Telecare-Technologien
Ist-Stand und zukünftige Entwicklungen
Auf einen Blick
- Projektleiter/in : Ursula Meidert
- Projektteam : Prof. Dr. Heidrun Karin Becker
- Projektstatus : abgeschlossen
- Drittmittelgeber : Stiftung (Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS)
- Projektpartner : Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS
- Kontaktperson : Ursula Meidert
Beschreibung
Hintergrund:
Aufgrund der demographischen Entwicklung wird der Anteil
pflegebedürftiger und auf Hilfe angewiesener Menschen stark
ansteigen. Das führt zu Engpässe personeller Art in der
gesundheitlichen Versorgung dieser Menschen. In der Schweiz, wie in
anderen OECD-Ländern auch, wird ein Fachkräftemangel in den
Gesundheitsinstitutionen durch die erhöhte Nachfrage an
Versorgungsleistungen prognostiziert (Jaccard Ruedin & Widmer,
2010). Zunehmend wird daher in der Versorgung von älteren Menschen
auf neue Technologien gesetzt, welche die Pflege und Betreuung
unterstützen und entlasten. Vor diesem Hintergrund braucht es
Studien zur Technologiefolgenbewertung, welche die Chancen und
Risiken von Technologien und deren Einsatz untersuchen. In diesem
Zusammenhang wurde das Projekt «Parliaments and Civil Society in
Technology Assessment» PACITA (Parlamente und bürgerliche
Gesellschaft in der Technologiefolgenabschätzung) lanciert. Darin
sollen europäische Länder, die selbst noch keine
Technikfolgenabschätzungs-Einrichtung haben, am konkreten Beispiel
der "Telecare Technology in Europe", dargelegt werden, wie eine
Technologiefolgenabschätzung durchgeführt werden kann.
Projektziel:
Im Rahmen dieses Projekts wurde für das Zentrum für
Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS eine Literaturreview und
Expertenbefragungen zu Telecare-Technologien in Europa durchgeführt
zum derzeitigen Stand und zukünftige Entwicklungen. Diese Übersicht
diente als Ausganslage für eine Technologiefolgenbewertung.
Methode:
Eine Literatursuche wurde in den fünf Datenbanken Ageline, CINAHL,
Abstracts in Social Gerontology und Medline durchgeführt. Es wurden
nur Artikel berücksichtigt, welche eine europäischen Fokus hatten.
Zudem wurden Experten aus den Bereichen Forschung, Gerontologie,
Technik und Technologiefolgenabschätzung aus verschiedenen
Europäischen Ländern schriftlich befragt zum Ist-Stand und
zukünftige Entwicklungen auf dem Gebiet der Telecare.
Resultate:
Es wurden 77 Artikel für die Review berücksichtigt. Zudem wurden
weitere 15 Artikel von den Experten empfohlen und in die Studie
eingeschlossen. Von 61 angeschriebenen Experten haben 17 an der
Befragung teilgenommen.
Derzeit gibt es eine grosse Vielfalt an Geräten und
Dienstleistungen im Telecare-Bereich. Die identifizierten Geräte
gehören zu den Kategorien: Sensoren und Apparate für das
Monitoring, Alarmierungssysteme, Kommunikationssysteme, Video oder
andere bildgebende Geräte, Smartphones mit Applikationen und
spezialisierte medizinische Geräte, welche über das Internet Daten
versenden beispielsweise für Ferndiagnosen. Zu den Dienstleistungen
gehören unter anderen: Monitoring, Konsultationen, Diagnostik,
Rezepte ausstellen, Krankheitsmanagement, durch Kommunikation
erbrachte Unterstützung und Interventionen wie beispielsweise das
Training von motorischen Funktionen bei Patienten oder medizinische
Eingriffe. Geräte der neueren Generation verfügen oft über mehrere
Funktionen zudem wurden diese meist für den Heimgebrauch oder im
klinischen Setting zunehmend jedoch auch für den mobilen Gebrauch
konzipiert. Im Einsatz sind derzeit hauptsächlich Geräte der ersten
Generation wie beispielsweise Alarmknöpfe oder –sensoren. Neuere
Geräte dagegen sind in der Praxis erst wenig in Gebrauch. Zudem
bestehen grosse Unterschiede in der Verbreitung dieser Technologien
in den einzelnen europäischen Ländern.
Bezüglich zukünftiger Entwicklungen ist mit einer grösseren
Verbreitung und einer regulären Integration solcher
Dienstleistungen in die Gesundheitsversorgung der europäischen
Länder zu rechnen. Dafür sprechen vor allem verschiedene
demographische und soziale Entwicklungen, der Fachkräftemangel
sowie die aktive Förderung solcher Produkte durch die EU (z.B.
AAL-Programme). Für eine ungehinderte Verbreitung braucht es jedoch
ethische und rechtliche Auseinandersetzungen in den einzelnen
Ländern sowie die Schaffung eines gerechten und geregelten Zugangs
zu den Produkten und Dienstleistungen.