Bericht Praxistag Herbstsemester 2025 – Zukunft durch Kultur
Praxistag der Teilnehmenden des CAS Cultural Entrepreneurship, des CAS Kulturbetriebsführung sowie der Alumni des ZKM zum Thema «Zukunft durch Kultur» anlässlich des 25-jährigen Bestehens des MAS Arts Management am Zentrum für Kulturmanagement (ZKM) an der ZHAW.
Am 21. November 2025 fand der Praxistag des Zentrums für Kulturmanagement (ZKM) an der ZHAW statt – ein ganz besonderer Anlass, denn der Studiengang MAS Arts Management feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Der Praxistag bot somit eine ideale Gelegenheit, um gemeinsam zurückzublicken und nach vorne zu schauen. Das sorgfältig kuratierte Tagesprogramm stellte dabei Interaktion und jahrgangsübergreifende Vernetzung konsequent in den Vordergrund.
Workshop & Zukunftsperspektiven
Um 9 Uhr versammelten sich Studierende, Dozierende des ZKM sowie Alumni des MAS Arts Management an der ZHAW in Winterthur, um gemeinsam in den Praxistag zu starten. Nach der herzlichen Begrüssung durch die Leitung des Zentrums für Kulturmanagement Prof. Dr. Leticia Labaronne folgte ein intensiver und inspirierender Workshop mit der Zukunftsforscherin Isabelle Vuong zur Zukunft des Kulturmanagements. Anstatt eines historischen Rückblicks anlässlich des 25-jährigen Bestehens des MAS Arts Management, stellte das partizipative Programm die Teilnehmenden selbst ins Zentrum und erlaubte es uns, uns mit konkreten Fragestellungen und unserer eigenen Praxis auseinanderzusetzen. Welche neuen Kompetenzen braucht ein:e Kulturmanager:in? Wie wird sich der Kulturbereich verändern und welche Zukunftsszenarien sind plausibel?
Ausgehend von vier zentralen Querschnittsthemen – Umwelt & Ökologie, Soziales, Technologie und Politik – entwickelten die Teilnehmenden in Gruppen Zukunftsszenarien für das Jahr 2032. Dabei ging es nicht um wünschenswerte Entwicklungen, sondern vielmehr um plausible Zukunftsbilder. Zunächst wurden dafür die Rahmenbedingungen entworfen, die den Kulturbereich künftig prägen könnten, etwa gesellschaftliche Trends, ökologische Herausforderungen oder technologische Entwicklungen. Anschliessend diskutierten die Gruppen mögliche Veränderungen im Kulturbereich selbst, beispielsweise in Bezug auf Publikumsverhalten, Produktionsprozesse oder Finanzierungsmodelle.
Nach einer gemeinsamen Kaffeepause nahmen die Gruppen ihre Arbeit wieder auf. Basierend auf den in einem ersten Schritt definierten Rahmenbedingungen und möglichen Zukunftsszenarien diskutierten und bewerteten die Gruppen mit Hilfe einer Punkteskala die Relevanz verschiedener Kompetenzen (Fach-, Sozial-, Methoden und Selbstkompetenzen). Danach ging es zurück ins Plenum und die einzelnen Gruppen stellten ihre Szenarien und die daraus folgende Relevanz der einzelnen Kompetenzen vor. So konnten szenarioübergreifende und damit besonders wichtige Kompetenzen und Anforderungen für die Zukunft ermittelt werden. Die Spannweite reichte von digitalem Upskilling und ökologischer Handlungskompetenz über kollaborative Führungsansätze, Organisationsentwicklung bis hin zu strategischer Kommunikation und politischem Verständnis. Durch diese kollaborative Herangehensweise entstand ein differenziertes Bild möglicher Zukunftspfade und ein gemeinsames Verständnis dafür, welchen Beitrag Kulturmanager:innen in einer sich wandelnden Welt leisten können.
Praxisimpulse von Alumni
Nach einem gemeinsamen Mittagessen und angenehmen Gesprächen in der ZHAW-Mensa am St.-Georgenplatz versammelten die Teilnehmenden sich am Nachmittag für den zweiten Teil des Praxistags.
Zu Beginn stellte die Leiterin des ZKM Prof. Dr. Leticia Labaronne, das weiterentwickelte und flexiblere Weiterbildungskonzept des MAS Arts Management kurz vor. Neu kombiniert der MAS einen Pflicht- mit einem Wahlpflichtbereich. Damit reagiert das ZKM auf die dynamischen Anforderungen im Kulturbereich.
Danach gingen wir zum Hauptprogrammpunkt des Nachmittags über: Praxisimpulse zur Zukunft des Kulturmanagements. Ehemalige Absolvent:innen des MAS Arts Management berichteten in Inputreferaten über ihren Werdegang, ihre jetzige Rolle in der Kulturszene, über Herausforderungen, Chancen und ihre Visionen für die Zukunft. Anschliessend gab es die Möglichkeit für Fragen und Diskussionen.

Géraldine Zeuner (Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Nachhaltige Entwicklung, Bundesamt für Raumentwicklung ARE) berichtete von ihrer langjährigen Erfahrung im Bereich internationale Kulturförderung und über ihre Rolle als Expertin und Beraterin zur Umsetzung der Agenda 2030. Kultur steht international zunehmend unter Druck. Finanzierungslücken, Konflikte und Klimawandel fordern sie heraus. Gemäss Zeuner ist es deshalb wichtig, dass Kulturmanager:innen es gelingt, die Relevanz von Kunst, Kultur und kulturellen Rechten sichtbar zu machen und sie es verstehen, auf politischer Ebene präzise sowie strategisch Einfluss zu nehmen.

Carina Neumer (Stv. Leitung Amt für Kultur der Stadt Winterthur) arbeitete ursprünglich als Tänzerin, bevor sie ihre Stelle beim Kulturamt der Stadt Schaffhausen antrat. Neumer kennt somit die Kulturszene als auch die Verwaltung und bringt verschiedene Perspektiven mit. In ihrer frisch aufgenommenen Arbeit beim Amt für Kultur der Stadt Winterthur ist es gerade diese Übersetzungsleistung zwischen Politik und Kulturszene, die es ihr ermöglicht, auf verschiedene Bedürfnisse zu reagieren und sich zu positionieren. Weiter sind es die während des MAS erworbenen Kenntnisse im rechtlichen und politischen Bereich, die es Neumer erlauben, ihre Rolle verantwortungsvoll wahrzunehmen.

Petra Barton Sigrist (Wissenschaftliche Mitarbeiterin Digitalisierung im Kupferstichkabinett des Kunstmuseum Basel) koordiniert die Digitalisierung der 300’000 Werke umfassenden Sammlung des Kupferstichkabinetts. Die Umsetzung solcher Grossprojekte verlangt nicht nur kunsthistorisches Wissen, sondern auch strategische Weitsicht und unternehmerische Fähigkeiten. Für Barton steht fest, dass es für Kulturmanager:innen unerlässlich ist, unternehmerisches und ökonomisches Denken an den Tag zu legen und über Kompetenzen im Bereich Fundraising zu verfügen. Denn letztlich ist es meist die Finanzierung, die entscheidend ist, ob ein Projekt erfolgreich ist oder nicht.

Ana Poëll (Co-Geschäftsleitung reflector) engagiert sich für eine nachhaltige Kulturbranche und unterstützt Kulturbetriebe auf dem Weg zu einer verantwortungsvolleren Praxis. In der Schweizer Kulturszene arbeiten rund 350’000 Menschen – ein enormer Hebel für positive Veränderungen, wie Poëll betont. Ausserdem leistet der Kulturbereich bereits heute viel Gutes für eine nachhaltige Entwicklung. In den kommenden Jahren gehe es um eine strategische Verankerung von Nachhaltigkeit in den Kulturbetrieben. Um diesen Prozess zu begleiten, müssten Kulturmanager:innen über Wandlungsfähigkeit und die nötige Portion Neugier verfügen.

Rudi Gehring (Kaufmännischer Leiter Winterthurer Kurzfilmtage)
Seit über 20 Jahren engagiert sich Rudi Gehring als Kulturmanager in der Winterthurer Kulturszene und hat unter anderem den Bereich Kommunikation im Salzhaus Winterthur aufgebaut. Seit 2024 verantwortet er nun die kaufmännische Leitung der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur und fungiert dort zudem als Co-Direktor. In seinem Inputreferat gewährt Gehring Einblicke in seine vielseitigen Rollen und die gesammelten Erfahrungen in den Bereichen Fundraising, Projektmanagement und Produktion. Ebenso sprach Gehring darüber, wie wichtig es ist, als Kulturmanager die Balance zwischen den eigenen Interessen und den Erwartungen des Publikums zu finden.

Judith Madeline Walter (Künstlerische Leitung Nebia · Bienne spectaculaire) kuratiert ein vielfältiges Programm im Bereich der darstellenden Künste, das sich sowohl an ein französisch- als auch deutschsprachiges Publikum richtet. Walter hat es sich zur Aufgabe gemacht, Schnittstellen zu identifizieren, zu dekonstruieren und produktiv zusammenzubringen. In Biel/Bienne, der grössten zweisprachigen Stadt des Landes, gehen die deutschsprachige und die französischsprachige Schweiz ineinander über und unterschiedliche Kulturen treffen sich. Walter setzt hier auf offenes Zuhören, Neugier und Perspektivenwechsel. So entstehen Räume, in denen unterschiedliche Bedürfnisse erkannt und miteinander verbunden werden.
Jubiläumsapéro & Networking
Zum Abschluss wurde im Foyer der Hochschulbibliothek mit geladenen Dozierenden auf das 25-jährige Jubiläum angestossen. Beim feierlichen Apéro riche entstand ein lebhafter, offener Austausch und der perfekte Rahmen, um Beziehungen zu vertiefen und neue Kontakte zu knüpfen. Der Dialog zwischen Alumni und Studierenden zeigte eindrücklich, wie lebendig das Netzwerk rund um den MAS Arts Management ist.
Herzlichen Dank für diesen schönen Bericht, liebe Aline!
Aline Ostergaard absolviert den MAS Arts Management an der ZHAW in Winterthur.