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Sie unterstützt ihre Klient:innen dabei, effizient mit der Zeit umzugehen

Wie man der Zeit nicht ausgeliefert ist, sondern sich mit ihr verbündet, weiss Marlis Stucki. Sie schloss den MAS Supervision, Coaching und Mediation mit Bestnote ab.

Wir sollten uns mit der Zeit verbünden: Coachin Marlis Stucki. (Bild: Noëlle Guidon)

von Mirko Plüss

Mit einem Bild von Leuchturm, Meer und vorüberziehenden Möwen werden Besucher:innen auf Marlis Stuckis Webseite begrüsst. Es ist ein Bild, das zu sagen scheint: Keine Eile, du hast alle Zeit der Welt. Marlis Stucki hat es bestimmt nicht zufällig gewählt. Denn in ihrer Arbeit als Beraterin beobachtet sie, dass Zeit eher knapp als im Überfluss vorhanden ist. Zum Beispiel wenn Klient:innen unter Zeitstress in eine Supervision rennen und gleich danach zum nächsten Termin. 

Wir treffen Marlis Stucki in einem Pop-up-Café oberhalb des Berner Hauptbahnhofs. Über Zeit wollen wir sprechen und bringen dafür hoffentlich genug Zeit mit. Stucki, die im Raum Bern ihre eigene Praxis für Supervision, Coaching und Mediation hat und regelmässig Teams aus dem Berufsfeld der Sozialen Arbeit supervidiert, hat vor sich ihre Masterarbeit liegen. «Zeitsouveränität in der Beratung», ist der Titel.

Vom Recht auf Zeit

Stucki schrieb sie letzten Herbst und Winter an der ZHAW Soziale Arbeit. «Das Phänomen Zeit beschäftigt mich schon sehr lange», sagt die 48-Jährige. Im Kern ihrer Arbeit geht es um die Frage: Wie können Berater:innen dem Phänomen Zeit innerhalb einer Beratung souverän begegnen? Denn selbst die existentiellsten Themen können im Rahmen einer Beratung nicht gänzlich ohne Zeitdruck abgehandelt werden.

Gleichzeitig kann Zeitdruck gerade in sensiblen Settings hemmend wirken. Marlis Stucki ist es deshalb ein wichtiges Anliegen, Berufskolleg:innen dazu anzuregen, sich bewusst mit der Zeit und ganz konkret mit der eigenen Zeitsouveränität auseinanderzusetzen. Schliesslich habe jeder Mensch das Recht über sein Leben wie auch über seine Lebenszeit zu entscheiden. Im klassischen Zeitmanagement werde Zeit jedoch meist defizitär gehandhabt. Also stets mit dem Blick auf Zeitprobleme.

Im Einklang mit der Zeit

Marlis Stucki hingegen wählt einen positiven Zugang: Sie zeigt Berater:innen Instrumente wie Achtsamkeit oder Selbstmitgefühl, mit deren Hilfe sie ihr Zeiterleben für sich und andere wirksam gestalten können. Die Fähigkeit zu erlangen, sinnvoll über die eigene Zeit zu verfügen, brauche eine gewisse Ergebnisoffenheit im Prozess: «Wer sich erlaubt, gemächlich unterwegs zu sein, ist der Zeit nicht ausgeliefert, sondern verbündet sich quasi mit ihr.» 

So schreibt sie in ihrer Thesis dann auch: «Das Wissen, die Haltung, das Denken, Fühlen und Handeln von Berater:innen im Kontext von Zeit hat Auswirkungen auf deren Beratungssetting.» Gerade wenn sie Teamsupervisionen beratend begleite, sei es wichtig, allen Teilnehmer:innen zu vermitteln, dass man nicht zu einer Lösung eilen müsse, sagt Stucki. Ein wichtiger Aspekt bei solchen Beratungen sei, dass ein geschützter Raum vorhanden sei. «Zu vermitteln, dass zusätzlich auch genügend Zeit vorhanden ist, dürfte aber mindestens genauso wichtig sein.»

Berufliches Profil schärfen

Für ihre Masterarbeit hat die Coachin im Frühling die Bestnote erhalten. Die Arbeit verfasste die Mutter eines Sohnes berufsbegleitend, mit einem breiten Literaturstudium hat sie sich zuvor in das Thema vertieft. Beim Verfassen half ihr, dass sie den grössten Teil der anfallenden Arbeitslast selbst einteilen konnte. Dennoch sei die Belastung teilweise gross gewesen. 

Wenn man sich den Karriereweg von Stucki anschaut, dürfte es nicht ihre letzte Fortbildung gewesen sein. Geboren und aufgewachsen in einem 500-Seelendorf im Gürbetal, zwischen Bern und Thun, war Stucki zuerst als Primar- und Realschullehrerin in den Kantonen Bern und Zürich tätig. Danach arbeitete sie als Flight Attendant drei Jahre lang bei der Swissair. Anschliessend absolvierte sie an der ZHAW das Studium der Sozialen Arbeit – damals noch am Standort Dübendorf. Zehn Jahre arbeitete sie im Kindsschutz als Berufsbeiständin. «Da kristallisierte sich immer mehr heraus, dass mir der beratende Aspekt der Arbeit am meisten liegt.» Anfang 2023 hat sie sich selbstständig gemacht. 

Der Umgang mit der Zeit

In der Übergangsphase von angestellt zu selbstständig schrieb Stucki schliesslich ihre Masterarbeit, um den MAS Supervision, Coaching und Mediation abzuschliessen. Während der Ausbildung hatte sie zusammen mit rund 20 anderen Absolvent:innen gelernt, prozessorientiert zu beraten, Organisationen in Innovationsprozessen zu begleiten und Konflikte zu moderieren. «Die Weiterbildung an der ZHAW habe ich als sehr wertvoll erlebt. Ich bin dabei anderen und mir selbst intensiv begegnet», sagt Stucki. «Nach meiner Weiterbildung bin ich up to date mit der Theorie, zudem konnte ich mein Beraterinnen-Profil weiterentwickeln und schärfen.» 

Die Masterthesis habe ihr eine empirisch fundierte Einstellung zu einem Thema verschafft, welches sie schon seit Langem bewege. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung wiederum hatte praktische Auswirkungen auf ihren Alltag: «Es fällt mir nun leicht, mit zeitlichen Herausforderungen und dem gesellschaftlichen Zeitdiktat einen guten Umgang zu finden», sagt Marlis Stucki. «Und ich freue mich, wenn sich dies ebenfalls positiv auf die Klient:innen auswirkt.»

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MAS Supervision, Coaching und Mediation