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Erste umfassende Daten zu Ergotherapeut:innen in der Schweiz

Wie viele Ergotherapeut:innen arbeiten in der Schweiz? In welchen Regionen? In welchen Fachbereichen und mit welchem Ausbildungshintergrund? Solche Fragen beantwortet eine gemeinsame Studie der Fachhochschulen ZHAW, HES-SO, SUPSI sowie des Ergotherapie-Verbands Schweiz und der Stiftung für Ergotherapie. Neu sind die Daten als «Open Research Data» zugänglich.

Erhobene Rate der Ergotherapeut:innen pro 10'000 Einwohner:innen nach Grossregion in der Schweiz (n=2799). Aufgrund der Umfrage-Rücklaufquote schätzt das Projektteam die tatsächlichen Raten um 26.4% und 41.8% höher ein.

«Wer sind wir – und wenn ja, wie viele?» unter diesem, an Richard David Prechts Erfolgsbuch angelehnten Titel erschien 2021 ein Artikel in der Zeitschrift Ergotherapie. Darin umrissen Stefania Moioli, Nicolas Kühne, Selina Egger, Brigitte Gantschnig, Thomas Ballmer et al. die Notwendigkeit eines schweizweit angelegten Forschungsprojekts. Die Kurzfassung davon: Der Berufsstand Ergotherapie habe zwar eine starke Identität, wisse jedoch noch zu wenig über seine konkrete Grösse und Zusammensetzung.

Grundlagen zur Förderung des Berufs

Wie zentral dieses Wissen ist, geht aus einem weiteren Artikel derselben Autor:innen in der Zeitschrift Ergotherapie hervor. Empirische Daten dienen als zentrales Steuerungselement für die Entwicklung und Förderung des Berufsstands. So können etwa Herausforderungen wie der Fachkräftemangel genauer unter die Lupe genommen und gezielt angegangen werden.

Daten zu rund 3000 Ergotherapeut:innen

Um an die fehlenden Daten zu gelangen, beauftragte ein Projektkonsortium bestehend aus den drei Fachhochschulen HES-SO, SUPSI und ZHAW sowie dem Ergotherapie-Verband Schweiz (EVS) und der Stiftung Ergotherapie die ZHAW-Forschungsstelle Ergotherapie mit einer schweizweiten Online-Umfrage. Unter der Leitung von Prof. Dr. Brigitte Gantschnig befragte das Projektteam Ende 2021 bis Anfang 2022 knapp 1000 Arbeitgebende, Leitende und selbstständig Erwerbende, die Auskunft über gut 3000 Ergotherapeut:innen in ihren Betrieben gaben. Die Auswertung der Befragung ergab unter anderem:

Tiefe Versorgung in der Zentralschweiz

In der Schweiz arbeiten rund 4000 bis 4500 Ergotherapeut:innen. Gemessen an der Gesamtbevölkerung kommen auf 10'000 Einwohner:innen gut 4 Ergotherapeut:innen. Dieser Wert liegt verglichen mit anderen europäischen Ländern im Mittelfeld, ist aber deutlich tiefer als etwa in Deutschland (7 pro 10’000) und skandinavischen Ländern wie zum Beispiel Dänemark (22 pro 10’000). Innerhalb der Schweiz ist die Versorgung in der Zentralschweiz am tiefsten, deutlich tiefer als in den übrigen Grossregionen des Landes.

Überwiegend Frauen mit Teilzeitpensum

Mit über 90 Prozent arbeiten überwiegend Frauen in der Ergotherapie – dies neben gut 9 Prozent Männern und 0.2 Prozent Menschen, die sich keinem dieser Geschlechter zuordnen. Im Durchschnitt arbeiten Ergotherapeut:innen knapp  70 Prozent, was etwa dem durchschnittlichen Beschäftigungsgrad von Gesundheitspersonal in Schweizer Spitälern entspricht. Während fast 60 Prozent der Ergotherapeut:innen in der Schweiz über einen Fachhochschul-Abschluss verfügen (Diplom oder BSc), liegt der Anteil derer mit MSc- oder PhD-Abschluss deutlich tiefer als beispielsweise bei Physiotherapeut:innen. In Bezug auf Master-Abschlüsse ist der Anteil weniger als halb so hoch wie bei den Physiotherapeut:innen. 

Handtherapie vor Neurologie und Psychiatrie

24 Prozent der Ergotherapeut:innen arbeiten mit Menschen, die Verletzungen und Erkrankungen an Händen und Armen haben. Danach folgen der Fachbereich Neurologie mit 22 Prozent sowie die Psychiatrie mit 18 Prozent. Rund 11 Prozent der Ergotherapeut:innen arbeiten mit Kindern und Jugendlichen. Die Erhebung zeigt auch regionale Unterschiede bei den Fachbereichen. So arbeiten in der Deutschschweiz kaum Ergotherapeut:innen in der Palliativen Versorgung, in der Westschweiz und im Tessin ist der Bereich hingegen besser etabliert.

Zahlreiche weitere Erkenntnisse aus der Studie sind in insgesamt sechs Artikeln in der Zeitschrift Ergotherapie und einer wissenschaftlichen Publikation zusammengefasst. Zudem stehen die Daten und die Fragebögen in vier Sprachen neu allen Interessierten als Open Research Data (ORD) zum Download zur Verfügung.

Den Link zu den Daten sowie sämtlichen übrigen Informationen und Grafiken finden Sie auf der Projektwebseite: