Kindesschutz und Frühe Förderung in Familien, die Sozialhilfe beziehen: Modelle der Kooperation und Koordination
Auf einen Blick
- Co-Projektleiter/in : Dr. Stefan Eberitzsch, Prof. Dr. David Lätsch
- Projektteam : Ida Ofelia Brink
- Projektvolumen : CHF 98'500
- Projektstatus : laufend
- Drittmittelgeber : Interne Förderung (ZHAW Forschungsschwerpunkt «Gesellschaftliche Integration»)
- Kontaktperson : Stefan Eberitzsch
Beschreibung
Kinder aus armen Familien sind einem deutlich erhöhten Risiko
ausgesetzt, im weiteren Verlauf ihres Lebens selbst von Armut,
geringen Bildungsressourcen und gesellschaftlicher Ausgrenzung
betroffen zu sein (z.B. Schickedanz et al., 2015). Die
schweizerische Politik begegnet diesen Entwicklungsrisiken auf
mehreren Ebenen. Eine wichtige Rolle spielen die Sozialhilfe zur
Eindämmung materieller Armut sowie die Systeme und Massnahmen des
Kindesschutzes und der Frühen Förderung zur Adressierung
psychosozialer Risiken, die mit Armut assoziiert sind. Wie mehrere
Studien belegen, werden in der Schweiz insbesondere Kinder im
Vorschulalter (0 bis 5 Jahre) und deren Familien jedoch durch
Angebote Früher Förderung kaum erreicht, und auch die Massnahmen
des zivilrechtlichen Kindesschutzes setzen hierzulande im
Durchschnitt deutlich später ein als in vielen anderen westlichen
Industrienationen (Jud, 2018; Nett et al, 2012; Voll et al.,
2008).
Allgemein wird die frühe Kindheit vermehrt als Investitionsfeld zur
gesamtgesellschaftlichen Wohlstandssicherung (z. B. Hafen, 2015;
Krummenacher 2019) und insbesondere zur Dämpfung von Auswirkungen
von Armut (Caritas Schweiz, 2013) und den damit verbundenen
langfristigen sozialen Folgekosten adressiert, wie es
internationale Studien zum Return-on-investment nahelegen (z.B.
Barnett, 2011; Reynolds et al., 2011). Dabei wird erkennbar, dass
die herkömmliche Segmentierung von Massnahmen der frühen
Intervention in die Systeme des Gesundheits-, Sozial- und
Bildungswesen überwunden werden muss, damit diese Angebote gerade
bei sozioökonomisch vulnerablen Familien tatsächlich als umfassende
soziale Sicherung wirksam werden können. Genau an diesem Punkt
setzt das Projekt mit seinen Erkenntnisinteressen an und verfolgt,
aufbauend auf den bisherigen Forschungsarbeiten der beiden
Antragsteller, folgende Ziele:
Modul 1.) In einer explorativen Studie wird Wissen zur Kooperation und Koordination zwischen Leistungen der Sozialhilfe (social welfare) und Leistungen und Massnahmen des frühkindlichen Kindesschutzes und der Frühen Förderung (zusammengefasst im Begriff early childhood interventions) erzeugt, und zwar mit Bezug auf die aktuelle Praxis in unterschiedlichen Kantonen der Schweiz
Modul 2.) Etablierung tragfähige Arbeitsbeziehungen zu mehreren Schlüsselorganisationen in der Praxis, die in den Handlungsfeldern der Sozialhilfe und des Kindesschutzes/der Frühen Förderung tätig sind und als Praxispartner für zu beantragende Drittmittelprojekte zur Verfügung stehen sollen.
Modul 3.) Innerhalb der Förderperiode eine grössere Forschungsstudie zu beantragen, die auf den explorativen Ergebnissen des Projekts aufbaut und aus nationalen Drittmitteln finanziert werden soll.
Modul 4.) Initiierung eines internationalen Netzwerks aus Forschenden, die in anderen europäischen Ländern die Schnittstelle zwischen social welfare und early childhood interventions untersuchen (Fördergesuch COST Action).
Das Projekt ist Teil des ZHAW Schwerpunkts Gesellschaftliche Integration.
Weiterführende Informationen
Publikationen
-
Eberitzsch, Stefan; Brink, Ida Ofelia; Lätsch, David,
2020.
.
In:
ISA-Jahrbuch zur Sozialen Arbeit 2020.
Münster:
Waxman.
S.192-207.
-
Lätsch, David; Eberitzsch, Stefan; Brink, Ida Ofelia,
2020.
Zurich:
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.21256/zhaw-2387
-
Lätsch, David; Eberitzsch, Stefan; Brink, Ida Ofelia,
2020.
Zürich:
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.21256/zhaw-2386
-
Eberitzsch, Stefan; Lätsch, David,
2019.
In:
Herbstmeeting des Kompetenznetzwerks Frühe Kindheit 2019, ZHAW Gesundheit, Winterthur, 21. November 2019.