Poststationäre Netzwerkkoordination (ZInEP TP4)
Teilprojekt des Zürcher Impulsprogramms zur nachhaltigen Entwicklung der Psychiatrie ZInEP
Auf einen Blick
- Projektleiter/in : Prof. Dr. Agnes von Wyl
- Projektteam : Stefan Haun, Gisela Heim, Dr. Michael Pascal Hengartner, Daniel Kientzler, Thomas Langenegger, Silvia Passalacqua
- Projektvolumen : CHF 250'513
- Projektstatus : abgeschlossen
- Drittmittelgeber : Dritte
- Projektpartner : Integrierte Psychiatrie Winterthur - Zürcher Unterland IPW
- Kontaktperson : Agnes von Wyl
Beschreibung
Ausgangslage und Fragestellung:
In der psychiatrischen Versorgung werden viele Klinikbetten
zugunsten ambulanter Behandlungen aufgegeben und eine kürzere
Aufenthaltsdauer wird angestrebt, um die Patienten rascher in ihr
gewohntes Umfeld zurückzuführen. Zumal die Zeit unmittelbar nach
dem Spitalaustritt auch mit einem höheren Suizidrisiko und einer
bedeutsamen Krankheitsanfälligkeit einhergeht, sollte die Anbindung
an die ambulante Weiterbetreuung sorgfältig geplant werden. Dadurch
können letztlich Rehospitalisationen und weitere Krankheitsphasen
präventiv vermieden werden. Das vorliegende ZInEP-Teilprojekt
untersuchte die Wirksamkeit einer poststationären
Netzwerkkoordination bei psychiatrischen Patienten/innen mittels
einer randomisierten klinischen Studie. Das Hauptziel der
Intervention war die Reduktion der Rehospitalisationen nach
Klinikaustritt (von Wyl et al., 2013).
Methode:
Insgesamt 167 stationäre Patienten der integrierten Psychiatrie
Winterthur-Zürcher Unterland (ipw) wurden zufällig der Behandlungs-
oder der Kontrollgruppe zugeordnet und über eine Gesamtdauer von 12
Monaten nachverfolgt. Patienten der Behandlungsgruppe werden über
den stationären Austritt hinaus intensiv vom zugewiesenen
Sozialarbeiter betreut, um die Kontinuität ihrer psychiatrischen
Betreuung auch im ambulanten Setting sicherzustellen. Die Daten von
insgesamt 151 Patienten konnten letztlich ausgewertet werden.
Ergebnisse:
In einer ersten beschreibend-qualitativen Arbeit haben wir ein
erweitertes Studien-Protokoll publiziert (Hengartner et al., 2015).
Darin haben wir nicht nur ausführlich das Rational der
Netzwerk-Koordination erläutert, sondern auch erste protypische
Fälle qualitativ dargestellt. In dieser Arbeit wurde auch auf erste
Probleme bei der Umsetzung und Realisierbarkeit dieser Intervention
eingegangen. In der Publikation der Hauptauswertung des
Behandlungsprogramms (Hengartner et al., 2016a) haben wir die
Hauptfragestellungen und Hypothesen der Netzwerk-Koordination
ausgewertet. Entgegen der Annahme zeigte das Programm keinen
Einfluss auf die Rehospitalisations-Rate und -Dauer. Auch fanden
wir keine signifikanten Effekte in diversen sekundären Outcomes wie
klinische Symptomschwere, Lebensqualität, oder soziale
Unterstützung. Wir fanden jedoch eine leichte Zunahme in der
sozialen und allgemeinen Funktionsfähigkeit. Demgegenüber stand ein
negativer Einfluss auf die subjektive Beeinträchtigung, wonach
Patienten in der Interventionsgruppe über die Zeit hinweg über
deutlich weniger Besserung berichteten als die Patienten in der
Kontrollgruppe. Diesen unerwarteten negativen Effekt der
Netzwerkkoordination wurde darum in einer nachfolgenden post-hoc
Analyse weiter untersucht (Hengartner et al., 2017). Die Resultate
offenbarten, dass insbesondere das Netzwerk-Meeting, ein
Kernelement der Intervention, einen negativen Effekt auf die
Besserung hatte. Des Weiteren fanden wir auch, dass die
Intervention bei Patienten mit einer fürsorgerischen Unterbringung
und bei Patienten mit hohem Bildungsniveau mit einer erhöhten
subjektiven Beeinträchtigung assoziiert war.
Publikationen
-
Hengartner, Michael Pascal; Passalacqua, Silvia; Andreae, Andreas; Heinsius, Thomas; Hepp, Urs; Rössler, Wulf; von Wyl, Agnes,
2019.
Frontiers in Psychiatry.
10(79).
Verfügbar unter: https://doi.org/10.3389/fpsyt.2019.00079
-
Hengartner, Michael Pascal; Klauser, Mara; Heim, Gisela; Passalacqua, Silvia; Andreae, Andreas; Rössler, Wulf; von Wyl, Agnes,
2017.
Perspectives in Psychiatric Care.
53(1), S. 10-15.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.1111/ppc.12131
-
Hengartner, Michael Pascal; Passalacqua, Silvia; Andreae, Andreas; Rössler, Wulf; von Wyl, Agnes,
2017.
International Journal of Social Psychiatry.
63(4), S. 297-306.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.1177/0020764017700664
-
Hengartner, Michael Pascal; Passalacqua, Silvia; Heim, Gisela; Andreae, Andreas; Rössler, Wulf; von Wyl, Agnes,
2016.
Social Psychiatry and Psychiatric Epidemiology.
51(12), S. 1667-1677.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.1007/s00127-016-1282-8
-
von Wyl, Agnes; Hengartner, Michael Pascal; Andreae, Andreas,
2016.
Case Management und Netzwerkkoordination : wie viel Versorgungsoptimierung ist noch möglich?
.
In:
Rössler, Wulf, Hrsg.,
Handlungsfelder der psychiatrischen Versorgung : Analysen, Konzepte, Erfahrungen aus dem Zürcher Impulsprogramm zur nachhaltigen Entwicklung der Psychiatrie (ZinEP).
Stuttgart:
Kohlhammer.
S. 64-75.
-
Hengartner, Michael Pascal; Passalacqua, Silvia; Heim, Gisela; Andreae, Andreas; Rössler, Wulf; von Wyl, Agnes,
2016.
Frontiers in Psychiatry.
7(27).
Verfügbar unter: https://doi.org/10.3389/fpsyt.2016.00027
-
von Wyl, Agnes; Heim, Gisela; Rüsch, Nicolas; Rössler, Wulf; Andreae, Andreas,
2013.
Network coordination following discharge from psychiatric inpatient treatment : a study protocol.
BMC Psychiatry.
13(220).
Verfügbar unter: https://doi.org/10.1186/1471-244X-13-220