Zu Besuch bei Kaffee- und Teebauern und -bäuerinnen in Indien und Sri Lanka
Was macht Landwirt:innen glücklich? Im April besuchte eine GoF-Mitarbeiterin im Rahmen des Projekts «Farmers’ Happiness Index» Kaffee- und Teebauern und -bäuerinnen in Indien und Sri Lanka.
Gemeinsam mit der University of Agricultural Sciences Bangalore (UASB) und der Sabaragamuwa University of Sri Lanka (SUSL) arbeitet die Forschungsgruppe «Geography of Food» am Projekt «Farmers’ Happiness Index». Dazu wurde eine Umfrage entwickelt und getestet, um die Zufriedenheit von Landwirt:innen zu messen. Zusätzlich führten wir während dem Besuch vor Ort Workshops zur qualitativen Datenerhebung durch. Wir verbrachten zunächst eine Woche in Indien und anschliessend eine Woche in Sri Lanka.
Nach einem herzlichen Empfang im südindischen Bangalore führte uns die Reise in die hügelige Region von Chikmagalur im Bundesstaat Karnataka. Die Landschaft ist geprägt von weitläufigen Agroforstsystemen, in denen vor allem Kaffee, Pfeffer, Arekanuss und Kardamom angebaut werden. Der Legende nach brachte Baba Budan im 17. Jahrhundert sieben Kaffeebohnen aus dem Jemen in diese Region und brachte so den Kaffeeanbau nach Indien. Passend gibt es auch eine Geschichte zum Tee in Sri Lanka: So wurde uns erzählt, dass sich Menschen unter Teebäumen ausruhten und Wasser kochten. Aus Versehen fielen Teeblätter vom Baum in das Wasser und schon war der erste Tee gebrüht. Heute sind es keine Bäume mehr, die Teepflanzen werden tief gehalten, damit die Blätter gut gepflückt werden können. Die Region rund um Ratnapura, in der wir die Workshops durchführten, hat viele kleine Bergdörfer, in denen auf kleineren Flächen Tee angebaut wird.
Im Zentrum dieser Reise stand jedoch nicht die Geschichte des Kaffees und des Tees, sondern die Menschen, die ihn heute anbauen. Ziel der Reise war es, einen Eindruck zu erhalten und besser zu verstehen, was Landwirt:innen zufrieden macht und was sie brauchen, um in Zukunft glücklich zu sein.
Während der Workshops wurde engagiert diskutiert. In Indien sprachen junge Landwirte über Generationenkonflikte: Während sie angaben, gerne in neue Technologien investieren zu wollen, würden sich viele der älteren Generation skeptisch zeigen. Andere Themen waren der Mangel an Arbeitskräften oder der Wunsch nach besserer Koordination und mehr Gleichstellung. Insbesondere in der Frauengruppe war der Wunsch nach mehr Freiheit und Chancengleichheit ein zentrales Thema. Auch klimatische Herausforderungen wie Starkregen, die ganze Ernten vernichten, wurden angesprochen. Positiv fiel auf, dass viele mit dem aktuellen Kaffeepreis zufrieden sind.
Ein etwas anderes Bild zeigte sich in Sri Lanka: Hier war der niedrige Preis für Teeblätter ein zentrales Problem bei den Workshopteilnehmenden. Zusätzlich wünschten sich viele mehr gesellschaftliche Anerkennung und Unterstützung durch die Regierung. Auch in Sri Lanka waren klimatischen Extreme wie Dürren, Überschwemmungen und Hitzeperioden, welche zu Ernteeinbussen führten, belastend.
Diese vielfältigen Erkenntnisse fliessen nun gemeinsam mit den Ergebnissen der Umfrage mit jeweils 150 Kaffee- und Teebauern und -bäuerinnen in die Auswertung und den Projektbericht ein.
Weiterführende Links:
Informationen zum Projekt: Farmers' Happiness Index in Sri Lanka und Indien mit Kaffee- und Teekleinbauern | ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
University of Agricultural Sciences Bangalore: Home - University of Agricultural Sciences, Bangalore
Sabaragamuwa University of Sri Lanka: Home | SUSL
Funding: Swiss Leading House South Asia | ZHAW Zurich University of Applied Sciences