit von Frauen und Familien hängt wesentlich vom Ausbau der Studienplätze und der Arbeitsmigration ab. Die Abhängigkeit unseres Gesundheitswesens vom Ausland ist gross. Bei den Hebammen stammen mehr als ein Viertel der neuen Diplome aus dem Ausland. Von den knapp 4000 berufstätigen Hebammen in der Schweiz kommt ebenfalls knapp ein Drittel aus dem Ausland. In der Schweiz selber werden nicht genügend Hebammen ausgebildet, die verfügbaren Studienplätze sollten deshalb erhöht werden, um den Bedarf in Zukunft zu sichern. Nur etwa die Hälfte der Interessierten bekommt heute einen Studienplatz zugewiesen aufgrund der Studienplatzbeschränkung. Es lohnt sich, in die Ausbildung von Hebammen zu investieren. Denn die meisten Geburten verlaufen komplikationsfrei, unnötige medizinische Eingriffe verursachen unnötig hohe Kosten. Studien belegen, dass durch eine kontinuierliche Hebammenbetreuung die geburtshilfliche Interventionsrate sinkt und die Frauen zufriedener sind – dies bei besserem Gesundheitsergebnis für Mutter und Kind als in herkömmlichen medizinischen Betreuungsmodellen. Damit auch in den nächsten 10 Jahren die vielen Babys sicher auf die Welt kommen können, braucht es mehr Hebammen!

Leserbrief von Mona Schwager, Studiengangleitung BSc Hebamme, Departement Gesundheit, ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Erschienen in "Der Landbote" vom 19. Januar 2016