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Ergebnisse aus der Trend-Umfrage

Zur Vorbereitung und Erfassung der Ausgangslage für den ersten Trend-Monitor wurde im Herbst 2023 eine einmalige Trend-Umfrage durchgeführt.

Trend-Umfrage

Dazu wurden alle Organisationen befragt, die im ehemaligen Adressverzeichnis «Soziale Hilfe von A-Z» registriert waren. Die Teilnehmenden sollten Auskunft darüber geben, welche Entwicklungen oder Trends sie in ihren Handlungsfeldern im Sozialbereich des Kantons Zürich beobachten.

Zunächst schätzten die rund 250 Teilnehmenden in einer quantitativen Abfrage die Relevanz von sechs übergreifenden Trend-Themenbereichen ein. Diese wurden sich in einer vorgängigen Literaturrecherche identifiziert. Die Teilnehmenden priorisierten diese Trend-Themen wie folgt:

  1. Sich verschärfende soziale Ungleichheit
  2. Akuter Fachkräftemangel
  3. Beschleunigte Digitalisierung und technologischer Wandel
  4. Zunehmende Herausforderungen im Migrations- und Asylwesen
  5. Zunehmende Unsicherheit in Bezug auf politische, rechtliche oder individuelle Rahmenbedingungen
  6. Anstehende Umgestaltungen von Angeboten zu mehr Selbstbestimmung und Klient:innenorientierung

Anschliessend schlugen die Teilnehmenden selbst in der offenen Abfrage insgesamt 781 verschiedene Themen als Trends vor. Um ausgewählte Ergebnisse zu vertiefen, führten ZHAW-Mitarbeitende im Anschluss Fokusgruppengespräche mit den Umfrageteilnehmenden durch.

Analyse der Trend-Umfrage

Daraus ergaben sich 70 Kategorien von Trends, die auf ein Handlungsfeld oder mehrere zutreffen. Die Analyse der Trend-Umfrage legt zwei wesentliche Entwicklungen offen:

  • Wohnraumkrise: Die Befragten weisen auf eine zunehmend problematische Lage auf dem Wohnungsmarkt hin, welche diverse Handlungsfelder und die breiten Bevölkerungsschichten betrifft. Besonders betroffen sind Personen mit niedrigem Einkommen oder Schulden, Sozialhilfeempfänger:innen, Senior:innen, junge Erwachsene mit Migrationshintergrund sowie Menschen mit Behinderungen oder psychischen Beeinträchtigungen. Sie haben zunehmend Schwierigkeiten, passenden und bezahlbaren Wohnraum zu finden.
  • Fachkräftemangel: Ein branchenübergreifender Fachkräftemangel führt laut Teilnehmenden beispielsweise dazu, dass potenzielle Klient:innen aufgrund Überlastung abgewiesen werden müssen und dass sich Angebotslücken verschärfen. Zusätzlich verstärkt sich die Arbeitsbelastung für das bestehende Personal, was wiederum gesundheitliche Probleme, Qualitätseinbussen in der Leistungserbringung und eine erhöhte Fluktuation zur Folge hat.

Priorisierung in den Fokusgruppen

In den anschliessenden Fokusgruppengesprächen priorisierten beide Gruppen zunächst die Trend-Themenbereiche soziale Ungleichheit und Fachkräftemangel gefolgt vom Migrations- und Asylwesen.

Die Diskussionen zeigten eine starke Zustimmung zur These, dass Fachkräfte der Sozialen Arbeit gesellschaftliche Trends, die ihre Zielgruppen beeinflussen, frühzeitig erkennen können. In Bezug auf soziale Ungleichheiten argumentierten die Teilnehmenden für eine Abkehr von generischen Lösungen zugunsten massgeschneiderter Unterstützungsangebote, die individuelle Bedürfnisse und Potenziale berücksichtigen.

Im Kontext des Fachkräftemangels wurde der demografische Wandel als zentrale Herausforderung identifiziert. Die Notwendigkeit einer verstärkten Vernetzung und Kooperation zwischen verschiedenen Akteur:innen wie Gemeinden und Arbeitgebenden wurde betont, um diese Herausforderungen effektiv anzugehen. Ebenso könnte die Digitalisierung zu einer Lösung beitragen. Diskutiert wurden auch soziale und politische Knackpunkte, einschliesslich der Wichtigkeit, Lohngleichheit zu fördern und strategische Steuerungsdefizite in den Organisationen zu adressieren.

Eine wesentliche Schlüsselrolle im Bereich Migrations- und Asylwesen nimmt die Integration von Migrant:innen und Geflüchteten in den Arbeitsmarkt ein. Dies erfordert laut Teilnehmenden Investitionen in Bildung und Ausbildung, die Anpassung von Integrationsprogrammen an Arbeitsmarkterfordernisse und die Bereitstellung unterstützender Massnahmen zur Verbesserung des Zugangs zu Wohnraum und Gesundheitsversorgung. Die Herausforderung liegt in der Entwicklung nachhaltiger Lösungen, die sowohl den Bedürfnissen der Migrant:innen als auch den Anforderungen des Arbeitsmarktes entsprechen. Auch hier wird deutlich: Langfristige Herausforderungen im Bereich Migration und Asyl erfordern einen Perspektivenwechsel im Umgang mit Immigration und Anpassungen im Bildungs- und Gesundheitssystem, einschliesslich der Betreuung älterer Migrant:innengruppen und der frühzeitigen Nutzung sowie Erhaltung ihrer Ressourcen.

Fazit

Übergreifend ist festzuhalten, dass der Sozialbereich sehr divers aufgestellt ist. Potenzielle Synergien, die zur Stärkung und Weiterentwicklung des Sektors beitragen könnten, werden jedoch nicht ausreichend genutzt. Um diesen Herausforderungen langfristig zu begegnen, sind laut den Teilnehmenden ganzheitliche, branchenübergreifende Ansätze sowie ein Paradigmenwechsel erforderlich, der mehr Autonomie und zugeschnittene Unterstützungsmassnahmen der Klientel in den Mittelpunkt stellt.