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Intensität der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen in der Schweizer Bevölkerung

Auswertung der Daten aus der Schweizerischen Gesundheitsbefragung

Auf einen Blick

Beschreibung

Im Rahmen der gesundheitspolitischen Prioritäten des Bundesrates «Gesundheit2020» sollen zeitgemässe, koordinierte Versorgungsangebote gefördert werden. Da Patienten mit einer intensiven Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen potentiell am meisten von einer Koordination der Versorgung profitieren und mit Blick auf die zweite Nationale Konferenz «Gesundheit2020» zum Thema Koordinierte Versorgung im Januar 2015, hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Studie in Auftrag gegeben, welche anhand der Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) 2012 Grundlagen für eine bessere Charakterisierung von Personen mit besonders häufiger und besonders seltener Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitswesens erarbeiten sollte. Dabei interessierte vor allem der Gegensatz zwischen Personen mit besonders häufiger Nutzung (Intensivnutzende) und Personen mit seltener Nutzung (Marginalnutzende.

Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob sich bestimmte Gruppen von Personen in der Stichprobe der SGB identifizieren lassen, die sich durch ein spezifisches Muster der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen auszeichnen. Dazu wurden fünf Indikatoren der Inanspruchnahme verwendet: Arztkonsultationen, stationäre Behandlungstage in Spitälern und Kliniken, Konsultationen bei nicht-ärztlichen Fachpersonen, Medikamentenkonsum pro Tag und Nutzung komplementärmedizinischer Angebote. Die Identifikation von Inanspruchnahme-Gruppen wurde mit dem statistischen Verfahren der latenten Klassen¬analyse („latent class analysis“, LCA) vorgenommen. Die identifizierten Gruppen wurden anschliessend hinsichtlich soziodemografischer Merkmale, Gesundheitszustand, Gesundheitsverhalten und gewähltem Krankenversicherungsmodell näher charakterisiert.

Auf der Grundlage der LCA wurden vier unterschiedliche Inanspruchnahme-Gruppen abgeleitet: Intensivnutzende (4% der Gesamtbevölkerung), Moderatnutzende (19%), Moderat-selektiv-Nutzende (11%) und Marginalnutzende (66%).

Intensivnutzende zeichnen sich durch eine stärkere Belastung durch Krankheiten und Behinderungen aus: 19% schätzen ihre Gesundheit als schlecht oder gar als sehr schlecht ein, 70% berichten eine chronische Krankheit oder Behinderung, 53% haben starke körperliche Beschwerden und 23% bzw. 14% gaben funktionelle Einschränkungen oder Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Aktivitäten des täglichen Lebens an; gleichzeitig berichten 38% über eine mittlere bis hohe psychische Belastung. Es überrascht daher nicht, dass diese Personen im Durchschnitt mehr Konsultationen bei Ärzten/Ärztinnen (19/Jahr) sowie anderen Fachpersonen (33/Jahr), mehr eingenommene Medikamente (1.5/Tag) und längere stationäre Spitalaufenthalte (13 Tage/Jahr) aufweisen als die anderen drei Nutzerprofile. Das Gegenprofil dazu bilden die Marginalnutzenden. Unter 1% der Marginalnutzenden schätzen ihre Gesundheit als schlecht oder als sehr schlecht ein; lediglich 23% haben eine chronische Krankheit oder Behinderung, 14% berichten von starken körperlichen Beschwerden, 8% weisen funktionelle Einschränkungen und 1% Schwierigkeiten bei Aktivitäten des täglichen Lebens auf; 13% schätzen ihre psychische Belastung als mittel oder hoch ein. Vergleichsweise gering ist die durchschnittliche Anzahl Konsultationen bei Ärztinnen/Ärzten (2/Jahr) und anderen Fachpersonen (2/Jahr), die Einnahme von Medikamenten (0.4/Tag) und die Dauer von stationären Spitalaufenthalten (0.03 Tage/Jahr).

Auch hinsichtlich Gesundheitsverhalten und Gesundheitseinstellungen unterscheiden sich die Nutzerprofile. Intensivnutzende weisen den grössten Anteil an körperlich inaktiven (21%) und adipösen (17%) Personen sowie täglicher Raucher (22%) auf. Gleichzeitig verzeichnet diese Gruppe die höchsten Anteile an Personen, welche sagen, dass gesundheitliche Überlegungen ihren Lebensstil bestimmen (28%). Vergleichsweise oft achten Intensivnutzende auch auf ihre Ernährung (76%).

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich vier verschiedene Nutzerprofile identifizieren lassen, wobei es einen engen Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand gibt. Es ist davon auszugehen, dass die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen unterschätzt wird, da in der schweizerischen Gesundheitsbefragung lediglich Personen in Privathaushalten befragt werden, d.h. Personen in Alters- und Pflegeheimen und sonstigen Kollektivhaushalten sind nicht abgedeckt. Ob diese Leistungen darüber hinaus angemessen und von guter Qualität waren, lässt sich auf der Grundlage der SGB ebenfalls nicht feststellen. Versicherungsmodelle, die die Koordination fördern sollen (Hausarzt, HMO), sind in allen vier Gruppen in der Minderheit und zeigen nur geringe Unterschiede zwischen den Inanspruchnahme-Gruppen. Speziell HMOs werden kaum genutzt.