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Zwischen Veteranen und alten Menschen

Vermehrte Kriegstraumata und ein wachsender Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung: Dies sind zwei Veränderungen, die die Soziale Arbeit in den USA prägen.

Die Soziale Arbeit gehört in den USA zu den Berufsfeldern mit dem grössten Wachstum: Das US Bureau of Labor Statistics (Amt für Arbeitsstatistik) geht bis 2020 von einem Plus von 25 Prozent aus. Derzeit verzeichnen die USA über 650 000 diplomierte Sozialarbeitende. Sie arbeiten im öffentlichen Dienst, in der Kinderhilfe, in Schulen, Krankenhäusern, Gefängnissen und Altersheimen. Die Sozialarbeitenden sind die landesweit grösste Berufsgruppe an Fachkräften im Bereich der geistigen Gesundheit. Sie sind somit zahlreicher als Psychiaterinnen, Psychologen und psychiatrische Krankenschwestern, die im klinischen Bereich tätig sind. Einer der grössten Arbeitgeber für Sozialarbeitende ist das US Department of Veterans Affairs (Ministerium für Veteranenangelegenheiten), das über 10'000 Mitarbeitende beschäftigt.

Die starke Zunahme an Sozialarbeitenden wirkt sich sowohl massgeblich auf die Unterstützungsangebote für die vulnerabelsten Mitglieder der Gesellschaft als auch auf die Gesetzgebung für entsprechende Programme und Dienstleistungen im Land aus. Veränderungen in der Gesellschaft wiederum schlagen sich in der Ausbildung und Praxis der Sozialen Arbeit nieder. Jüngste Entwicklungen zeigen einen Fokus auf Traumata – namentlich bei Kriegsveteranen –, integrierte Gesundheitsversorgung, Gewalt an Schulen und Arbeit mit älteren Menschen. Studierende der Sozialen Arbeit geben denn auch meist diese Handlungsfelder als Grund für ihre Berufswahl an.

Traumata als sozialarbeiterische Herausforderung

Mit einer zunehmenden Fokussierung auf die Rolle von Traumata in der Lebensgestaltung von Menschen ist die Soziale Arbeit je länger, je stärker gefordert, sich mit den psychologischen und sozialen Hintergründen dieser klinischen Diagnose und ihren verheerenden Folgen auf das Leben der Klientinnen und Klienten auseinanderzusetzen. Die Fachliteratur befasst sich immer mehr mit Themen wie posttraumatischer Belastungsstörung und Handeln vor dem Hintergrund von Traumata. Es werden Stimmen laut, wonach diesen Themen im Curriculum auf Bachelor- und Masterstufe mehr Gewicht gegeben werden soll. Sozialarbeitende wenden ihr diesbezügliches Wissen auf den gesamten Lebenszyklus ihrer Klientinnen und Klienten jeden Alters an, insbesondere jedoch bei der Arbeit mit Kindern, Familien, älteren Menschen und Kriegsveteranen. Soldaten, die aus Kriegsgebieten wie Irak und Afghanistan zurückkehren, müssen lernen, mit Folgeeffekten aus ihrer Kampferfahrung umzugehen. Sozialarbeitende werden daher zunehmend mit posttraumatischen Belastungsstörungen und Schädel-Hirn-Traumata konfrontiert sowie mit weiteren psychologischen und physischen Traumata im Zusammenhang mit dem Einsatz von improvisierten Sprengkörpern. Es wird debattiert, dass Sozialarbeitende auf die steigenden Bedürfnisse in Bezug auf psychische und drogenbedingte Probleme von Kriegsveteranen und deren Familien vorbereitet werden müssen, da der Umgang der Sozialen Arbeit mit diesen Problemen einen massgebenden Einfluss auf die Effektivität der psychiatrischen Versorgung generell habe.

Folgen des Babybooms

Ein weiterer Bereich, in dem Sozialarbeitende zunehmend gefordert sind, betrifft Angebote für ältere Menschen. Als 2011 die ersten Babyboomer (zwischen 1945 und 1964 Geborene) das Alter von 65 erreichten, begann der Bevölkerungsanteil älterer Menschen massiv anzusteigen. Bis 2050 wird beinahe eine Verdoppelung des Anteils an Menschen erwartet, die 65 und älter sind – von derzeit 43 Millionen auf 83 Millionen Menschen. Die jüngsten Babyboomer werden dann über 85 sein und ein hohes Mass an Betreuung und Pflege benötigen. Im Rahmen der Altersarbeit sind Sozialarbeitende damit konfrontiert, mit spezifischen Bevölkerungsschichten umzugehen, beispielsweise mit Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeinträchtigungen, in der Palliative Care oder mit älteren erwachsenen Einwandererinnen und Einwanderern. Ein Trend geht dahin, dass die Angebote auch die Gemeinschaft einbeziehen und dadurch massgebliche Auswirkungen auf die Gesellschaft als Ganzes haben. Sozialarbeitende verfügen über Wissen und spezifische Methoden, um den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht zu werden, und die Soziale Arbeit als Profession ist in der Lage, sich zu entwickeln und sich den Bedürfnissen dieser Zielgruppe anzupassen. Vor dem Hintergrund der höheren Lebenserwartung aufgrund von technischem und medizinischem Fortschritt sind Sozialarbeitende gefordert, die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Bevölkerung und Gemeinschaften zu erkennen und zu bearbeiten. Neben der Unterstützung von Einzelpersonen beim Bewältigen ihres Alltags ist es ihre Aufgabe, Einzelpersonen, Familien, Gruppen und Gemeinschaften, deren Bedürfnisse sich stetig verändern, zur Seite zu stehen.

Sind Sie an der Arbeit mit älteren Menschen interessiert?

Dann finden Sie hier die Weiterbildungsmöglichkeiten in sozialer Gerontologie.