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Master Thesis – Urban Project

Die Master-Thesis ist die Abschlussarbeit des Masterstudienganges in Architektur. Für ein frei gewähltes Untersuchungsthema im Kontext der Herausforderungen heutiger Stadtlandschaften und architektonischer Praxis wird im Rahmen einer individuellen Entwurfsarbeit ein repräsentatives Projekt ausgearbeitet. 

Die eigenständige Entwurfsarbeit und der Umgang mit komplexen Bedingungen stehen im Mittelpunkt. Es gilt aufzeigen, wie scheinbar unübersichtliche und gegensätzliche Fragestellungen zu strukturieren und sich für den Entwurf zu Nutzen zu machen, anstatt ihnen ausgeliefert zu sein. Dozierende, externe Ko-ReferentInnen und themenspezifisch gewählte FachexpertInnen begleiten die Studierenden methodisch und fachlich in den drei Phasen von Vorbereitung, Durchführung und Nachbearbeitung.

Im Rahmen der Vorbereitung formulieren die Studierenden die Problemstellung, die zugehörigen Entwurfsfragen und -ziele. Im darauffolgenden Semester wird die Problem-, Frage- und Zielvorstellung während 16 Wochen im Rahmen einer exemplarischen Entwurfsarbeit ausgelotet und ein entsprechendes architektonisch-städtebauliches Projekt erarbeitet. Der Abschluss der Master-Thesis umfasst die selbstreflexive Auswertung der Erkenntnisse sowie die Darstellung der gesamten Masterarbeit in Form einer Broschüre.

FS 2022

Master Thesis Elias von Dombrowski

Die Stadt als Resonanzraum – Vorschlag zur Aneigenbarkeit des städtischen Raumes in Zürich

Dozierende: Stefan Kurath und Tom Weiss
Koreferent: Rainer Klostermann
Gastkritikerin: Regula Iseli 

Vorwort der Dozierenden

Elias Dombrowski übt mit seiner Thesis eine Grundkritik an den überdeterminierten Stadträumen der heutigen Zeit. Eigentum, Funktionen, Nutzung – alles ist gestalterisch und durch Signaletik durchgetrimmt. Was auf den ersten Blick sinnvoll erscheint, weil Konflikte reduziert und Sicherheit erhöht werden, führt im Alltag zu einer Entfremdung, denn die Überbestimmung verhindert ein individuelles Sich-in-Beziehung-Setzen der Bewohnerinnen und Bewohner mit dem Raum. Elias Dombrowski möchte diese Entfremdung aufbrechen im theoretischen Sinne, indem er, wie es ihm die Auseinandersetzung mit der Resonanztheorie vorgibt, den Raum zum Schwingen bringt. Im wortwörtlichen Sinne entwirft er ein einfaches Setting, welches es den Stadtbewohnerinnen und -bewohnern ermöglicht, den Asphaltbelag aufzubrechen, um Metallstangen zu versetzen. Die Metallstangen wiederum erlauben es, sich den Stadtraum vielfältig anzueignen, wie Dombrowski in grossformatigen Handskizzen illustriert.

Die Kritik am überdeterminierten Stadtraum (Zombie-Urbanismus) wie auch fehlendem Angebot an Aneignungsmöglichkeiten ist nicht neu. Insbesondere die Forderung „Recht auf Stadt“ hat Unmengen an soziologischen Umfragen, Angeboten der sozialen Arbeit oder dann künstlerisch-anarchische Installationsoffensiven hervorgebracht. Im Gegensatz dazu entwickelt Elias Dombrowski einen rein architektonischen Ansatz. Er stellt handwerkliche Praktiken und bauliche Elemente zur Verfügung, um selbstbestimmt Raum abzustecken und anzueignen. Das Resultat dieser Vorgehensweise ist gewissermassen die unmittelbar räumliche Befragung eines Ortes. Die Bedürfnisse übersetzen sich nicht wie bei soziologischen Befragungen auf Papier, sondern in Raum. Die Kraft der Thesis liegt damit einerseits in der intellektuellen Auseinandersetzung mit der grossen Frage, wie Mensch, Stadt und Raum in Beziehung stehen und gesetzt werden können. Zudem zeigt sie auf, wie sie – ohne vorgängige Befragungen, ohne Prozessgestaltungen, ohne Moderationen, ohne Anleitungen – in der reduzierten Form eines architektonischen Elementes beantwortet werden kann.

Master Thesis Vanessa Schaller

Aktiverung der Blockrandbauten – Ein Entwurf zur Aufwertung des Pérollesquartiers in Freiburg

Dozierende: Stefan Kurath und Tom Weiss
Koreferent: Rainer Klostermann

Vorwort der Dozierenden

Vanessa Schaller beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit der zukünftigen Entwicklung des nördlichen Teils des Pérolles-Quartiers im Zentrum von Freiburg. Die jüngere Stadterneuerungsdynamik ist an den dicht bebauten, kleinteiligen Blockrandgevierten trotz deren zentraler Lage fast spurlos vorbeigegangen. Gewerbe- und Parkplatzflächen dominieren die Erdgeschosse und Innenhöfe, die einfachen Wohnbauten sind zusammen mit ihrer Bewohnerschaft in die Jahre gekommen. 
Vanessa Schaller zeigt eine Strategie auf, wie die räumlichen Qualitäten für die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Häuser erhöht werden können: mit baulichen Eingriffen, die keine Verdrängungsprozesse auslösen, sondern unausgeschöpfte Potenziale – Grünflächen, Begegnungsräume etc. – aktivieren. Geschickt wurden die einzelnen Grundstücke im Besitz der Stadt Freiburg gewählt, auf denen sich in einer Art Laborsituation die Machbarkeit der Strategie demonstrieren lässt. So kann die Stadt als Immobilienbesitzerin diesen Aktivierungsprozess initiieren.
 
Mit gutem Auge erkennt Vanessa Schaller Orte mit Eingriffspotenzial: eine Aufstockung auf einem schmalen Wohnungsbau, einen Grenzbau mit Brandwand im Innenhof, eine der Fassade vorgelagerte Laubenstruktur im Innenhof. Dabei geht es nicht primär um das Schaffen von neuem Wohnraum, sondern um das Anreichern des Bestands mit zusätzlichen privaten Aussenraumflächen, Räumen für neue Haushalts- und Wohnformen und die Schaffung von kollektiven Begegnungsräumen und Freiflächen. Vorbildlich wird dabei aufgezeigt, wie in Innenstädten auf die Herausforderungen der Innenentwicklung durch Ertüchtigung und Aufwertung des Bestandes ohne Leerkündigungen reagiert werden kann und sich gleichzeitig der CO2-Ausstoss durch das Arbeiten im und mit dem Bestand auf ein Minimum reduzieren lässt. 
Es sind wohldosierte Eingriffe in die bauliche Typologie und die Konstruktion der Bauten. Die Kraft der Interventionen liegt in ihrer Reduktion auf das Wesentliche: mit dem Einsatz weniger Mittel möglichst viel bewirken – ein Merkmal guter Architektur.