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Geschichte des Departements

Von Fürsorgekursen für Frauen bis zur Fachhochschule nach internationalem Standard: Das Departement Soziale Arbeit der ZHAW hat eine bewegte Vergangenheit

Die Anfänge

Ab 1898 lässt sich Mentona Moser (1874–1971), Tochter des Schaffhauser Uhrmachers und Unternehmers Heinrich Moser, im Women’s University Settlement in London in Sozialer Arbeit ausbilden. 1903 kehrt sie in die Schweiz zurück. Auf ihr Anraten besucht auch die aus einer grossbürgerlichen Zürcher Familie stammende Maria Fierz (1878–1956), eine Bekannte aus Jugendtagen, das Settlement. Anschliessend engagieren sich die beiden im Gemeinnützigen Frauenverein in Zürich. 1908 organisieren sie den ersten «Kurs zur Einführung in weibliche Hilfstätigkeit für soziale Aufgaben». Damit gehören sie zu den Mitgründerinnen der modernen Sozialpolitik in der Schweiz.

Fierz und Marta von Meyenburg – Mosers Nachfolgerin – bauen die Fürsorgekurse in den folgenden Jahren aus und gründen 1920 die Soziale Frauenschule Zürich. Von Meyenburg wird Schulleiterin und Fierz Vorstandsmitglied. Im Haus der Zürcher Frauenzentrale bezieht man einen Schulungsraum und ein Büro. Die Zahl der Schülerinnen, welche die Kurse nicht für ihr unentgeltliches Fürsorgeengagement besuchen, sondern mit dem Ziel einer sozialen Berufstätigkeit, nimmt zu.

Zur selben Zeit werden auch in anderen Schweizer Kantonen Ausbildungsstätten für Soziale Arbeit eröffnet: die Ecole d’études sociales pour femmes in Genf (1918) und die Sozial-caritative Frauenschule in Luzern (1918). In Zürich gründet Emmi Bloch 1921 einen Berufsverein für Sozialarbeitende, bei dem sich die verschiedenen Fürsorgestellen organisierten und zusammenschlossen.

Im Dienst der Heimat

Im Jahr 1930 zieht die Soziale Frauenschule an den Schanzengraben 29. Ab 1931 bietet sie auch Weiterbildungskurse für bereits sozial tätige Frauen an: den Kurs für Säuglingsfürsorgerinnen, den Weiterbildungskurs für kirchliche Gemeindehelferinnen sowie den Fortbildungskurs für Anstaltsleiterinnen und -gehilfinnen. Soziale Arbeit ist noch nicht als Wissenschaft konzipiert. Man geht davon aus, dass das Einfühlungsvermögen von Frauen im Sinne der «sozialen Mütterlichkeit» ausreicht. Die Sozialarbeitenden selbst sind kaum an den inhaltlichen Debatten auf Kongressen und Tagungen oder in fürsorgepolitischen Zeitschriften beteiligt. Stattdessen sind Juristen, Ärzte oder Heil-/Pädagogen, meistens Männer, federführend. Mit der Jugendanwältin Margrit Schlatter übernimmt 1934 erstmals eine Akademikerin mit grosser Erfahrung in der Jugendfürsorge die Schulleitung. Sie führt die Schule bis 1960.

Die Soziale Frauenschule Zürich beteiligt sich 1939 an der Landesausstellung «Landi». Schulleitung und Schülerinnen arbeiten zudem in der Wehrmännerfürsorge der Stadt Zürich und an der Durchführung eines Luftschutzkurses mit. 1944 beteiligt sich die Schule an der Aufnahme von Flüchtlingskindern aus Frankreich.

Von der Fürsorge zur Beratung

Ab 1946 studieren die zwei ersten Männer an der Sozialen Frauenschule Zürich, die 1949 in Schule für Soziale Arbeit Zürich (SSAZ) umbenannt wird. Die neue Bezeichnung steht auch für den Übergang von der Fürsorge und Pflege in Richtung Beratung (Sozialarbeit) und Betreuung (Sozialpädagogik).

Die Verberuflichung der sozialen Arbeit ist das Thema der Schule in den 1950er und 1960er Jahren. Frauen werden vor allem als Fürsorgerinnen, Hortnerinnen und Heimerzieherinnen ausgebildet, Männer für leitende Funktionen im Sozialbereich und als Heimleiter. 1955 zieht die Schule in die Rote Villa im Rieterpark.

Praxisnah und wissenschaftlich fundiert

Nach einem langen Prozess, der Ende der 1960er Jahre anläuft, wird 1978 die Mitbestimmung der Studierenden und Mitarbeitenden geregelt. Studierende sollen Verantwortung und Entscheide mittragen, dies nach dem Motto «Schule als Lernfeld für die Praxis». Ausserdem nimmt nach 1968 die sozialwissenschaftliche Ausrichtung der Ausbildungen zu. Ansätze der Gemeinwesenarbeit werden in Ausbildung und Praxis verstärkt aufgenommen. In einem innovativen Umbauprojekt an der Ecke Rieterstrasse / Bederstrasse 115 werden 1976 alle Abteilungen zusammengeführt.

Die 1980er und 1990er Jahre sind geprägt von den Entwicklungen im Hochschulbereich und den Bestrebungen, das Niveau der Sozialarbeitsausbildung anzuheben und stärker wissenschaftlich zu untermauern. Einige Abteilungen der Schule ziehen nach Zürich-Stettbach beziehungsweise nach Oerlikon. Mit dem Einzug des Vier-Säulen-Modells der Drogenbekämpfung entstehen für die Soziale Arbeit neue Betätigungsfelder.

Anerkennung als Fachhochschule

Die Schule wird 1999 als Fachhochschule anerkannt und in Hochschule für Soziale Arbeit (HSSAZ) umbenannt. Gleichzeitig werden verschiedene Studiengänge zu einer Generalistenausbildung in Sozialer Arbeit verschmolzen. Auf einen Regierungsratsbeschluss hin wird im Jahr 2000 die Höhere Fachschule für soziokulturelle Animation Zürich in die HSSAZ integriert. Die gesamte Hochschule wird 2004 im Stettbacher Provisorium zusammengeführt.

Bald darauf erfolgt die Umstellung der Abteilungen Aus- und Weiterbildung auf das Bologna-System. Bereits im Wintersemester 2005/2006 starten die ersten Studierenden ihren Bachelor in Sozialer Arbeit nach europäischem Standard mit sozialarbeitswissenschaftlicher Forschung und Theoriebildung. Im Herbst 2008 folgt der Master of Science in Social Work. Das Departement Soziale Arbeit verfügt daneben über ein breites Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten.

ZHAW Soziale Arbeit heute

Seit September 2007 gehört die HSSAZ als Departement Soziale Arbeit zur Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

Im Juli 2014 zieht das Departement Soziale Arbeit von Stettbach nach Zürich auf das Areal der ehemaligen Toni-Molkerei in Zürich-West. Mit dem neuen Hochschulcampus entsteht ein Zentrum für Bildung und Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur.

Am 1. September 2015 erhält das Departement Soziale Arbeit eine neue Struktur. Es gliedert sich in ein Zentrum Lehre, ein Zentrum Entwicklung und Services sowie vier Institute – eines für jeden fachlichen Schwerpunkt: Kindheit, Jugend und Familie; Delinquenz und Kriminalprävention; Vielfalt und gesellschaftliche Teilhabe; Sozialmanagement. Im September 2020 werden die Zentren zu einem einzigen zusammengeführt, dem Zentrum Bildung, Entwicklung und Services.