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Interview zum «CAS Deutsch als Zweitsprache: Kultur- und Sprachunterricht in der Schweiz»

Magdalena Beck ist als Dozentin am ILC Institute of Language Competence der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften tätig. Gemeinsam mit Joachim Hoefele leitet sie den «CAS Deutsch als Zweitsprache: Kultur- und Sprachunterricht in der Schweiz».

Vor welchem Hintergrund ist der «CAS Deutsch als Zweitsprache: Kultur- und Sprachunterricht in der Schweiz» entstanden?

Die Unterrichtsmaterialien im DaF/DaZ-Bereich sind sehr stark auf Deutschland ausgerichtet. Es gibt bis anhin nur wenige Lehrmittel, die eine schweizspezifische Sichtweise einbringen. Die Ausrichtung auf den Kontext Schweiz ist allerdings sehr wichtig. Dies geht auch aus den Empfehlungen des Staatssekretariats für Migration hervor, das ein Rahmenkonzept für die sprachliche Integration von Migrantinnen und Migranten entwickelt hat. Viele dieser Empfehlungen wurden im fide-System umgesetzt.

Wir haben es in der Schweiz ja wirklich mit einer spezifischen Situation zu tun, man denke beispielsweise an die Diglossiesituation, die Ko-Existenz von Standardsprache und Dialekt. Aus dieser «Not» heraus wurde der CAS geboren: Er unterstützt Sprachkursleitende in der Schweiz dabei, ihren Unterricht mehr auf die Schweiz auszurichten. Sie sollen befähigt werden, Unterrichtsmaterial zu konzipieren, welches auf die Schweiz ausgerichtet ist, und lernen, ihren Unterricht so zu gestalten, dass Inhalte, die für den Kontext Schweiz passend sind, integriert sind.

Wie ist der CAS-Lehrgang aufgebaut?

Es gibt vier thematische Unterrichtsblöcke, verteilt über je drei Unterrichtswochenenden.
Im ersten Block fokussieren wir vor allem auf Kontextwissen: Sprache, Kultur und Integration in der Schweiz. Hier geht es um die aktuelle Sprach- und Migrationspolitik. Wer lernt in der Schweiz mit welchen Zielen und welche Rolle spielen dabei die Institutionen? Auch bieten wir in diesem Block das Thema Mehrsprachigkeit in der Schweiz an, ergänzt durch eine Kurseinheit Mehrsprachigkeitsdidaktik, sodass der Praxisbezug auch in diesem ersten Block gewährleistet ist.

Der zweite Themenblock beschäftigt sich mit dem Zweitspracherwerb aus verschiedenen Blickwinkeln, z. B. hinsichtlich Ressourcenorientierung, in Bezug auf den interkulturellen Ansatz oder die Diglossiesituation in der Schweiz. In diesem Block besprechen wir auch bestehende Lehr- und Lernmaterialien mit speziellem Fokus auf die Schweiz und ihre sprachlichen und kulturellen Besonderheiten.

Der dritte Block beschäftigt sich mit der Unterrichtsplanung und -gestaltung für unterschiedliche Zielgruppen. Hier geht es einerseits um Binnendifferenzierung bezüglich des unterschiedlichen sprachlichen Vorwissens; andererseits geht es darum, Deutschunterricht für verschiedene kommunikative Bedürfnisse zu entwickeln, z. B. im Rahmen des berufsspezifischen Unterrichts (Unterricht für Manager, Unterricht für den Bau etc.) oder mithilfe der szenariobasierten Didaktik. Hier schlagen wir die Brücke zum fide-System des Staatssekretariats für Migration.

Im vierten Block beschäftigen sich die CAS-Teilnehmenden mit dem Beurteilen, Reflektieren, Evaluieren und Beraten. Das heisst, wir diskutieren den Portfolioansatz, aber auch das «harte», quantifizierbare Prüfen und Testen. Feedback-Ansätze werden auch aufseiten der Lehrperson angeschaut: Wie können Sprachkursleitende ihren Unterricht sinnvoll evaluieren und hierbei Unterrichtsreflexionen einsetzen?

Für wen eignet sich dieser CAS?

Vor allem für Personen, die bereits ein Grundwissen und Praxiserfahrung im DaF/DaZ-Bereich mitbringen und sich in Hinblick auf die sprachkulturellen Besonderheiten der Deutschschweiz weiterbilden möchten. Die Teilnehmenden können die neuen Kompetenzen oft direkt in ihrer Unterrichtspraxis umsetzen. Darüber hinaus gibt es Teilnehmende, die zwar Erfahrung im Unterrichten von Deutsch als Fremdsprache haben, aber in einem anderen Bereich, beispielsweise in der Volksschule. Durch den CAS bauen sie sich ein zweites Standbein in der Erwachsenenbildung auf. Andere Teilnehmende stammen aus der Berufsbildung, wo sie auch viel im Bereich sprachlicher Integration leisten müssen.

Was sind Highlights des Lehrgangs?

Ein grosser Pluspunkt ist sicherlich die thematische und personale Vielfalt. In den vier Unterrichtsblöcken unterrichten Dozierende aus unterschiedlichen Institutionen, einige stammen aus dem ILC, andere sind DaF/DaZ-ExpertInnen aus unserem schweizweiten Netzwerk.

Dieser Reichtum an Dozierenden mit unterschiedlichen Unterrichtsstilen und eigenem Charisma wird von den Teilnehmenden geschätzt. Viele lassen sich für die eigene Unterrichtsgestaltung davon inspirieren; die neuen Impulse wirken sich auf die CAS-Teilnehmenden motivierend aus.

Bei so einer vielseitigen Besetzung ist es übrigens wichtig, dass wir als Leitende dafür sorgen, dass es genug Kontinuität gibt. Wir stimmen die Lerninhalte mit den Dozierenden ab, sind an den Kurstagen oft präsent und fungieren auch zwischen den Kurstagen als Ansprechpersonen.

Des Weiteren achten wir darauf, dass die Gruppenzusammensetzung für die Teilnehmenden möglichst bereichernd ist, dass es zwar ein gemeinsames Fundament, aber auch genügend Diversität gibt. Wir haben hier sehr gute Erfahrungen gemacht: So entsteht ein inspirierendes Lernklima, das Kreativität fördert.

Mit wie viel zeitlichem Engagement müssen die Teilnehmenden rechnen?

Der Arbeitsaufwand beträgt ca. 350 bis 450 Stunden, inklusive 96 Stunden Präsenzunterricht. Dies entspricht 15 ECTS-Punkten.

Was ist dir als Co-Leiterin des Lehrgangs wichtig?

Mir ist es sehr wichtig, dass die Teilnehmenden mich als Ansprechpartnerin wahrnehmen. Sie sollen das Gefühl haben, sich mit ihren Fragen und Anliegen jederzeit an mich wenden zu können. Ich möchte sie in ihrem Lernprozess begleiten und unterstützen, ihnen aber auch viel Freiheit lassen, denn schliesslich bewegen wir uns ja in der Erwachsenenbildung.

Darüber hinaus sind wir darum besorgt, dass das Kursprogramm trotz seiner Vielseitigkeit einen roten Faden hat.

Welche Berufsperspektiven eröffnet euer CAS?

Die Berufsperspektiven hängen stark davon ab, wo die einzelnen Teilnehmenden am Anfang der Weiterbildung stehen. Teilnehmende, die zuvor in der Volksschule tätig waren, können nun in der Erwachsenbildung tätig sein. Diejenigen, die bereits in der Erwachsenenbildung unterrichten, entwickeln sich durch die neuen Impulse, die der Kurs bietet, weiter; das Hintergrundwissen stärkt sie in ihrer Praxis.

Das ILC Institute of Language Competence hat sich in dem Bereich bereits gut etabliert, so erreicht uns regelmässig die Rückmeldung, dass unsere Weiterbildungen im DaF/DaZ- Bereich sehr positiv auf dem Arbeitsmarkt bewertet werden. Darüber hinaus hat das Thema «schweizspezifischer DaF/DaZ-Unterricht» eine grosse Aktualität; schliesslich wird das Thema auch auf Bundesebene diskutiert und im Rahmen des fide-Systems umgesetzt.

Das Interview führte Anne Ribbert, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am ILC Institute of Language Competence.