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Kunstorientierte soziokulturelle Animation

Soziokulturelle Animation wird nahe bei der Sozialen Arbeit gesehen, doch in dem Handlungsfeld bewegen sich auch Fachkräfte aus der Kunstvermittlung.

von Urs Frey
Die sozialräumliche, auf Gruppen oder aufs Gemeinwesen ausgerichtete Soziale Arbeit folgt in der deutschen Schweiz zwei Grundströmungen mit je unterschiedlichen historischen Wurzeln. Es sind dies zum einen die klassische Gemeinwesenarbeit, die von den USA herkommend in den deutschsprachigen Ländern ihre europäische Heimat und theoretischen Weiterungen erfahren hat, und zum anderen die soziokulturelle Animation, die vornehmlich aus dem lateinischen Raum zuerst in der Romandie rezipiert worden ist und dann den Sprung über die Sprachgrenze gemacht hat. 

Nachbarschaft von Sozialer Arbeit und Kunst

Hierzulande weist soziokulturelle Arbeit schon lange eine gewisse Nähe zu spielerischer, musischer, gestalterischer Arbeit und letztlich zu einer mehr oder weniger künstlerischen Herangehensweise auf. Exemplarisch zeigt sich dies in den Zürcher Gemeinschaftszentren: Hervorgegangen aus den Robinson-Spielplätzen der 50er und frühen 60er Jahre, verfügen viele dieser soziokulturellen Quartiertreffs über gut ausgestattete Werkstätten und Labors und bieten Räume für Musik, Tanz und Theater.
Wenngleich die soziokulturelle Animation in der Schweiz gemeinhin der Sozialen Arbeit zugeordnet ist, kann sie also auch als Brücke hin zu den Künsten begriffen werden. Allein das dem Begriff der Soziokultur innewohnende Interesse an der Kultur darf als Antenne in die Sphäre der Künste gelesen werden. Dieses Ausgreifen der Sozialen Arbeit lässt sich unter dem Zusatz der Kunstorientierung noch akzentuieren. Wenn von «Kunstorientierter soziokultureller Animation» die Rede ist, dann liegt dem ein Verständnis animatorischer Praxis zugrunde, welches einerseits sozialarbeiterische und sozialpädagogische Methoden mit den Künsten in Verbindung bringt und umgekehrt Vermittlung und Pädagogik in den Künsten mit dem Blick auf soziale Aufgabenstellungen und Problemlagen betreibt. 

Gemeinsames Weiterbildungsangebot zweier Hochschulen

Auf der spannenden Nachbarschaft von Fachmitarbeitenden, welche mit unterschiedlichen professionellen Prägungen im soziokulturellen Feld tätig sind, fusst auch der Zertifikatslehrgang CAS Werkstatt Soziokultur. Dieser fand – seine Vorläuferkurse eingerechnet – seit 2005 alle zwei Jahre statt. Grundlage war stets und ist immer noch die Kooperation zweier Zürcher Hochschulen: der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, wo auch die Soziale Arbeit verortet ist, und der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), wo Kunstvermittlung und Kunstpädagogik in verschiedenen Sparten gelehrt wird. Aus dieser langjährigen Zusammenarbeit entwickelte sich eine spannungsvolle und fruchtbare Auseinandersetzung mit dem jeweiligen professionellen Selbstverständnis und mit den unterschiedlich geprägten methodischen Herangehensweisen an soziokulturelle Arbeit. 

Weiterführende Fragen

Man mag den Begriff kunstorientierte soziokulturellen Animation sperrig finden und als sprachlich wenig schön kritisieren. Die lange Wortfolge bietet jedoch wertvolle semantische Anknüpfungspunkte zur gedanklichen Auseinandersetzung mit dem damit abgesteckten Handlungsfeld. Die Fragen, denen es nachzugehen gilt, lauten: In welchem Verhältnis stehen künstlerische und sozialarbeiterische Praxen zueinander? Welches sind die Prägungselement der jeweiligen professionellen Sozialisation? Worin liegen die Unterschiede und worin zeigt sich Verbindendes, das im Hinblick auf eine gemeinsam weiterzuentwickelnde kunstorientierte soziokulturelle Animation füreinander fruchtbar gemacht werden kann? Diesen Fragen geht ein längerer Text nach, der als Versuch einer theoretischen Annäherung an die kunstorientierte soziokulturelle Animation zu lesen ist.