Umsetzung der UNO-BRK in der St. Josef-Stiftung Bremgarten
Dienstleistungsmandat des Instituts für Sozialmanagement
Auf einen Blick
- Projektleiter/in : Michael Herzig
- Projektteam : Prof. Christian Liesen, Dr. Larissa M. Sundermann
- Projektstatus : abgeschlossen
- Drittmittelgeber : Stiftung
- Projektpartner : St. Josef-Stiftung
- Kontaktperson : Michael Herzig
Beschreibung
Die St. Josef-Stiftung ist der Schulung, Betreuung und Pflege
von Menschen mit einer geistigen Behinderung verpflichtet. Heute
werden rund 180 Menschen mit einer geistigen Behinderung in der
Heilpädagogischen Schule, auf Wohngruppen oder in der Tagesstätte
umfassend betreut. Einen wichtigen Stellenwert besitzen auch die in
der Region Bremgarten und im Freiamt fest verankerten Angebote
«Heilpädagogische Früherziehung» und «Psychomotorik-Therapie». In
beiden Angeboten werden je über 100 Kinder betreut. Neben der
direkten Arbeit mit den Betreuten legt die Stiftung grossen Wert
auf die Öffnung der Institution. So wurde neben einem einladenden
Gelände, mit Tierpark und Spielplätzen, mit dem Restaurant JoJo im
Jahre 2003 eine Begegnungsstätte für Behinderte, Mitarbeitende und
externe Gäste geschaffen, die sich einer grossen Beliebtheit
erfreut. Für Veranstaltungen kultureller oder gesellschaftlicher
Art bieten sich auch die Kapuzinerkirche, der Kloster-Innenhof und
die Mehrzweckhalle an.
Unter dem Titel Beschäftigung Plus hat die Stiftung im Frühling
2016 ein Projekt gestartet zur Umsetzung der Kernelemente der
UNO-Behindertenrechtskonvention. Beschäftigung Plus ist konsequent
auf die möglichst hohe Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen
mit schweren und mehrfachen Beeinträchtigungen und Behinderungen
ausgerichtet. Das ist eine fachliche, organisatorische und
betriebswirtschaftliche Herausforderung. Methodisch stehen dazu
etablierte Handlungskonzepte zur Verfügung wie z.B. die Basale
Stimulation[1], Intensive Interaktion[2] und Applied Behavior
Analysis ABA[3]. Die Schwierigkeit liegt in der Integration eines
solchen Angebotes in einen komplexen Heimbetrieb, ohne dass
darunter Effektivität und Wirtschaftlichkeit der Prozesse leiden.
Gelingt es, Beschäftigung Plus mit verhältnismässigem Aufwand
umzusetzen, steigt einerseits die Lebensqualität der betroffenen
Bewohnerinnen und Bewohner. Anderseits wird damit auch ein
gesellschaftspolitisches Zeichen gesetzt für eine Zielgruppe, die
inner- wie außerfachlich vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit auf
sich zieht und keine nennenswerte Lobby hat. Drittens wird gezeigt,
dass sich hohe fachliche und ethische Standards einerseits und
betriebswirtschaftliches Denken andererseits nicht ausschliessen.
In der konsequenten Orientierung an den Bedürfnissen der
Zielgruppe, der fachlich-ethischen Grundhaltung und der
sorgfältigen Integration des neuen Angebotes in den Heimbetrieb
liegt auch das Innovationspotential von Beschäftigung Plus.
Das Institut für Sozialmanagement der ZHAW unterstützt die St.
Josef-Stiftung seit 2017 bei Planung und Umsetzung des Projekts
Beschäftigung Plus in konzeptuellen, methodischen und
betriebswirtschaftlichen Belangen sowie bei Fragen der
Organisationsentwicklung.
[1] Bienstein C, Fröhlich A (2016). Basale Stimulation in der
Pflege: Die Grundlagen (8., durchges. und erg. Aufl.). Bern:
Hogrefe.
Fröhlich A (2015). Basale Stimulation – ein Konzept für die
Arbeit mit schwer beeinträchtigten Menschen (völlig überarb.
Neuauflage). Düsseldorf: Verlag Selbstbestimmtes Leben.
2 Nind M, Hewett D (2001). A Practical Guide to Intensive
Interaction. Kidderminster: British Institute of Learning
Disabilities.
3 Cooper JO, Heron TE, Heward WL (2014). Applied Behavior Analysis.
Essex: Pearson.