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Auf gesellschaftliche Konformität getrimmt: Heimplatzierungen in Zürich

Wie wurden Heimplatzierungen von Kindern und Jugendlichen im Kanton Zürich in den Jahren 1950 bis 1990 begründet und welche Auswirkungen hatten sie auf die Betroffenen? Diese Fragen stehen im Fokus einer Buchneuerscheinung.

In der modernen Gesellschaft ist die Familie der unbestrittene Ort, an dem Kinder erzogen werden. Staatliche Eingriffe in das Familiensystem bedürfen daher einer ausführlichen Legitimation. Die Kriterien dafür haben sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts gewandelt. Zwar basierten das Einschreiten von Vormundschaftsbehörden und daraus resultierende Heimeinweisungen schon damals auf Gesetzen. Das schweizerische Zivilgesetzbuch von 1907 begründete entsprechende Interventionen namentlich mit der «dauernden Gefährdung» oder «Verwahrlosung» der Kinder und Jugendlichen. Entscheidend für Fremdplatzierungen waren jedoch neben den Gesetzen auch die Zusammenarbeit der Behörden mit der Polizei und Gutachtern sowie der Wertehorizont der Entscheidungsträger. In ihrem Buch geben die Autorinnen Susanne Businger und Nadja Ramsauer Einblicke in die Begründungen und Auswirkungen von Fremdplatzierungen in Winterthur, Zürich und im Bezirk Pfäffikon in den Jahren 1950 bis 1990.

Zwischen Gesetzen und Rollenbildern

Die bürgerliche Geschlechterordnung, in der die Mutter als Erzieherin der Kinder betrachtet wurde, und Vorstellungen von einer auf Arbeit und Leistung basierenden Gesellschaft prägten die Begründungen der Behörden – und schränkten den Handlungsspielraum der Kinder, Jugendlichen und ihrer Eltern ein. Armutsbetroffene Familien standen im Brennpunkt. Auch alleinerziehenden Müttern, die unter prekären Rahmenbedingungen Beruf und Familie zu vereinbaren suchten, drohten vormundschaftliche Massnahmen. Unterstützende Beratungsangebote gab es kaum. Schliesslich kamen sehr oft Jugendliche, die auf einer selbstbestimmten Lebensweise bestanden, mit den Behörden in Konflikt. Dies sind einige der Themen, die die Autorinnen mit sozialwissenschaftlichem und historischem Hintergrund in ihrem Buch behandeln und eingebettet in den damaligen Kontext ausführen. 

Zu den Autorinnen

Die beiden Autorinnen haben im Chronos Verlag verschiedene weitere Bücher und Aufsätze zum Thema publiziert. Nähere Angaben dazu finden sich in ihren Profilen:

Susanne Businger, Nadja Ramsauer

 

«Genügend goldene Freiheit gehabt»
Heimplatzierungen von Kindern und Jugendlichen im Kanton Zürich, 1950–1990
Susanne Businger, Nadja Ramsauer
Chronos Verlag, 2019
240 Seiten
ISBN 978-3-0340-1500-4
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