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Messinstrument zu psychischer Gesundheit-Krankheit in der Schweizerischen Gesundheitsbefragung

Empirische Analyse der Messeigenschaften und Vergleich mit europäischen Erhebungen

Auf einen Blick

  • Projektleiter/in : Prof. Dr. Thomas Volken
  • Projektteam : Dr. Andreas Bänziger, Rahel Gügler, Prof. Dr. Peter Rüesch
  • Projektvolumen : CHF 55'000
  • Projektstatus : abgeschlossen
  • Drittmittelgeber : Bund
  • Projektpartner : Schweizerisches Gesundheitsobservatrorium
  • Kontaktperson : Thomas Volken

Beschreibung

Die Schweizerische Gesundheitsbefragung (SGB) ist eine Bevölkerungsbefragung, die vom Bundesamt für Statistik in fünfjährigem Abstand durchgeführt wird. Für die SGB 2012 sollen die bislang verwendeten Messinstrumente für psychische Gesundheit und Krankheit überprüft werden. Insbesondere sollen die nachfolgenden Fragen geklärt werden:


  • Wie ist die Testqualität und Testgüte der bisher verwendeten Instrumente für Depression („Wittchen-Skala“) und Kohärenzgefühl (SOC-3/13) zu bewerten?

  • Welche Beziehungen bestehen zwischen den bislang in der SGB eingesetzten Instrumenten zur Erfassung psychischer Gesundheit/Krankheit und zentralen individuellen und strukturellen Determinanten und was ist deren Erklärungsgehalt?

  • Inwiefern sind die bislang verwendeten Instrumente zur Erfassung psychischer Gesundheit/Krankheit über die Zeit vergleichbar und welche Vergleichsmöglichkeiten bestehen zur EUROHIS?

Datengrundlage für das Projekt bilden einerseits verschiedene Wellen der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (Sekundärdatenanalyse). Andererseits werden im Rahmen von semi-strukturierten Experteninterviews Gesprächsprotokolle erhoben.

Testgüte und Testqualität wurden anhand unterschiedlicher quantitativer Methoden wie Itemanalyse, Reliabiliätsanalyse, faktorielle Validitätsprüfung, Sensitivitäts- und Spezifitätsbeurteilung vorgenommen. Die Auswertung der Experteninterviews wurde mittels qualitativer Inhaltsanalyse vorgenommen.


Die wichtigsten Resultate lassen sich wie folgt zusammenfassen:


  • Die SOC-3-Skala zur Messung des Kohärenzgefühls diskriminiert nur in einem geringen Masse zwischen den Befragten und eignet sich somit nur beschränkt, um eine eindeutige Einordnung der befragten Personen anhand der Ausprägung ihres Kohärenzgefühls vorzunehmen. Auch die Reliabilität der SOC-3-Skala ist als kritisch einzuschätzen und die Skala mag nicht als valides Konstrukt zu überzeugen. Die Prüfung der Performanz der SOC-3-Skala (Güte der Vorhersage problematischer Fälle) liefert ebenfalls ein unbefriedigendes Resultat: Die SOC-3-Skala unterschätzt die Anzahlproblematischer Fälle deutlich. Aufgrund dieser Mängel in allen Dimensionen der Testgüte und -qualität kann festgehalten werden, dass sich dieses Kurzinstrument für die Schätzung der

Häufigkeit der Ausprägungen des Kohärenzgefühls nicht eignet und lediglich eingesetzt werden kann und sollte, wenn nicht Häufigkeiten, sondern Beziehungsstrukturen im Vordergrund stehen. Insgesamt wird deshalb die Anwendung der SOC-3-Skala in der SGB nicht empfohlen. Da auch die in der SGB 1997 erhobene längere Version des SOC-Instruments (SOC-13) gewisse Mängel, insbesondere bezüglich der faktoriellen Validität, aufweist, wird – falls das Konstrukt «Kohärenzgefühl» in der SGB weiterhin erfasst werden soll – der Einsatz der an einer Bevölkerungsstichprobe validierten Leipziger Kurzskala SOC-L9 empfohlen, welche eine hohe Testgüte und eine maximale Kompatibilität mit den bisher in der SGB eingesetzten Messinstrumenten für Kohärenz aufweist.

  • Die Analyse der DSQ-10-Skala («Wittchen-Skala») zur Erfassung von Depression liefert hinsichtlich Testgüte und Testqualität bessere Resultate. Die Reliabilität der Skala ist als gut zu bezeichnen. Ebenso ist die faktorielle Validität der Skala (Eignung zur Verdichtung zu einem depressiven Symptom) gegeben und die Konstruktvalidität liefert die zu erwartenden Befunde. Darüber hinaus ist die DSQ-10 mit Blick auf die Fragebogenökonomie positiv zu bewerten. Kritisch bewerten ist ein Item zum Thema Libidoverlust mit einer grossen Zahl fehlender Antworten; diese führen aufgrund ihrer Altersabhängigkeit zu einem Bias in der Skala. Vorbehalte sind auch bei der Perfomanz angebracht, indem die DSQ-10 eine begrenzte Sensitivität aufweist.

  • Die als Goldstandard verwendete CIDI-SF-Skala zur Erfassung von Depression ist zur Verwendung in einem Bevölkerungssurvey als sehr umfangreich und komplex zu bewerten und es bestehen Zweifel an der Zuverlässigkeit der im Rahmen eines CATI (Computer Assisted Telephone Interview) ermittelten Resultate.

  • Aufgrund der potenziellen Mängel beider Instrumente wäre es ggf. lohnenswert, den Einsatz alternativer

Instrumente (empfohlen wird der «Brief Patient Health Questionnaire, PHQ-9») zu prüfen. Für diese Entscheidung müssen aber neben Testgüte und -qualität weitere Kriterien miteinbezogen werden wie das Interesse an einer langfristigen Vergleichbarkeit der SGB-Wellen und die Frage der Kompatibilität mit den EUROHIS-Empfehlungen.