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Intelligenter Betrieb von Solarkraftwerken: Predictive Maintenance mithilfe von hybridem KI-Modell

ZHAW-Forschende des Instituts für Datenanalyse und Prozessdesign (IDP) haben im Rahmen eines Innosuisse-Projekts ein Softwaremodul entwickelt, das bereits vorhandenes Fachwissen mit künstlicher Intelligenz (Physics-informed AI) verbindet. Die darauf basierenden Leistungsanalysen helfen dabei, Energieverluste von Solarkraftwerken zu minimieren und zeigen auf, wann sich eine Wartung der PV-Anlagen lohnt.

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Das von ZHAW-Forschenden entwickelte Softwaremodul kombiniert Künstliche Intelligenz (KI) und Fachwissen und ermöglicht dadurch eine kosteneffizientere Wartungsplanung bei Solarkraftwerken. Bild: Mark Agnor/Shutterstock

Leistungseinbussen von Solarkraftwerken können viele Ursachen haben. Generell können etwa Verschmutzungen auf den Modulen, eine Verschattung einzelner Bereiche, elektronische Ausfälle, Inverter-Störungen oder fehlerhaftes Tracking an den Anlagen zu beachtlichen Energieverlusten oder sogar zu einem Leistungsausfall führen. Zusammen mit dem Unternehmen Fluence Energy (ehemals Nispera) hat ein ZHAW-Team unter Leitung von Lilach Goren Huber von der Forschungsgruppe Smart Services and Maintenance am ZHAW-Institut für Datenanalyse und Prozessdesign (IDP) ein Softwaremodul zur Optimierung bestehender Photovoltaik-Anlagen (PV) entwickelt. Das Programm kann auftretende Energieverluste eines PV-Kraftwerks durch elektronische Ausfälle, Trackerfehler oder verschmutzte PV-Module diagnostizieren und somit frühzeitig erkennen, wann ein Eingriff ins System notwendig wird. Das heisst konkret, dass das Programm im ersten Schritt Energieverlust-Ereignisse diverser Ursachen automatisch erkennt. Im zweiten Schritt kann das Programm entscheiden, wann sich eine Wartung der Anlage tatsächlich lohnt, also die Kosten durch den Energieverlust grösser ausfallen als die Kosten für die Reparatur selbst. «Unsere Herausforderung bestand darin, ein Softwaremodul zu entwickeln, das seine Schätzungen unter Einbeziehung einer datengetriebenen KI erstellt, dabei aber auch das breite Fachwissen über die Anlage miteinbezieht, um Entscheidungen zu treffen, die auch für die Ingenieur:innen, die die Anlage betreiben, nachvollziehbar sind», erklärt Projektleiterin Lilach Goren Huber. 

Kostenersparnisse durch hybrides KI-Modell

Mithilfe von historischen Daten, die bereits durch den Betrieb eines Solarkraftwerks bereitstehen sowie mit dem Fachwissen über die Anlage konstruierten die ZHAW-Forschenden ein neuronales Netzwerk zur intelligenten Fehlerdiagnose, das in die vorhandene Nispera Plattform integriert werden kann. Damit das neuronale Netzwerk zuverlässig intelligent funktioniert, braucht es viele Daten von Störungen, wie etwa Trackerfehler, die jedoch in den Bestandsdaten sehr selten vorkommen. Mithilfe des Wissens über die physikalischen Gesetzmässigkeiten der Anlage und dem Fachwissen, der daran arbeitenden Ingenieur:innen konnte das Team die realen Daten korrumpieren und so quasi künstlich «verfälschte Daten» mit realistischen Störungsmustern erschaffen, mit denen die Algorithmen trainiert werden konnten.

Somit waren die Forschenden imstande, ein zuverlässiges Softwaremodul ohne aufwendig generierte Trainingsdaten zu entwickeln. Diese Vorgehensweise nennt sich daher auch Physics-informed AI. Diese Art der Predicitive Maintenance, eingesetzt in Solarkraftwerken, stellt zudem eine Neuheit bei der Wartung von PV-Kraftwerken dar. «Mit der Kombination aus wertvollem Fachwissen und einem datengetriebenen Deep Learning Model kann das Modul früher und genauer Fehler in der Anlage erkennen als bisherige Ansätze», fasst Goren Huber die Vorteile des Programms zusammen, «die Fähigkeit zur Erkennung von Trackerfehlern wurde um 70 Prozent verbessert im Vergleich zu herkömmlichen KI-Modellen – somit kann das Softwaremodul zu einer Verminderung von Energieverlusten und einer kosteneffizienteren Wartung von Solarkraftwerken beitragen», so die ZHAW-Forscherin.