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Unbegleitete minderjährige Asylsuchende. 5 Fragen an: Patricia Koch

Patricia Koch, Sozialarbeiterin MSc, ist Leiterin Deutschschweiz der Schweizerischen Stiftung des Internationalen Sozialdienstes. Sie ist in der transnationalen Fallarbeit im Bereich Kinderrechte tätig und leitet das Projekt «Aufbau von Zukunftsperspektiven mit unbegleiteten Minderjährigen» in der Deutschschweiz.

Patricia Koch hat im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Um 6 im Kreis 5» der ZHAW zum Thema «Unbegleitete minderjährige Asylsuchende: Wie kann sich die Zivilgesellschaft einbringen?» referiert. Sie absolvierte ein Masterstudium in Sozialer Arbeit an der ZHAW.

Wie entstand die Idee, die Zivilgesellschaft in die Begleitung von jungen Asylsuchenden einzubeziehen?
Immer mehr Minderjährige kommen ohne Begleitung und Schutz ihrer Eltern in die Schweiz. Damit sie ihren Platz in der Gesellschaft finden, sind sie nebst einem pädagogischen Rahmen auch auf persönliche Beziehungen in der neuen Umgebung angewiesen. Zudem zeigen sich im Kontext der aktuellen Migrationskrise viele Menschen solidarisch und möchten sich freiwillig engagieren. Da liegt es nahe, diese beiden Bedürfnisse zusammenzuführen.

Wie gehen Sie dabei vor?
Im Rahmen unseres Projekts «+1 am Tisch» sind wir dabei, Netzwerke und Begleitstrukturen für Mentoring-Programme aufzubauen: Indem sie eine Vertrauensbeziehung schaffen und gemeinsame Momente verbringen, leisten die Mentorinnen und Mentoren einen Beitrag zum Wohlbefinden der jungen Flüchtlinge und fördern ihre Integration.

Welche Herausforderungen sehen Sie für die Freiwilligen?
Eine gewisse Flexibilität und gegenseitiges Interesse sind bei allen Beteiligten notwendig, da unterschiedliche Lebenswelten aufeinandertreffen. Beziehungen brauchen Zeit, um zu wachsen – so ist besonders am Anfang mit Zurückhaltung zu rechnen. Herausfordernd ist sicherlich auch die Konfrontation mit der oft schwierigen Realität von unbegleiteten Minderjährigen.

Wie stehen Sie zur Abgrenzung zwischen professioneller und freiwilliger Arbeit?
Ich sehe sie als komplementäre Herangehensweisen mit einem gemeinsamen Ziel: unbegleitete Minderjährige auf ihrem Weg zu einer Zukunftsperspektive zu unterstützen. Dabei hat professionelle Soziale Arbeit für die Einhaltung der Kinderrechte sowie für die Verwirklichung von Chancen zu sorgen. Zivilgesellschaftliches Engagement ergänzt diesen staatlichen Auftrag und trägt seinen Teil dazu bei, dass Integration auch auf der sozialen Ebene gelingt.

Welche Anforderungen stellt zivilgesellschaftliches Engagement an Sozialarbeitende?
Es braucht Mut und Gelassenheit in Bezug auf die eigene Rolle, um die Begleitaufgabe mit der Zivilgesellschaft zu teilen. Der Dialog über gegenseitige Erwartungen und eine aufmerksame Begleitung der Freiwilligen sind weitere Rahmenbedingungen für ein gelingendes Engagement.