Drei Fragen an Andreas Gerber-Grote, Direktor ZHAW Departement Gesundheit
Seit Anfang Mai ist Andreas Gerber-Grote neuer Direktor. Im Interview spricht er über seinen beruflichen Hintergrund und seine Ziele für das Departement Gesundheit.

Sie sind Theologe, Pädiater und Ökonom – was bringen Ihnen Ihre verschiedenen beruflichen Hintergründe für Ihr neues Amt?
Als Theologiestudent nahm ich an einem Austauschprogramm in den USA teil. Da wurden Studierende aller Religionen von Professorinnen und Professoren unterrichtet, die ebenfalls aus den grossen Weltreligionen kamen und sie auch praktizierten. In diesem Umfeld habe ich gelernt, was es bedeutet, interreligiösen Dialog zu führen. Es bedeutet, Positionen einfühlsam auszudrücken und die anderen zu verstehen, aber auch darauf gefasst zu sein, dass man sich in der Tiefe fremd bleibt, sich nicht versteht und dies nur feststellen kann. Aus diesen Erfahrungen lernte ich viel für den interprofessionellen und interdisziplinären Dialog.
Nachdem ich mehrere Jahre als Kinderarzt gearbeitet hatte, stiess ich in der Praxis an Strukturen und Grenzen, die klinisch sinnvolles Agieren manchmal verhinderten. Als ich Professor Karl Lauterbach – ein renommierter deutscher Gesundheitswissenschaftler und Gesundheitspolitiker – in einem Interview sah, war ich so begeistert von seinem Ansatz, dass ich mich direkt beworben habe. Er zeigte Visionen für das deutsche Gesundheitssystem auf, die mir aus dem Herzen sprachen. Ab Mai 2003 konnte ich an seinem Institut, dem Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) der Universität zu Köln, in seinem engeren Team mitarbeiten. 2009 wurde ich Ressortleiter Gesundheitsökonomie am nationalen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, kurz IQWiG. In den mehr als sechs Jahren am IQWiG habe ich auf europäischer Ebene in den Bereichen Gesundheitsökonomie und Erhebung von Patientenpräferenzen gemeinsam mit meinem Team entscheidende Akzente setzen können.
Letztlich haben mich mein Wunsch, das Feld Gesundheitswissenschaften in seiner ganzen Breite zu vertreten, und zugleich meine Vorstellung von respektvoller und leistungsstarker Führung, in einer grösseren Einheit umzusetzen, zu dem Wechsel nach Winterthur bewogen.
Was sind Ihre Ziele für das Departement Gesundheit?
Absolventinnen und Absolventen des Departements Gesundheit sollen national und international bei Arbeitgebern begehrt und umworben sein. Für die Forschung möchte ich erreichen, dass andere Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen weltweit auf uns zukommen und mit uns forschen wollen, weil wir gute Forschung machen, weil wir gute Ideen haben und bei ihrer Umsetzung innovativ sind. Zusätzlich zu den bestehenden Forschungsschwerpunkten möchte ich den strategischen Schwerpunkt «Kinder und Jugendliche und ihre Familien» fördern. Bei allem unserem Tun müssen wir uns fragen, wie wir interprofessionelle Lehre, Forschung und Weiterbildung so leben, dass unsere Absolventen und unsere Mitarbeitenden die interprofessionelle Zusammenarbeit aktiv gestalten können.
Sie sind von Köln nach Winterthur gezogen. Wie gefällt es Ihnen in Winterthur und wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Winterthur gefällt mir ausnehmend gut, auch wenn es bezogen auf die letzten 30 Jahre meines Lebens die wohl kleinste Stadt ist, in der ich gelebt habe. Das Quartier Hegi ist mein neues Zuhause. Dort schätze ich, dass es ein im Aufbruch befindliches Viertel ist, wo Neues entsteht. Seit meinem achten Lebensjahr spiele ich in meiner Freizeit Klavier. Ich treibe Sport und habe vor einigen Jahren mit Theaterspielen begonnen. Im letzten Jahr haben wir ein Stück über das Altsein auf die Bühne gebracht. Es macht mir Spass, mich in fremde Leben – hier in das eines 92-Jährigen – einzufühlen und dies für die Zuschauer nachvollziehbar darzustellen. Diese Hobbys möchte ich hier gern weiter verfolgen. Beim Joggen entdecke ich die schöne Umgebung von Winterthur.