Der Energiediskurs in der Schweiz: (Miss)repräsentieren mehrsprachige Quellen die monolingualen Teildiskurse?
Vertiefungsstudie zum Projekt Energiediskurse in der Schweiz
Auf einen Blick
- Projektleiter/in : Dr. Alice Delorme Benites
- Stellv. Projektleiter/in : Prof. Dr. Maureen Ehrensberger-Dow
- Projektteam : Selena Calleri, Raffaele Desiante, Dr. Lorenza Pescia De Lellis
- Projektstatus : abgeschlossen
- Drittmittelgeber : Interne Förderung
- Kontaktperson : Alice Delorme Benites
Beschreibung
Tendenziell wird in der Schweiz bei Initiativen und Referenden
je nach Sprachregion recht unterschiedlich abgestimmt. Obwohl
Sprache als Faktor der Parteibindung und politischen Einstellungen
zwar in der Schweiz insgesamt abnimmt (vgl. Goldberg 2017), zeigt
sich in der Energiepolitik wenig verändert das Bild der Korrelation
von Sprachregion und Abstimmungsverhalten; Viele Bezirke in der
Romandie und im Kanton Tessin haben die "Atomausstiegsinitiative"
Ende 2016 angenommen; in der Deutsch-schweiz stimmten
vergleichsweise wenige für die Vorlage. Das uneinheitliche
Abstimmungsverhalten der drei grossen Landesteile korreliert also
mit der jeweils dominanten Sprache. Somit könnten die Einstellungen
zu Energiepolitik auch auf kulturelle, diskursive und damit auch
auf sprachliche Unter-schiede zurückgeführt werden.
Wesentlich für die Meinungsbildung in politischen Angelegenheiten
sind unter anderem amtliche Texte und Dossiers, die auf der
gesamteidgenössischen Website "admin.ch"; eingesehen werden können
und demnach allgemein zugänglich sind. Für Stimmberechtigte ist
zudem insbesondere das "Bundesbüchlein" zentral, welches vor
Abstimmungen an sie verschickt wird und auf Deutsch, Französisch
und Italienisch erscheint. Die Sprache, in der die Ausarbeitung der
Abstimmungsunterlagen vorgenommen wird, können die anderen
Versionen beeinflussen. Hieraus ergibt sich die Forschungsfrage der
Ergänzungsstudie: Verzerren mehrsprachige Quellen die monolingualen
Teildiskurse? Ausgangspunkt ist folgende Überlegung: Weil der
Inhalt des Bundesbüchleins in allen Sprachen gleich zu sein hat,
sind Unterschiede lediglich in der konkreten Wortwahl zu erwarten.
Ziel der Vertiefungsstudie ist, die sprachbedingten Unterschiede zu
ermitteln, zu beschreiben und als mögliche Einflussfaktoren auf das
Abstimmungsverhalten zu deuten. Diese Art der Analyse von
dominanten sprachübergreifenden Argumentationen und von möglichen
diskursiven Verzerrungen infolgedessen wird in diesem
Projekt-zusammenhang erstmals versucht.
Publikationen
-
Delorme Benites, Alice; Pescia De Lellis, Lorenza,
2021.
Bulletin suisse de linguistique appliquée.
1(No spécial 2021), S. 187-212.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.21256/zhaw-23021
-
2021.
Travaux Neuchâtelois de Linguistique.
2021(74), S. 147-166.
Verfügbar unter: http://www.unine.ch/files/live/sites/tranel/files/Tranel/74/147-166_Delorme_def.pdf
-
Delorme Benites, Alice; Pescia De Lellis, Lorenza,
2020.
L’influence du volume des traductions en Suisse sur le discours : une étude de cas.
In:
Applied linguistics in the digital age : conference of the Swiss association for applied linguistics, Neuchâtel, 12-14 February 2020.