Eingabe löschen

Kopfbereich

Hauptnavigation

Gesundheit

Unheilbar kranken Menschen eine gute letzte Zeit ermöglichen

«Bejahe das Leben und erachtet das Sterben als normalen Prozess», dieser Leitsatz der palliativen Pflege steht auch für Pflegefachmann Frank Spichiger im Vordergrund. Er arbeitet im Lighthouse in Zürich, hat den Bachelor und Master of Science in Pflege am Departement Gesundheit absolviert und plant ein Doktorat mit dem Schwerpunkt Palliative Care. Damit er für eine selbstständige und unabhängige Pflege einstehen kann, engagiert er sich im Berufsverband Junger SBK und in der IG Swiss ANP.

Sie arbeiten im Lighthouse, Kompetenzzentrum palliative Pflege und Medizin, in Zürich. Warum haben Sie sich für die Arbeit mit unheilbar kranken Menschen entschieden?

Ich bin über ein Praktikum zu dieser Stelle gekommen. Der starke Fokus von «Care» hat mir sehr gefallen. Die Würde und die Autonomie der Patienten stehen dabei im Vordergrund. Wir finden kreative Lösungen für den Umgang mit Risiken, Wünschen und sind sehr serviceorientiert. Alle Angehörigen werden von uns mitbetreut, auch über den Tod des Patienten hinaus. Die interprofessionelle Zusammenarbeit mit flacher Hierarchie spricht mich an. Spannend finde ich die Vermischung der akut-somatischen, der psychiatrischen und der Langzeitpflege. An der Aufgabe, Menschen in ihren letzten Monaten zu pflegen, gefällt mir, dass wir wunderbare Momente schaffen können, in denen Leben passiert, in denen Beziehung gelingt und eine gemeinsame Entwicklung stattfindet, sowohl bei den Patienten, den Angehörigen wie auch im Team. Mit unserer Arbeit helfen wir Menschen, sich auf das Heute zu konzentrieren, auf Dinge, die sie beeinflussen können. Belastend finde ich, Sterbende angemessen zu pflegen, die nicht mehr kommunizieren und erst seit kurzer Zeit im Lighthouse sind.

Vor Kurzem haben Sie Ihren Master of Science abgeschlossen und überlegen sich, ein Doktorat zu machen. Warum haben Sie weiterstudiert?

Der Bachelor hat mir nicht gereicht, ich wollte mehr Freiheit in meinem Denken und Handeln. Und ich mag Herausforderungen. Ich fühle mich sehr privilegiert, Pflege auf diesem hohem Niveau studieren zu können. Dank dem gutem Coaching von meinen Dozenten konnte ich das Studium gut an meine klinische Tätigkeit anpassen. Seit Kurzem bietet das Lighthouse einen Konsiliardienst für Pflege- und Altersheime an; hierfür kann ich meine Kompetenzen aus dem Studium gut nutzen. Der wissenschaftlich-theoretische Anteil des Masters unterstützt die Mentoring-, Coaching- und Leadership-Aufgaben, die ich als Pflegeexperte habe. 

An einem Doktorat reizt mich die intellektuelle Herausforderung. Nachhaltige Forschung im Bereich Palliative Care wird aufgrund der demografischen Entwicklung an Wichtigkeit gewinnen. Ich finde, es gibt in der Forschung zu diesem Thema noch einige Lücken zu füllen. Handlungsbedarf gibt es auch von politischer Seite her – die spezialisierte Langzeitbetreuung wird in der Schweiz stiefmütterlich behandelt.

Sie engagieren sich beim Jungen SBK. Warum?

Vor allem aus Neugierde und um Kontakte aufzubauen. Zu viele Pflegende verlassen vorzeitig ihren Beruf. Ein Teil meines Antriebs ist, zu verstehen, warum das so ist und was es braucht, damit es im Pflegeberuf kompetenten und zufriedenen Nachwuchs gibt, der im Beruf bleibt. Die Initiative für eine starke Pflege ist ein weiteres grosses Thema für mich, da sie einen unabhängigen und selbstständigen Berufsstand fördert. Zudem mag ich den Austausch mit jungen Pflegenden, die in anderen Institutionen und Fachrichtungen arbeiten. Ich wünsche mir, dass sich keiner von uns Pflegefachpersonen alleine oder machtlos fühlt und wir eine gemeinsame Vision verfolgen können.