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Zu teuer wird eine Covid-Impfung kaum sein

Es besteht eine enorme Nachfrage nach einem wirksamen, sicheren Covid-Impfstoff: Dies treibe aber den Preis für eine Impfung nicht in die Höhe, sagte ZHAW-Dozent Simon Wieser an einer Podiumsdiskussion. Die Risiken lägen anderswo.

Die Suche nach einem Covid-Impfstoff läuft auf Hochtouren. Weltweit forschen unzählige Teams an einem Wirkstoff. Dieses Wettrennen bezeichnete Simon Wieser, Leiter Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie der ZHAW, an der Online-Podiumsdiskussion «Brennende Fragen zur Covid-19-Impfung» am Donnerstagabend als sinnvoll. «Normalerweise ist der Anreiz nicht so gross, derart viel Geld und Energie in eine Impfstoffentwicklung einzusetzen.»

Es sei klar, dass die Nachfrage nach einem Covid-Wirkstoff enorm und die Zahlungsbereitschaft dafür sehr hoch sei, sagte Wieser weiter. Wie der Preis für eine Impfung angesetzt werde, sei heute noch nicht bekannt. «Doch der Preis wird bei diesem Impfstoff nicht das Problem sein.» Denn eine einzelne Impfung sei in der Regel nicht so teuer.

Geldverdienen ist nicht verwerflich

Für die Pharmabranche ist die Covid-Impfung dennoch interessant – wegen der grossen Menge, zeigten sich Wieser und die weiteren Podiumsteilnehmer einig. Dass die Branche von einer Krankheit profitiert, sei nicht weiter verwerflich, meinte Philip Tarr, Co-Chefarzt Infektiologie an der Medizinischen Universitätsklinik Kantonsspital Baselland und Projektleiter einer nationalen Forschungsgruppe zur Impfskepsis. «Würde niemand einen Haufen Geld verdienen, dann gäbe es auch viel weniger Innovationen», hielt er fest. Gute Forschung brauche viel Zeit und viel Geld. «Das müssen wir akzeptieren, das ist eine Realität.»

Eine Impfstoffentwicklung sei teuer, bestätigte auch Brigitte Tag. Die Professorin an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich und Vorsitzende des interfakultären Kompetenzzentrums Medizin-Ethik-Recht Helvetiae glaubt nicht, dass die vielen Vorreservierungen der Regierungen den Preis für den Wirkstoff in die Höhe treiben. Dadurch gelange aber Geld ins System. «Das beschleunigt die Forschung.»

Das Problem der gerechten Verteilung

Auch wenn der Preis einer Impfung kein Problem darstellen sollte, Risiken sehen die Podiumsteilnehmer dennoch. Sie verwiesen beispielsweise auf die Verteilproblematik. Reiche Länder erhielten in der Regel neue Medikamente früher, aber zu einem höheren Preis als ärmere, sagte ZHAW-Dozent Wieser.
Dass die Schweiz mit ihren Vorbestellungen anderen Ländern den Covid-Impfstoff wegnimmt, glaubt Rechtsprofessorin Tag nicht. Werde dank den Vorbestellungen eine rasche Entwicklung eines Impfstoffes ermöglicht, dann kommt dies letztlich auch der ganzen Welt zu Gute. Zudem beteilige sich die Schweiz finanziell bei der internationalen Covax-Initiative, mit der auch einkommensschwachen Ländern Zugang zu Impfstoffen ermöglicht wird. «Die Schweiz ist eine Vorreiterin», sagte Tag.

«Der Preis wird bei diesem Impfstoff nicht das Problem sein.»

Simon Wieser, Institutsleitung Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie

Forschungsabbrüche sind normal

Keine Angaben konnten die Podiumsteilnehmer darüber machen, wann ein Covid-Impfstoff vorliegen wird. Dass in den Medien derzeit häufig über Unter- oder Abbrüche von Forschungsarbeiten berichtet wird, beunruhigt sie aber nicht.

Es gebe laufend neue medizinische Erkenntnisse über das zuvor unbekannte Virus, sagte etwa Tag. Dies führe dazu, dass sich gewisse gewählte wissenschaftliche Ansätze als nicht mehr erfolgsversprechend erweisen würden. Und Infektiologe Tarr ergänzte, dass es in der Forschung an sich normal sei, dass gewisse Arbeiten gestoppt werden. In der Regel erregt dies kaum mediale Beachtung. In Coronazeiten ist dies nun anders.