StopSH - InterventionS TO Prevent Sexual Harassment against nurses
Das Projekt StopSH hat das Ziel, gemeinsam mit der Praxis passgenaue Interventionen zu entwickeln, zu testen und zu evaluieren. Diese sollen dazu beitragen, sexuelle Belästigung von Pflegepersonen durch Patient:innen vorzubeugen und die daraus resultierenden negativen Auswirkungen zu verringern.
Hintergrund
Sexuelle Belästigung ist eine Form von Gewalt. Dazu gehört jedes Verhalten mit sexuellem Bezug oder aufgrund vom Geschlecht, das von einer Seite unerwünscht ist und die Würde der Person verletzt. Sexuelle Belästigung kann mit Gesten (non-verbal), Worten (verbal) oder Taten (körperlich) geschehen. Im Gesundheitswesen kommt sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz durch Patient:innen regelmässig vor und gerade Pflegepersonen sind besonders betroffen.
Diverse Studien belegen weitreichende negative Folgen für die Betroffenen, deren Arbeitgeber und die Versorgung der Patient:innen. Trotz der Regelmässigkeit und hoher Belastung gibt es kaum evidenzbasierte Präventionsmassnahmen gegen sexuelle Belästigung ausgehend von Patient:innen.
Um das Vorkommen und die negativen Auswirkungen von sexueller Belästigung gegenüber Pflegepersonen zu reduzieren, ist die Entwicklung von passgenauen Interventionen notwendig. Unter Pflegepersonen verstehen wir in diesem Projekt alle Stufen von professionell Pflegenden, einschliesslich Pflegehilfspersonen und Auszubildende. Es braucht Interventionen, die auf verschiedenen Ebenen ansetzen, einschliesslich der persönlichen, institutionellen sowie gemeinschaftlichen Ebene. Genau hier setzt das Projekt StopSH an. Der Fokus des Projekts liegt auf dem Akutpflegebereich der Deutschschweiz.
Informationen und Beratungsstellen
Wurden Sie Opfer von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz? Sie vertreten eine Institution und benötigen Unterstützung nach einem Vorfall? Hier finden Sie weiterführende Informationen und Hilfsangebote:
- «Verstehen Sie keinen Spass, Schwester?» Leitfaden für Pflegefachpersonen und andere Erwerbstätige im Gesundheitswesen. Entwickelt von SBK Schweizerischer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner
- Belästigt.ch Online-Beratung für Betroffene. Tipps und Informationen für Betroffene von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.
- KMU konkret+ Schulungs- und Präventionsangebote zur Prävention von sexistischer und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz für Institutionen, Kader und Mitarbeitende
Zielsetzung
Das Hauptziel des Projektes StopSH ist es, ein gezieltes Interventionspaket zu entwickeln, das sexueller Belästigung von Pflegepersonen durch Patient:innen im Akutpflegebereich entgegenwirkt. Damit sollen sowohl Gesundheitsbetriebe als auch Pflegepersonen befähigt werden, gegen sexuelle Belästigung vorzugehen. Darin enthalten ist einerseits die Prävention solcher Vorfälle, aber auch die Minderung von deren negativen Folgen.
Methode und Vorgehen
Das Projekt StopSH umfasst vier Phasen verteilt über fünf Jahre, welche partizipativ mit Praxispartnern und einem Advisory-Board durchgeführt werden. In der ersten Projektphase wird mithilfe einer systematischen Literaturrecherche nach bereits vorhandenen Massnahmen gegen sexuelle Belästigung in der Pflege gesucht.
Die zweite Projektphase widmet sich der Bedürfnis- und Problemanalyse in Schweizer Akutpflegeeinrichtunen. In der dritten Projektphase werden gemeinsam mit der Praxis, Interventionen gegen sexuelle Belästigung entwickelt, ausprobiert und adaptiert.
Im Rahmen der Machbarkeitsprüfung in der vierten Projektphase soll die Durchführbarkeit und der Nutzen des gesamten entwickelten Interventionspaketes zum Schluss getestet und überprüft werden.
Ergebnisse
Mithilfe des StopSH Projektes wird erwartet, dass am Ende der Projektlaufzeit ein praxisrelevantes und umsetzbares Interventionspaket gegen sexuelle Belästigung im Akutpflegebereich zur Verfügung gestellt werden kann. Das Projekt leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Arbeitssicherheit von Pflegepersonen.
Das Projekt ist im Februar 2024 gestartet und befindet sich aktuell in der zweiten Phase. Derzeit läuft die Datenerhebung über eine Online-Umfrage, die wertvolle Einblicke für die weitere Forschung liefert. Parallel dazu werden die Ergebnisse der ersten Projektphase – ein umfassender Scoping Review – für die Veröffentlichung vorbereitet.
Projektpartner
Praxispartner
- Spital Zofingen AG
- Schweizer Paraplegiker Zentrum (SPZ)
- Universitätsspital Zürich (USZ)
Mitglieder des Advisory-Board StopSH inklusive Vertreter
- Schweizer Berufsverband für Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK)
- Bundesamt für Gesundheit (BAG) (vertreten durch Brigitte Hofer)
- Belästigt.ch
- Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich (vertreten durch Aner Voloder)
- Stopp-sexuelle-belästigung.ch
- Pflegepersonen und Stakeholder aus dem Akutpflegebereich
Universitäre Partner
- Universität Zürich
- University of Southern Denmark
Projektorganisation
Projekteitung
Projektteam ZHAW
Projektdauer
- Februar 2023 – Dezember 2028
Publikationen und Berichte
Bruschini, M. M., & Schubert, M. (2025). Interventions to prevent sexual harassment against nurses—StopSH: Protocol for an intervention development study. JMIR Research Protocols, 14(1), e71425. https://doi.org/10.2196/71425
Bruschini, M. M., Quasdorf, T., & Schubert, M. (2024). Existing interventions to prevent workplace sexual harassment against nurses and minimise its negative consequences—A scoping review protocol. Open Science Framework. https://doi.org/10.17605/OSF.IO/3QAPF
Bruschini, M. M., Hediger, H., & Busch, A.-K. (2023). Patients’ sexual harassment of nurses and nursing students: A cross-sectional study. International Journal of Nursing Studies Advances, 5, 100121. https://doi.org/10.1016/j.ijnsa.2023.100121
Michel, F. (2024). Vom Schweigen zum Handeln. Krankenpflege, 11(12), 12–16. https://sbk-asi.ch/assets/PDF-Archiv/dbc7dabcf0/2411_DE_Hauptartikel_low.pdf
Konferenzbeiträge und Abstact
Bruschini, Milena, 2025. Was hilft bei sexueller Belästigung gegenüber Pflegepersonen?. In: SBK Kongress 2025, Slot 21 Arena: Impulsreferat 2, Kursaal Bern, 08.05.2025
Bruschini, Milena, 2024. Problem sexuelle Belästigung gegenüber Pflegepersonen : was nun?. In: SBK Kongress 2024, Slot 16 Arena: Impulsreferat 1, Kursaal Bern, 03.05.2024
Bruschini, Milena, 2023. Sexuelle Belästigung. In: SBK ZH/GL/SH Webinarreihe, online, 6. Juli 2023.