Professionalisierung des "Netzwerks Studium und Behinderung Schweiz"
Auf einen Blick
- Projektleiter/in : Dr. Annette Kahlen
- Projektteam : Dr. Regula Dietsche, Prof. Dr. Judith Hollenweger, Catherine Humair
- Projektvolumen : CHF 500'000
- Projektstatus : abgeschlossen
- Drittmittelgeber : Bund (Projektgebundene Beiträge / P-7 Chancengleichheit und Hochschulentwicklung)
- Projektpartner : Universität St. Gallen , Pädagogische Hochschule Zürich PHZH, Haute école spécialisée de Suisse occidentale HES-SO
Beschreibung
Das Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) und die
UNO-Behindertenrechtskonvention (BRK) bilden die gesetzliche
Grundlage für die Umsetzung von Chancengerechtigkeit für Menschen
mit Behinderungen an Schweizer Hochschulen. Ziel der Konvention
ist, durch Achtung unterschiedlicher Begabungen und Fähigkeiten von
Menschen mit Behinderungen ihre Lebensbedingungen so zu gestalten,
dass diese ihnen eine gleichberechtigte Ausübung aller
Menschenrechte und Grundfreiheiten ermöglichen. Es sollen hierbei
die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die
Menschen mit Behinderungen eine Partizipation am sozialen Leben
sichern.
Zu den gleichstellungsrechtlichen Bestimmungen gehört auch der
Bereich Aus- und Weiterbildung. Entsprechend ist Hindernisfreiheit
keine optionale, sondern unabdingbare Notwendigkeit für
Hochschulen, um Studierenden mit einer Behinderung gleichwertigen
und gleichberechtigten Zugang zu einem Studium zu ermöglichen.
Tertiäre Bildung findet in der Schweiz ausschliesslich in
inklusiven Settings statt, d.h. unabhängig davon, welche primäre
und sekundäre Schullaufbahn junge Menschen durchlaufen und welche
Unterstützung sie darin bereits erhielten, haben sie für eine
weiterführende Bildungskarriere nur die Wahl, eine
«Regel-Hochschule» zu besuchen. Für diese «notgedrungene Inklusion»
müssen entsprechende Zugangsmöglichkeiten an Hochschulen im Sinne
einer «Bildung für alle» geschaffen werden.
Zwar befassen sich in den letzten Jahren immer mehr Schweizer
Hochschulen mit dem Thema «Studieren mit Behinderungen», in ihrer
«Bestandsaufnahme hindernisfreie Hochschule» stellten Sylvie Kobi
und Kurt Pärli jedoch fest, dass bezüglich der Zugänglichkeit für
Studierende mit Behinderungen die meisten Hochschulen noch am
Anfang stehen.
Um passende Massnahmen zu finden und um diese auch effektiv
umzusetzen, fehlen jedoch vielfältige Informationen darüber, was
sowohl die Betroffenen, als auch die Hochschulen konkret benötigen.
Zur Situation von Studierenden mit Behinderungen in der Schweiz
stehen weiterhin kaum vergleichbare Daten, koordinierte
Informationen und nur wenig praxisrelevantes Wissen zur Verfügung.
Die einzig existierende Untersuchung, die Massnahmen in diese
Richtung aufzeigt, wurde 2001-2004 im Rahmen des Nationalen
Forschungsprogramms 45 «Probleme des Sozialstaats» durchgeführt.
Die Autorinnen kommen darin zum Schluss, dass Hochschulen
weitgehend behinderungsungeübte Bildungsinstitutionen sind (Judith
Hollenweger, Susan Gürber, Andrea Keck, 2005*).
Ziel des Kooperationsprojekts zur Professionalisierung eines
«Netzwerks Studium und Behinderung Schweiz» ist, diese Lücke an
Wissen und Handlungskompetenzen zu schliessen. Die fehlende
Datengrundlage soll erhoben, praxisorientiertes Fachwissen soll in
einem gemeinsamen Netzwerk unter Bildung thematischer
Arbeitsgruppen generiert, geteilt und laufend erweitert werden. Die
Hochschulen erhalten als Ergebnis durchdachte und
professionalisierte Empfehlungen zur Verfügung gestellt, welche sie
an ihre Bedürfnisse anpassen und entsprechend verwenden können. Auf
diese Weise soll Chancengleichheit nicht zu einem willkürlichen und
uneinheitlich praktizierten Akt einzelner Hochschulen werden.
Entsprechend dient das Projekt zur Förderung einer nationalen
Innovationsplattform und Sicherung von Qualitätsstandards in der
Schweizerischen Hochschullandschaft. Auch handelt es sich bei den
Bestrebungen um einen gesellschaftlich relevanten Beitrag, da die
Gesetzgebung konsequent angewandt wird.
Publikationen
-
Kahlen, Annette,
2018.
Agile: Behinderung und Politik.
2018(2), S. 21-23.
Verfügbar unter: https://www.agile.ch/assets/files/Zeitschriften_de/2018-02-de.pdf