Was wäre, wenn...? Sechs Drachenkönig-Szenarien der öffentlichen Finanzen der Zukunft
Haben Sie sich schon einmal gefragt, was wäre, wenn ein Erdbeben Ihre Gemeinde erschüttert? Oder wenn plötzlich ein Vielfaches an Asylsuchenden in Ihrer Gemeinde untergebracht werden müsste?
Diese neue Publikation zeigt sechs Drachenkönig-Szenarien für die öffentlichen Finanzen der Zukunft der Schweiz auf. Drachenkönige sind seltene, jedoch prinzipiell vorhersehbare Ereignisse mit grossen Auswirkungen.
Sechs Szenarien
- Was wäre, wenn … die Schulden der Stadt Sonnetswil nicht mehr refinanziert werden können?
Prof. Dr. Sandro Fuchs - Was wäre, wenn … rigide Sparmassnahmen in der Bildung die Lehrpersonen zum Äussersten treiben?
Dr. Alma Ramsden - Was wäre, wenn … ein Grossbetrieb mit langjähriger Verankerung aus Birkwil am See wegzieht?
Lukas Augustin - Was wäre, wenn … ein ferner Bürgerkrieg die Gemeinde Stalgen an ihre Belastungsgrenze bringt?
Dr. Alma Ramsden - Was wäre, wenn … sich die Sozialhilfequote der Gemeinde Sonnenried innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt?
Dr. Alma Ramsden - Was wäre, wenn … ein Erdbeben die Gemeinde Steintal erschüttert?
Dr. Alma Ramsden
Drachenkönige
Drachenkönige bezeichnen seltene, aber grundsätzlich erkennbare Extremereignisse, die eine überproportional grosse Wirkung entfalten. Sie entstehen aus dem Zusammenspiel verschiedener Entwicklungen und schwacher Warnsignale (dem «Drachenei»), die lange Zeit unbeachtet bleiben. Wenn sich diese Dynamik zuspitzt, entsteht ein einschneidendes Ereignis (der «Drache»), das schliesslich massive finanzielle oder strukturelle Konsequenzen auslöst (das «Feuer»). Im Unterschied zu völlig unvorhersehbaren «Schwarzen Schwänen» gelten Drachenkönige als vorbereitbar: Wer die Signale erkennt, kann Massnahmen ergreifen und die Resilienz des Gemeinwesens deutlich erhöhen.
Szenariodenken
Szenariodenken ist eine strukturierte Methode, um unterschiedliche mögliche Zukünfte zu erkunden. Anstatt nur von aktuellen Trends auszugehen, stellt man bewusst die Frage: «Was wäre, wenn …?» Dadurch werden alternative Entwicklungen sichtbar, die im politischen und administrativen Alltag oft übersehen werden.
Für Gemeinden bedeutet Szenariodenken: Risiken frühzeitig erkennen, Wirkungsketten verstehen, Handlungsoptionen vorbereiten und die eigene Widerstandsfähigkeit stärken. Es ist weniger eine Prognose als ein Werkzeug, um Unsicherheiten zu managen und strategische Entscheidungen vorausschauender zu treffen.
Wie weiter?
Also wie weiter? Szenariodenken entfaltet nur dann Wirkung, wenn es aktiv in der Gemeinde angewendet wird. Verantwortliche sollen eigene Szenarien entwickeln, um Unsicherheiten früh zu erkennen und die Gemeinde widerstandsfähiger zu machen. Entscheidend ist nicht, Krisen zu verhindern, sondern vorbereitet zu sein, wenn sie eintreten. Szenariodenken stärkt Aufmerksamkeit, Kreativität und gemeinsames Lernen – und fördert damit eine nachhaltige finanzielle Führung.
- Relevantes Thema oder Warnsignale wählen
Erste Beobachtungen, Trends oder Risiken identifizieren, die auf Veränderungen hindeuten. - Leitfrage formulieren
Ausgangspunkt definieren, z. B.: «Was wäre, wenn …?» - Beobachtungen verknüpfen
Zusammenhänge herstellen und überlegen, wie Entwicklungen ein kritisches Ereignis auslösen könnten. - Szenario als Geschichte erzählen
Das Szenario narrativ formulieren, um es nachvollziehbar und greifbar zu machen. - Szenario im Team diskutieren
Einschätzen, wie wahrscheinlich es ist und welche Folgen es hätte. - Handlungsoptionen ableiten
Massnahmen, Frühwarnsysteme oder Reserven entwickeln, um für den Ernstfall vorbereitet zu sein.