EU-Forschungsprojekt PEATLESS zur Reduktion von Torf im Gartenbau gestartet
Im EU-Projekt PEATLESS sollen torfreduzierte Substrate für Pilzanbau, Jungpflanzenanzucht und Zierpflanzenproduktion entwickelt werden. Gleichzeitig adressiert das Projekt zentrale Hürden für deren Anwendung in der Praxis. Mit dem offiziellen Kick-Off in La Rioja (Spanien) startete vergangene Woche die Umsetzungsphase. Die ZHAW ist als Schweizer Projektpartnerin beteiligt und übernimmt eine koordinierende Rolle bei der Entwicklung neuer Substratalternativen sowie der Bewertung ihrer Nachhaltigkeit.

PEATLESS wird vom EU-Förderprogramm Horizon Europe und dem Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) gefördert. Ziel des Projekts ist es, den Einsatz von Torf in professionellen gartenbaulichen Produktionssystemen sowie bei der Deckerde von Champignonkulturen signifikant zu reduzieren. Dies ist ein zentrales Anliegen im Hinblick auf Klima- und Biodiversitätsschutz. Torfabbau verursacht hohe CO₂-Emissionen, zerstört Moorökosysteme und steht einer nachhaltigen Entwicklung des Sektors entgegen.
Die ZHAW bringt sich mit zwei Forschungsschwerpunkten in das Projekt ein. Die Forschungsgruppe Geography of Food koordiniert gemeinsam mit der Forschungsgruppe Hortikultur die Entwicklung und Bewertung neuer Substratalternativen in enger Zusammenarbeit mit Praxis- und Forschungspartnern aus mehreren Ländern. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf systemischen Hemmnissen in bestehenden Wertschöpfungsketten und auf der Entwicklung praktikabler Lösungsansätze gemeinsam mit den beteiligten Akteur:innen. Ergänzend analysiert die Forschungsgruppe Ökobilanzierung die ökologischen und sozialen Auswirkungen der entwickelten Substrate entlang des gesamten Lebenszyklus. Durch diesen Beitrag leistet die ZHAW eine wissenschaftlich fundierte Entscheidungsgrundlage für eine nachhaltige Transformation des Gartenbaus.

Ein zentrales Element des Kick-Offs war der Besuch zweier Versuchseinrichtungen in der Region La Rioja. Das Forschungszentrum CTICH, zugleich Projektkoordinator, präsentierte ihre Versuchsanlagen und aktuelle Forschungsarbeiten zur Pilzproduktion. Die Diskussionen vor Ort verdeutlichten die technische Komplexität und die notwendigen Anforderungen an Struktur, Wasserführung und Nährstoffverfügbarkeit der Substrate.
Beim Saatgutunternehmen Ramiro Arnedo standen Substratanforderungen in der Anzuchtphase im Fokus. Gerade bei Keimung und frühem Wachstum wirken sich Veränderungen in der Substratzusammensetzung unmittelbar aus – ein zentrales Kriterium für die Praxistauglichkeit der entwickelten Lösungen.

Das Projekt verfolgt einen interdisziplinären Ansatz und kombiniert technische Entwicklung mit Massnahmen zur Wissensvermittlung und Systemtransformation. Dazu zählen Workshops, Schulungen, Co-Design-Prozesse mit Anwender:innen sowie politische Empfehlungen zur Förderung torffreier Produktionsweisen.
Bis zum Projektende 2028 sollen wesentliche Fortschritte erzielt werden. Der erwartete Impact bis 2050: 2,5 Millionen Kubikmeter Torf eingespart, rund 900’000 Tonnen CO₂-Emissionen vermieden und 5’000 gartenbauliche Betriebe auf nachhaltigere Substrate umgestellt.
Dank seiner wissenschaftlichen Breite und Praxisnähe bietet PEATLESS eine fundierte Grundlage für eine systemische Veränderung im Gartenbau, die ökologisch notwendig, wirtschaftlich realistisch und gesellschaftlich anschlussfähig ist.

Dieses Projekt wurde durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon Europe der Europäischen Union unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 101216569 sowie durch das Schweizerische Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) finanziert. Die geäusserten Ansichten und Meinungen sind jedoch ausschliesslich die des PEATLESS-Projekts und spiegeln nicht notwendigerweise die der Europäischen Union oder der European Research Executive Agency (REA) wider. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können für sie verantwortlich gemacht werden.