Wertorientierungen und Lebenswelten im Strafvollzug
Grundlagenforschung - Repräsentative Befragung zu Werten und kriminalpolitischen Einstellungen bei Inhaftierten
Auf einen Blick
- Projektleiter/in : , Dr. Melanie Wegel
- Projektteam : Andrea Barbara Hartmann, Maria Kamenowski
- Projektvolumen : CHF 257'000
- Projektstatus : abgeschlossen
- Drittmittelgeber : SNF (SNF-Projektförderung / Projekt Nr. 162380)
- Kontaktperson : Melanie Wegel
Beschreibung
1 Wertorientierungen im Strafvollzug
Die Wertorientierungen von Inhaftierten sowie deren Meinung über
die Sanktionspraxis sind in der Schweiz ein Forschungsdesiderat.
Dies trotz ihrer grossen Bedeutung für die Entstehung kriminellen
Verhaltens und für die Rückfälligkeit Straffälliger. Um mehr über
die Ansichten und Denkweisen von Inhaftierten in der Schweiz zu
erfahren, führt die ZHAW im Rahmen eines vom Schweizerischen
Nationalfonds geförderten Projekts eine quantitative Befragung
unter Inhaftierten zu Wertorientierungen und zur Sanktionspraxis
durch.
2 Ausgangslage
Die Analyse von Werten und deren Wirkung in unterschiedlichen
sozialen Milieus hat in der kriminologischen Forschung bereits eine
lange Tradition. Konsens besteht darüber, dass die Be-deutung
konventioneller Werte mit zunehmender Delinquenzbelastung abnimmt
und sogenannte kriminogene Werte an Bedeutung gewinnen. Im Rahmen
der Studie sollen erstmals im Schwei-zerischen Straf- und
Massnahmenvollzug die Wertorientierungen und kriminalpolitischen
Ein-stellungen von Inhaftierten in allen drei Sprachregionen der
Schweiz untersucht werden. Als Re-ferenzgruppe wird zudem das
Schweizerische Strafvollzugspersonal befragt.
3 Ziel
Von besonderem Interesse ist die Beantwortung folgender
Fragen:
- Welche Wertorientierungen präferieren Inhaftierte in der Schweiz?
- Lassen sich mit Blick auf die Wertorientierungen Unterschiede anhand von Deliktskategorien und/oder der Konfessionszugehörigkeit oder der Nationalität feststellen?
- Existieren Zusammenhänge zwischen den präferierten Wertorientierungen und den Einstellungen zu Strafe und Sanktionserfahrungen?
- Welche Werte präferiert das Strafvollzugspersonal als
Referenzgruppe?
4 Methode
Die Befragung wird schriftlich, sowohl im Straf- als auch im
Massnahmenvollzug in allen drei Strafvollzugskonkordaten der
Schweiz durchgeführt. Als Referenzgruppe wird zudem das
Strafvollzugspersonal in den entsprechenden Vollzugsformen befragt,
da bei diesem Sample einerseits davon ausgegangen wird, dass im
Gegensatz zur Durchschnittsbevölkerung fundierte Kenntnisse über
den breiten Themenkomplex
Straffälligkeit vorhanden sind und dieses Sample in der Institution
Strafvollzug als Lebenswelt involviert ist. Eine weitere
Referenzgruppe, von der nicht angenommen werden kann, dass sie mit
dem Themenkomplex Kriminalität und Strafvollzug in einer direkten
Verbindung steht, bilden Beschäftigten und Studierende an der ZHAW,
die anhand einer Online-Befragung einbezogen werden.
Weiterführende Informationen
Publikationen
-
Kamenowski, Maria; Hartmann, Andrea Barbara; Wegel, Melanie,
2020.
Die subjektive Bedeutung von Familie für Inhaftierte.
Neue Zeitschrift für Kriminologie und Kriminalpolitik.
1(1), S. 66-77.