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«Lernräume sollen kollaboratives, kreatives und soziales Lernen unterstützen»

Lernräume sollen in Zukunft flexibler werden und so den Lernprozess optimal unterstützen. Am IAP Institut für Angewandte Psychologie startet ein Projekt, um solche neuen Lernwelten zu realisieren. Im Interview erklärt der Leiter des IAP, Christoph Negri, wie Räume beim Lernen unterstützen können und warum dies ein zukunftsweisendes Szenario ist.

Christoph Negri, das IAP möchte im Toni-Areal neue Lernwelten realisieren. Was sind die Gründe?

Die Bildungswelt durchläuft momentan einen tiefgreifenden Wandel in Bezug auf die Art und Weise wie an Hochschulen gelehrt und gelernt wird. Einerseits werden bestehende, meist zeitlich gebundene, Lehr- und Lernformen in Präsenz durch eine Vielzahl von online und hybriden Angeboten ergänzt. Andererseits steht die Vermittlung von Kompetenzen stärker im Vordergrund. Damit wird in der Bildungswelt der Trend «From Teaching to Learning» umgesetzt.

Das heisst, die Perspektive verschiebt sich weg vom passiven Konsumieren von Lerninhalten hin zum aktiven Er- und Verarbeiten von Wissen in einem Lernprozess. Diese Veränderungen wurden durch die Pandemie noch beschleunigt und verstärkt. Kompetenzen wie Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken rücken beim Lernen immer mehr in den Vordergrund und auch selbstorganisiertes und individuelles Lernen werden stark gefördert.

Am IAP haben wir schon immer die Philosophie von ganzheitlichem Lernen auf Augenhöhe verfolgt. Lernen ist für uns mehr als nur Wissensvermittlung. Lernende sollen zu Ko-Kreatoren von Wissen werden, anstatt nur Information zu konsumieren. Dazu brauchen wir aber entsprechende Lernräume, die eben kollaboratives, kreatives, nicht-hierarchisches und soziales Lernen unterstützen und die für den Lernprozess passende Atmosphäre ausstrahlen.

Wie können denn Räume diesen Lernprozess unterstützen?

Die aktuell wirkenden Trends in der Bildungswelt verändern die Ansprüche an physische Räume. Einzelne Raumgruppen bzw. Raumtypen, wie z. B. grosse Räume für Frontalunterricht in physischer Form, werden weniger gebraucht. Hingegen steigt durch die neuen Lernformen und veränderten Bedürfnisse der Bedarf an Räumen mit flexibler Möblierung und technischer Ausstattung, damit sie einfach in verschiedene Lernsettings umgebaut werden können.

Die Charaktere der Räume müssen von Beginn an in die didaktischen Überlegungen und die Gestaltungen der Kurssequenzen integriert und mitgedacht werden. Der Raum wird so zu einem Teil der Lernsituation und unterstützt die Lernerlebnisse. Dabei geht es nicht nur um den Wohlfühlfaktor, sondern auch darum, dass der Raum die Lernphilosophie des ganzheitlichen, kompetenzorientiertem Lernens auf Augenhöhe aktiv unterstützt. Denn dieses Bildungsverständnis leben wir am IAP seit Jahren und möchten dies auch durch unsere Raumgestaltung unterstützen.

Was ist das konkrete Ziel am IAP?

Mit dem Projekt «neue Lernwelten am IAP» möchten wir attraktive und flexible Räume schaffen und den Raum als unterstützenden Lernort nutzen. So können wir unsere Lern-Philosophie noch ausgeprägter leben und auch in Zukunft attraktive Weiterbildungen für unsere Kund:innen anbieten. Denn in der heutigen Zeit muss es sowohl didaktisch wie auch von den Bedingungen her (Räume, Technik, Standort usw.) wichtige Gründe geben, damit es sich lohnt, an Präsenzveranstaltungen zu reisen. Mit einer neuen Lernwelt schaffen wir aktuelle und zeitgemässe Voraussetzungen, um Lernen vor Ort attraktiv und zukunftsorientiert umsetzen zu können.

Zudem wollen wir ein Leuchtturmprojekt schaffen und für uns, die ganze ZHAW und auch andere im Hochschulumfeld wichtige Erkenntnisse für die Zukunft generieren. Die neue Raumgestaltung und Raumnutzung unterstützen uns, unsere Rolle als führender Weiterbildungsanbieter in der Schweiz weiter voranzutreiben und zu stärken.

Können Sie die Aspekte der zukünftigen Lernwelt genauer beschreiben? Wie muss man sich das vorstellen?

Grundsätzlich möchten wir Räume bei uns so verändern, dass verschiede Lernsettings umgesetzt werden können. Es sollen ein geschlossener Input-Raum und kleinere Break-Out-Räume entstehen. Dazwischen befindet sich eine offene Fläche, die das Zentrum bildet und gemeinsamer Treffpunkt, aber auch Verpflegungszone ist. Die Break-Out-Räume können von kleineren Gruppen und in einer vertraulichen Atmosphäre genutzt werden.

Sie müssen flexibel genug sein, dass auch ein Beratungsgespräch mit Sesseln geübt werden kann oder Personen eine Videoanalyse machen können. Der Wohlfühl-Charakter ist wichtig, da dort vertrauliche Gespräche stattfinden sollen. Die offene Fläche soll von verschiedenen Weiterbildungsteilnehmenden gleichzeitig genutzt werden können. So kann sozialer Austausch, aber auch Kollaboration stattfinden. Die Vision ist, dass die Räume gemeinsam wie ein Netzwerk in Verbindung stehen und je nach Lernerlebnis entsprechend genutzt werden können. Die Dozierenden und Lernenden sollen die verschiedenen Räume und Flächen kombinieren und gemäss ihren Bedürfnissen gezielt einsetzen und nutzen können.

Wie werden die neuen Lernräume konkret umgesetzt?

Ab Mitte Februar 2024 sollten die baulichen Massnahmen im 6. Stock des Toni-Areals umgesetzt werden, so dass wir die Räume spätestens Ende Februar einsetzen können. Zur Vorbereitung sind verschiedene Workshops mit allen Mitarbeitenden vom IAP geplant. Das Projekt wird etwa ein Jahr dauern und laufend evaluiert. Dabei werden wir vom Institut für Facility Management, Service Innovation and Design an der ZHAW eng begleitet. Mit den Erfahrungen und Erkenntnissen wollen wir anschliessend schrittweise weitere Räume im Toni-Areal entwickeln und so gute Voraussetzungen für eine wirkungsvolle und unserem Bildungsverständnis entsprechende Lernatmosphäre schaffen.