Gentechnik-Moratorium: verbleibende Chancen nutzen
Der Klimawandel schreitet voran. Um für unsere Landwirtschaft rasch nachhaltige und resistente Sorten zu züchten, gibt es neue Züchtungstechnologien. Doch sie fallen unter das Gentechnik-Gesetz.
Forschende von Agroscope haben eine neue Züchtungsmethode entwickelt. Diese nutzt natürliche Mechanismen der Pflanzen, damit sie sich in Stresssituationen beispielsweise an Hitze und Trockenheit anpassen können. Doch obwohl kein fremdes Erbgut eingebaut wird und sie ähnlich wie seit Jahren akzeptierte Mutationszüchtungen funktioniert, gilt die neue Methode gemäss Gesetz als Gentechnik. Dadurch sind die Hürden für Freilandversuche sehr hoch. Neben einer aufwändigen Bewilligung braucht es eine gesicherte Anlage wie die Protected Site bei Agroscope in Reckenholz ZH, um Biosicherheitsvorschriften zu erfüllen. Die Auswirkungen: Laufende Forschungsprojekte werden beeinträchtigt oder abgebrochen und weitere Innovationen verhindert.
Um aus dieser innovations- und forschungshemmenden Situation herauszukommen, braucht es künftig klare, verhältnismässige Regeln. Folgende Fragen stehen aus Sicht der Forschung im Vordergrund, damit die kommenden vier Jahre positiv genutzt werden können:
- Welche Forschung wird gefördert, um die Sicherheitsbedenken zu untersuchen und eine fallweise Risikoabschätzung zu ermöglichen?
- Wie können neue Methoden aufgrund ihrer Risikobeurteilung kategorisiert und geregelt werden?
- Wie soll eine «history of safe use» für neue Methoden definiert werden, und wann wird sie erforderlich?
- Letztlich geht ein allfälliges Risiko von der Pflanze aus und nicht von der verwendeten Methode. Wie könnte daher eine umfassende Risikobewertung der zuzulassenden Sorten aussehen, die unabhängig von den eingesetzten Technologien ist?